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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1977-1981(1977)

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Piirainen, Ilpo Tapani: Stadtbücher aus der Mittelslowakei
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https://doi.org/10.11588/diglit.51702#0059

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®_Stadtbuch von Kremnica (Kremnitz). Einband aus dem

Gebieten vorwiegend für liturgische Handschrif-
ten verfertigt worden waren, sind in mittelslo-
^akischen Archiven nicht vorhanden.9
4- Schrift und Illuminierung
Die Stadtbücher der Mittelslowakei sind
während der gotischen Schriftperiode entstanden.
Aufgrund der karolingischen Minuskeln wurde
Seit dem 11. Jahrhundert zuerst in Belgien und
^ordfrankreich durch Streckung der Buchstaben-
Schäfte und durch die Ausbildung von An- und
Abstrichen sowie vor allem durch die Brechung
a’ber senkrecht auf der Mittellinie stehenden
Schäfte die Textura entwickelt. Später sind sogar
bie Buchstabenbögen in gebrochene, winklig zu-
^m-rnengefügte Züge aufgelöst worden. Diese
^°rm der Textura, die auch als Gitterschrift be-
2eichnet wird, breitet sich in ganz Mitteleuropa
au's- Sie wurde bis zum 14. Jahrhundert für alle

Zwecke, danach nur noch für Prachthandschrif-
ten benutzt. Unter den mittelslowakischen Stadt-
büchern findet sich die Textura besonders aus-
geprägt auf den 14 Pergamentblättern des Stadt-
buches von Kremnica (Kremnitz) (Abbildung 7).
Die Gestaltung dieser Schrift vom Anfang des
15. Jahrhunderts ähnelt lateinischen liturgischen
Handschriften derselben Zeit und weilst darauf
hin, dass der Schreiber kein Notar war, sondern
der Richter und der Rat der Stadt Kremnica
(Kremnitz) ein Skriptorium mit der Fertigung
beauftragt haben.
Neben der Textura entwickelten sich seit dem
12. Jahrhundert ebenfalls überregional Notula-
schriften (gotische Kursive). Sie wurden zunächst
als Urkundenschrift benutzt und zeigen als Cha-
rakteristika Kurrenz, Linksneigung, Umbiegung
sowie vor allem eine Schleifenbildung. Die Notula
wurde im 14. Jahrhundert auch schon in Büchern
benutzt, und so ist z. B. das Stadtrechtsbuch von
Zilina (Sillein) im eigentlichen Codexteil (Abbil-
dung 5) sowie das Stadtbuch von Zvolen (Altsohl)
(Abbildung 8) in der Notula (gotischen Kursive)
geschrieben worden. In späteren Eintragungen
geht die Notulaschrift in eine Bastardschrift über,
wie sie z. B. für dais Stadtbuch von Banská Bystrica
(Neusohl) (Abbildung 9) charakteristisch ist.10
Eine Illuminierung kennen in der Mittelslo-
wakei nur das Stadtbuch von Kremnica (Krem-
nitz) und die Chronik der Stadt Banská Štiavnica
(Schemnitz). Der Maler der Handschrift aus Krem-
nica (Kremnitz) ist unbekannt (Abbildung 10). Er
zeigt in seinem Werk ähnliche gotische Stilmerk-
male wie Valentinus Gobil, der die Stadtchronik
von Banská Štiavnica (Schemnitz) (Abbildung 11)
illuminiert hat. Beide Maler aus der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts haben eine ähnliche künst-
lerische Haltung und gleiche Stilcharakteristika
wie zwei weitere Illuminatoren aus der Slowakei:
der Miniator des Bischofs von Vác im 1423 voll-
endeten Codex liturgischer Texte und Lieder
sowie der unbekannte Meister aus Bratislava
(Pressburg) im Wappenbrief der Stadt Košice
(Kaschau) aus dem Jahre 1502. Alle genannten
Illuminatoren weisen in ihren Werken ähnliche
Motive, Stilzüge und Farbengebung wie der
Flügelaltar von Hronský Beňadik (St. Benedikt)
auf.11
 
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