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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1977-1981(1977)

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Rusina, Ivan: Statuengruppe des Hl. Georg in Bratislava
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https://doi.org/10.11588/diglit.51702#0118

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Svatý Jiří znamená Krista Spasitele
a drak satana zlého nepřítele,
Panna církev svatů znamená
kterážto jest krví vykúpená.
(Der Hl. Georg bedeutet Christus den Erlöser
und der Drache Satan ben bösen Feind,
die Jungfrau bedeutet die Hl. Kirche
die durch Blut befreit wird.)17
Müller sagt in 'seiner Beschreibung <deis Gartens
im Jahre 1653, „dass der Primas Georg heisst
sehen wir in der Mitte einen Teich mit der Statue
des Hl. Georg“.18 Die Statue ist nicht nur ein
Verzierungselement des Gartens, eine Verzierung
des Springbrunnens, aber auch die Allegorie
Georg Lippays als Kämpfer um die Kirche gegen
die Feinde, die die Reformationstendenzen reprä-
sentieren.19
Auf einem1 grob -abgeschliffenen Stein das die
fundamentale Fläche der ganzen Gruppe bildet,
liegt ein dreiköpfiger Drache. Er ist beflügelt,
sein Leib erinnert an eine Rieseneidechse mit
ausdrucksvoller Modellierung der Einzelteile. Die
Flügel sind aus halbkreisförmigen Häuten zwi-
schen den einzelnen fächerförmig ausgebreitetem
Flügelskelett zusammengesetzt. Das Maximum
von Aufmerksamkeit wird zur Darstellung seines
zentralen Teiles — auf die Köpfe konzentriert.
Die Köpfe sind in flacher Anordnung gelöst und
alle wenden sich Georg zu. Die Kopfform ist mär-
chenhaft; er ist die Verkörperung des Bösen in
einem nichtexistierenden Wesen des Tierreiches,
er ist aus der Phantasie des Künstlers gebildet.
Auf dem Fundament, und demnach auch über
dem Drachen bäumt sich das Pferd hoch auf,
mit den Hinterbeinen auf der Erde. Die Model-
lierung des Körpers als Ganzes ist verhältnis-
mässig vernachlässigt; angespannte Muskeln,
Sehnen, Adern treten nicht hervor, die die Span-
nung charakterisieren würden. Hingegen wendet
der Autor anderen Details grosse Aufmerksam-
keit zu, wie z. B. der Mähne, dem Schweif oder
den Hufen.
Auf dem sich aufbäumenden Pferd sitzt Georg.
Er ist nicht jung, eher älter, mit Bärtchen und
einem dichten Haarschopf. Darin Liegt die Ände-
rung der Lösung im Vergleich zu den üblichen
Darstallungen Georg des Jünglings. Georg ist

ein Kämpfer inmitten der Kampfbegeisterung; im
Antlitz müsste sich Konzentration' und Spannung
widerspiegeln. Seinem Antlitz fehlt jedoch die
Feinheit der anatomischen Modellation der Einzel-
teile; desgleichen fehlt ihm der adäquate Aus-
druck. In der Fland hält er eine Lanze, mit der
er den Drachen angreift. Die Arme hingegen
hängen herab, es fehlt ihnen Schwung und sie
deuten auch keine Schlagkraft an. Sichtlich ist
auch die Unkoordiniertheit des Körpers und der
Arme. Der Körper -steht den Armen fremd gegen-
über und er verhilft nicht in ihrer Gradation
zum verstärkten Schlag.
Eine der entscheidensten Bestandteile des Auf-
baus der freien Statue ist ihre Lösung im Raum;
die Beziehung des Umfangs -zur Umwelt. Das
Eingreifen der Einzelteile in Richtung nach Aus-
sen und rückwirkendes Einschliessen des umlie-
genden Raumes in die Statue. Der Hauptzug von
Lippays1 Georg ist jedoch nicht die Räumlichkeit
— das Aufrollen der Materia in den Raum, son-
dern Flachheit und Reliefhaftigkeit. Die Statue
wurde dazu bestimmt um an die Mauer gestellt zu
werden, d. h. einen Hauptanblick zu bieten. Die
Flachheit ist jedoch auch in der Beziehung des
Pferdes mit Reiter zum Drachen klar. Die gedach-
ten Ebenen, die ihre Körper durchbrechen, wei-
chen voneinander nur unscheinbar ab; einige
Einzelteile der Statuengruppe werden nicht in
den Raum, aber lediglich in eine Richtung, in der
Ebene der Fläche entwickelt. Der Drache, auch
wenn er mehrköpfig ist, wirft sich nicht aus
mehreren Richtungen auf Georg. Georg ist nicht
vom Körper des Drachens verdeckt und muss nicht
nach allen Seiten, nur von der Hauptsicht aus,
kämpfen. Infolgedessen auch die Anordnung der
Drachenköpfe; sie sind nicht in den Raum kom-
poniert, jedoch in die Ebene, die identisch mit
der Fläche des Pferdes ist.
Lippay Junior wählt eine Variante der Begeg-
nung des Hl. Georg mit dem Drachen im Kampfe.
Er wählt eine dynamische Komposition, in der das
entscheidende Wort Bewegung und Spannung
hat. Bewegung heisst die Gleichgewichtsstörung
einiger Umfänge vom Aspekt zum Ganzen; eine
Gleichgewichtsstörung zur Achse des Statuen-
schwerpunktes. Der Bildhauer weicht bei der
Lösung dieses Problems die Materie vom Schwer-
 
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