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Statuengruppe des Hl. Georg in Bratislava
IVAN RUSINA
I
Das grundlegende Werk zum Kennenlernen der
Statuengruppe des Hl. Georg1 im Kontext des
Gartens des erzbischöflichen Sommerpalais ist
Johann Lippays Buch Posoni kertP Jedoch ist
es für die kunsthistorische Forschung von keinem
grossen Wert, weil der Autor seine Aufmerksam-
keit auf die fachliche Seite konzentriert und nicht
auf die künstlerische Lösung. Das Buch besteht
aus drei Teilen, die der Komposition des Gartens
entsprechen, aus dem Teil, der estetischen Fragen
gewidmet ist, dann dem Gemüse und schliesslich
dem pomologischen Teil des Gartens. Eine wichti-
gere Ergänzung, die sich freier an dieses Buch
knüpft, ist der Rest einiger Graphiken, die der
Neffe Georg Lippays im Jahre 1663 anfertigte.
Das sind folgende Blätter: 1. Widmung, 2. Ge-
samtansicht des erzbischöflichen Gartens, 3. süd-
licher Springbrunnen, 4. westlicher Springbrun-
nen.
Diese sind die erste Quelle den Garten des
erzbischöflichen Sommerpajäis ikennenzulernen,
wenn auch lediglich von einer Sicht, vom Platz
der Darstellung aus. Zum Unterschied von der
literarischen Beschreibung (Müller, Bel) geben
sie jedoch ein Gesamtbild; durch die Kombina-
tion dieser graphischen Blätter und der Beschrei-
bung erhalten wir über den Charakter dieses Gar-
tens eine verhältnismässig vollständige Vorstel-
lung.
Die Komposition des Titelblattes ist symmet-
risch, sein grundlegender Teil bildet eine Dra-
perie, die den Text und die Widmung trägt. Die
Draperie wird von zwei ziemlich beleibten Engeln
gehalten, -sie haben die Draperie um die Schulter
geworfen und nur einer von ihnen hält -sie mit
der Hand- fest. Mit der anderen Hand halten beide
das Lendentuch mit reicher Girlande; die Girlan-
de des einen Engels ist aus Blumen, die des ande-
ren aus Obst zusammengestellt. Diese symboli-
sieren den Charakter des Gartens und vom forma-
len Standpunkt aus füllen sie die Blattfläche aus.
Im oberen Teil der Komposition ist eine Kartusche
mit dem Wappen des Erzbischofs Lippay, das
von beiden Seiten mit den Insignien seines Amtes
— Krüdke und Kreuz — ergänzt wird.
Das zweite Blatt erfasst den Garten in der
Gesamtsicht aus einer mässig erhöhten Sicht. Ihre
grundlegende Komposition gibt die Legende des
graphischen Blattes wieder, die folgend ist: A.
Palais, B. Kapelle, C. Obere Galerie, D. Untere
Galerie, E. Bassin, F. Labyrinth, G. Grotte, H.
zwei Springbrunnen, I. zwei Sonnenuhren, K.
zwei Springbrunnen — jeder in einer Exedra,
L. Italienischer Garten, M. Klause, N. Parnas,
0. Haus der Leibwächter, P. Perspektivansichten,
0. Obstgarten, R. Am-bitus diversi (verschiedene
Räumlichkeiten).
Die weiteren zwei Blätter stellen die Details
des Gartens und jedes von ihnen einen Spring-
brunnen mit einer Figuralstaffage dar. Das dritte
graphische Blatt bildet einen Teil des Gartens,
den Raum in dem der südliche Springbrunnen
untergebracht ist ab. Der Raum ist hinten mit Blät-
terwerk abgeschlossen, das über den Baumgipfeln
und dem Grottenturm hervorragt. Die Dominante
->
Georg Lippay und ein unbekannter -slowakischer Steinmetz,
Statuengruppe des Hl. Georg in Bratislava, um 1660
Statuengruppe des Hl. Georg in Bratislava
IVAN RUSINA
I
Das grundlegende Werk zum Kennenlernen der
Statuengruppe des Hl. Georg1 im Kontext des
Gartens des erzbischöflichen Sommerpalais ist
Johann Lippays Buch Posoni kertP Jedoch ist
es für die kunsthistorische Forschung von keinem
grossen Wert, weil der Autor seine Aufmerksam-
keit auf die fachliche Seite konzentriert und nicht
auf die künstlerische Lösung. Das Buch besteht
aus drei Teilen, die der Komposition des Gartens
entsprechen, aus dem Teil, der estetischen Fragen
gewidmet ist, dann dem Gemüse und schliesslich
dem pomologischen Teil des Gartens. Eine wichti-
gere Ergänzung, die sich freier an dieses Buch
knüpft, ist der Rest einiger Graphiken, die der
Neffe Georg Lippays im Jahre 1663 anfertigte.
Das sind folgende Blätter: 1. Widmung, 2. Ge-
samtansicht des erzbischöflichen Gartens, 3. süd-
licher Springbrunnen, 4. westlicher Springbrun-
nen.
Diese sind die erste Quelle den Garten des
erzbischöflichen Sommerpajäis ikennenzulernen,
wenn auch lediglich von einer Sicht, vom Platz
der Darstellung aus. Zum Unterschied von der
literarischen Beschreibung (Müller, Bel) geben
sie jedoch ein Gesamtbild; durch die Kombina-
tion dieser graphischen Blätter und der Beschrei-
bung erhalten wir über den Charakter dieses Gar-
tens eine verhältnismässig vollständige Vorstel-
lung.
Die Komposition des Titelblattes ist symmet-
risch, sein grundlegender Teil bildet eine Dra-
perie, die den Text und die Widmung trägt. Die
Draperie wird von zwei ziemlich beleibten Engeln
gehalten, -sie haben die Draperie um die Schulter
geworfen und nur einer von ihnen hält -sie mit
der Hand- fest. Mit der anderen Hand halten beide
das Lendentuch mit reicher Girlande; die Girlan-
de des einen Engels ist aus Blumen, die des ande-
ren aus Obst zusammengestellt. Diese symboli-
sieren den Charakter des Gartens und vom forma-
len Standpunkt aus füllen sie die Blattfläche aus.
Im oberen Teil der Komposition ist eine Kartusche
mit dem Wappen des Erzbischofs Lippay, das
von beiden Seiten mit den Insignien seines Amtes
— Krüdke und Kreuz — ergänzt wird.
Das zweite Blatt erfasst den Garten in der
Gesamtsicht aus einer mässig erhöhten Sicht. Ihre
grundlegende Komposition gibt die Legende des
graphischen Blattes wieder, die folgend ist: A.
Palais, B. Kapelle, C. Obere Galerie, D. Untere
Galerie, E. Bassin, F. Labyrinth, G. Grotte, H.
zwei Springbrunnen, I. zwei Sonnenuhren, K.
zwei Springbrunnen — jeder in einer Exedra,
L. Italienischer Garten, M. Klause, N. Parnas,
0. Haus der Leibwächter, P. Perspektivansichten,
0. Obstgarten, R. Am-bitus diversi (verschiedene
Räumlichkeiten).
Die weiteren zwei Blätter stellen die Details
des Gartens und jedes von ihnen einen Spring-
brunnen mit einer Figuralstaffage dar. Das dritte
graphische Blatt bildet einen Teil des Gartens,
den Raum in dem der südliche Springbrunnen
untergebracht ist ab. Der Raum ist hinten mit Blät-
terwerk abgeschlossen, das über den Baumgipfeln
und dem Grottenturm hervorragt. Die Dominante
->
Georg Lippay und ein unbekannter -slowakischer Steinmetz,
Statuengruppe des Hl. Georg in Bratislava, um 1660