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Stegmann, Carl von; Geymüller, Heinrich von; Stegmann, Carl von [Editor]; Geymüller, Heinrich von [Editor]
Die Architektur der Renaissance in Toscana: dargestellt in den hervorragendsten Kirchen, Palästen, Villen und Monumenten nach den Aufnahmen der Gesellschaft San Giorgio in Florenz; nach Meistern und Gegenständen geordnet (Band 4): Desiderio da Settignano, Giuliano da Maiano, Benedetto da Maiano, Mino, Andrea Sansovino, Il Cronaca — München: Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 1890

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.54598#0065
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SIMONE DEL POLLAIUOLO GEN. IL CRONACA

dann die weiteren drei Geschosse, nach oben leichter werdend,
aufsetzen. Für die Art der Umrahmung der Fenster- und Thür-
öffnungen mit einfachen Quadern, die aussen spizbogenartig nach
oben laufen, dürfte hier eines der frühesten Beispiele auftreten;

aussen und im Hof entsprechen dem Charakter anderer Arbeiten
Cronacas und ist nur die Einförmigkeit der drei Gurtsimse auf-
fällig; das Gurtsims im Hof hat Zahnschnitt. Die Kapitale an
den Säulen der Loggia3) und an jenen im Hofe, sowie die

eigentümlich erscheint
beim Thürbogen die ge-
ringe Breite der Wölb-
steine. Im beträchtlich
hohem Fries über der
Loggia, welcher sich glatt
auf den Holzarchitrav auf-
setzt und das Sparrensims
direkt aufnimmt, war wohl
auch früher Sgrafitto-
Ornament oder Malerei,
um ihn bedeutsam für die
ganze Fassade erscheinen
zu lassen. Die Sgrafitto-
Ornamente der Friese,
Rosetten und Fenster-
kanten sind schwungvoll
und zierlich; freilich haben
sie durch Restaurierung
gelitten. Die Behandlung
der Mauerfläche als Nach-


Gewölbekonsole der Ein-
gangshalle und in den
übrigen Räumen des Erd-
geschosses haben zier-
liche Ornamente und
gegenüber anderen die-
ser Zeit verhältnismässig
wenig Ausladung. Die
im Hofe sind korin-
thischer Ordnung mit
einer Blattreihe und jene
der Loggia folgen älteren
Beispielen mit Voluten der
kompositen Anordnung
und überhängenden Blät-
tern oder Palmetten auf
dem kanneliertem Halse
und immer sind die Orna-
mente voneinander ver-
schieden. Die Ausführung
der Steinarbeiten sowohl

ahmung von Quader-
mauerwerk ist die in
Florenz allgemein übliche und
soll nur bezüglich der Technik
hervorgehoben werden, dass
der Putzauftrag hier sehr dünn
ist. Auch an dem sonst ge-
bräuchlichen Schmuck von
eisernen Fahnenhaltern, Rin-
gen und Ecklaternen fehlt es
diesem Palast nicht und ist
besonders die Laterne her-
vorzuheben als eine gleich-
wertige Arbeit, wie jene am
Palast Strozzi. Sie stammen
sicher auch aus der Werkstätte
des Niccolö Caparra und zeigen
sehr zierliches Ornament.r)
Die schöne Hausthüre
nach dem Platze zu mit dem
Nägelbeschlag der Rahmen,
den schönen, geschnitzten Ro-
setten und den zwei eisernen

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Fig. 14. PALAST GUADAGNI.

GRUNDRISS VOM ERSTEN STOCK.

als auch der Sgrafittis ist
sehr sorgfältig und giebt
den Beweis von aufmerksamer
Bauaufsicht; nirgends zeigen
sich Risse oder Sprünge und
nur wo die Verwitterung der
»pietra bigia«, dem Steine,4)
welcher zum Bau diente,
Lücken gemacht hat und
diese nicht ergänzt sind,
kommen Schäden zu Tage.

ANDERE WERKE.
Die thätigkeit am
DOM ZU FLORENZ.
Die schon erwähnte Lieferung
von Steinrinnen fällt cinigejahre
früher wie die Ernennung zum
capomaestro am Dom, welche
—'am 23. Juni 1495 erfolgte.
Trotzdem er diese Stellung

Klopfern in Ringform mit geschnittenen Ornamenten ist in Fig. 16
dargestellt1 2). Sie bildet ein Schmuckstück des Baues.

Detail und Ausführung. Die Simsprofile

und jene der Säulen und Pfeiler, sowie der Fenster und I hüren

dreizehn Jahre bis zu seinem Tode behielt, war es ihm nicht
beschieden eine künstlerisch hervorragende Arbeit am Dom aus-
zuführen. Die ihm am 26. Juni 1498 übertragene Reparatur der
Laterne,6) die Bearbeitung von Marmorstücken, welche von
Lorenzo de’ Medici für den Domfussboden geschenkt waren,

1) Siehe im allgemeinen Teil den Abschnitt Ornamente.
2) Siehe auch im allgemeinen Teil den Abschnitt Portale und Thüren.
3) Eines davon ist abgebildet im Text zum allgemeinen Teil beim Ab-
schnitt Kapitäle.

4) Siehe im allgemeinen Teil den Abschnitt Technisches.
5) Villa Nuti. Carocci S. 197.
6) Cesare Guasti, la cupola di S. Maria del fiore S. 120 u. f.

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