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Argos, oder der Mann mit hundert Augen — 3.1793

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Nro. LXI
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https://doi.org/10.11588/diglit.47741#0501
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487
Stelle aus einer Rede
des. Bürger Scherer. *)
Gutes Volk, wenn du wahrhaft glücklich
sein willst, so darfst du gar keinen Pfaf-
fen mehr haben. Der eine betrügt dich wie
der andere; er mag Gefchworner, Predi-
kant, oder Rabbiner Herfen. Um dich da-
von zu überzeugen, so frage dich nur selbst:
Haben dich die Pfaffen besser gemacht oder
schlimmer? Gewiß das letzte, denn jemehr
Pfaffen du haktest, desto schlimmer wärest
du; und da doch mancher rechtschaffene ehr-
liche Mann unter denselben ist, der allen
Aberglauben verabscheut, ihn nur wider seinen
Willen beibehält, und an und für sich nur
die Wahrheit will, so frage dich: wann
rührte er dich, wann flößte er dir Liebe zur
Tugend, zur Rechtschaffenheit ein? Viel-
leicht durch seine Harlekins MaZkarade,
durch sein Hin-und Herspringen am Altäre,
durch seine großen mit pietistischer Miene be-
gleiteten tLcgenssprüche, Handefalkungen,
und dergleichen? Oder war es dann, wenn
er dir eine gute reine Sittenlehre vertrug?
Gewiß, durch das letzte rührte er dich»

*) Die ganze Rede wird bald abgedruckt,
und dann beim Ausgeber des Argos ab-
zuholen sein.
 
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