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punkt ab, womit er eine gewisse Spannung zwi-
schen den einzelnen Teilen erreicht. Im Zusam-
menhang mit dieser Lösung tritt jedoch ein kom-
pliziertes Problem in den Vordergrund. Wie löst
man technisch das „Balancieren der Materie“, da-
mit Spannung bleibt; wie hält man die „fallende“
Materie fest und weicht der Schwerfälligkeit aus.
Dieses Problem tritt sehr dringend in der Lösung
des sich auf bäumenden Pferdes in den Vorder-
grund. Seine Realisierung ist im wesentlichen
zweierlei:
a) die technische,
b) die bildnerische.
Unter dem Begriff technische Lösung verstehen
wir die Art, die bildnerische Mittel nicht anwen-
det, z. B. Komposition zur Lösung des Problems.
Zum Beispiel dient die Lösung der Hl. Georgs-
gfuppe von Henning von der Heyde. Das Gleich-
gewicht wird mittels einer Eisenstange erreicht,
die das Pferd mit Georg im Sprung stützt. Die
zweite Art ist die bildnerische; es ist eine Lösung,
die zum Unterschied zur ersten nicht ausgespro-
chen technische Mittel anwendet (Stütze), aber
das Problem aufgrund der Komposition einzelner
d eile bewältigt.
Es gibt zwei grundlegende Lösungstypen mit
Hilfe von Stützen. Äusser diesen gibt es noch
eine dritte Lösung, die ihre Kombination ist und
die sich auch beim Pressburger Georg bewährt.
In dieser Gruppe sind beide Arten im1 Erfassen
des Pferdes im Aufsprung ausgenutzt — die tech-
nische wie auch bildnerische. Die technische
Lösung ist durch die Spreize gegeben, durch einen
Steinpfeiler der aus dem Fundament heraus-
nächst und den Rumpf des Pferdes knapp hinter
den Vorderbeinen stützt. Dieser Steinpfeiler ist
eine genügende Stütze zur statischen Lösung des
Aufsprungs des Pferdes. Der Bildhauer jedoch
begnügte sich nicht mit dieser technischen Reali-
sierung. Er verwendet beide Flügel des Drachens
und ein Bein Georgs, wobei die Grundlösung
das Dreipunktsyistem der Stütze ist.
Ein Bestandteil der mitbildenden Bewegungs-
lösung ist die Auffassung des Aufsprungs. Dem
Bildhauer bieten sich Möglichkeiten an, von
denen wir die folgenden Grundtypen anfühen:
a) die organische Auffassung,
b) die konstruktive Auffassung.
Detail der Roland Fontane in Bratislava. Fotografie I. Ru-
sina
Unter dem Begriff organisch verstehen wir den
Einklang der Lösung in den Intentionen der ana-
tomischen Gestaltung und der Bewegung des
Pferdes. Als Beispiel dient der Salzburger Pega-
sus. Damit das Pferd aufgebäumt sein kann und
keine mechanische Hilfe braucht, ist es notwendig
den Schwerpunkt zu vermindern; dadurch wird
die Stabilität des Aufsprungs ohne unangenehme
Begleiterscheinungen, wie z. B. Schwerfälligkeit,
erhöht. Die zweite, weniger häufige Lösung der
organischen Bewegung ist der Fall, wenn das Pferd
im Augenblick des Auf Sprunges mit gespannten
Beinen erfasst ist, die in eine Linie mit dem Kör-
per kommen. In diesem Fall ist es unausweich-
bar auch die Stütze zu lösen.
In der Lösung, ,die wir als konstruktiv bezeich-
nen, wird die Beziehung der einzelnen Elemente
nicht organisch als Gesamtheit aufgefasst; der
Rumpf des Pferdes ist im- einzelnen konstruktiv
aufgefasst. Das sich aufbäumende Pferd ist nicht
in allen Teilen „einheitlich“ konzipiert, d. h. es
hat keinen einigenden Faktor (z. B. Aufsprung).
Während der Körper sich der Bewegung und
Spannung im Zustand der Aktion ergibt, ist der
hintere Pferdeteil, besonders die Beine im Ruhe-
zustand, im Augenblick des Stehens erfasst. Die
Konstruktivität liegt eben darin, dass in einem
Objekt gleichzeitig zwei nicht nur zueinander
aber auch im Hinblick auf die Gesamtheit unlo-
gische Bewegungen erfasst sind und die Gesamt-
wirkung daher abschwächen.
III
Den ersten Teil unserer Abhandlung über die
Hl. Georgstatue widmeten wir der Literatur. Aus
der angeführten Übersicht geht folgendes hervor:
punkt ab, womit er eine gewisse Spannung zwi-
schen den einzelnen Teilen erreicht. Im Zusam-
menhang mit dieser Lösung tritt jedoch ein kom-
pliziertes Problem in den Vordergrund. Wie löst
man technisch das „Balancieren der Materie“, da-
mit Spannung bleibt; wie hält man die „fallende“
Materie fest und weicht der Schwerfälligkeit aus.
Dieses Problem tritt sehr dringend in der Lösung
des sich auf bäumenden Pferdes in den Vorder-
grund. Seine Realisierung ist im wesentlichen
zweierlei:
a) die technische,
b) die bildnerische.
Unter dem Begriff technische Lösung verstehen
wir die Art, die bildnerische Mittel nicht anwen-
det, z. B. Komposition zur Lösung des Problems.
Zum Beispiel dient die Lösung der Hl. Georgs-
gfuppe von Henning von der Heyde. Das Gleich-
gewicht wird mittels einer Eisenstange erreicht,
die das Pferd mit Georg im Sprung stützt. Die
zweite Art ist die bildnerische; es ist eine Lösung,
die zum Unterschied zur ersten nicht ausgespro-
chen technische Mittel anwendet (Stütze), aber
das Problem aufgrund der Komposition einzelner
d eile bewältigt.
Es gibt zwei grundlegende Lösungstypen mit
Hilfe von Stützen. Äusser diesen gibt es noch
eine dritte Lösung, die ihre Kombination ist und
die sich auch beim Pressburger Georg bewährt.
In dieser Gruppe sind beide Arten im1 Erfassen
des Pferdes im Aufsprung ausgenutzt — die tech-
nische wie auch bildnerische. Die technische
Lösung ist durch die Spreize gegeben, durch einen
Steinpfeiler der aus dem Fundament heraus-
nächst und den Rumpf des Pferdes knapp hinter
den Vorderbeinen stützt. Dieser Steinpfeiler ist
eine genügende Stütze zur statischen Lösung des
Aufsprungs des Pferdes. Der Bildhauer jedoch
begnügte sich nicht mit dieser technischen Reali-
sierung. Er verwendet beide Flügel des Drachens
und ein Bein Georgs, wobei die Grundlösung
das Dreipunktsyistem der Stütze ist.
Ein Bestandteil der mitbildenden Bewegungs-
lösung ist die Auffassung des Aufsprungs. Dem
Bildhauer bieten sich Möglichkeiten an, von
denen wir die folgenden Grundtypen anfühen:
a) die organische Auffassung,
b) die konstruktive Auffassung.
Detail der Roland Fontane in Bratislava. Fotografie I. Ru-
sina
Unter dem Begriff organisch verstehen wir den
Einklang der Lösung in den Intentionen der ana-
tomischen Gestaltung und der Bewegung des
Pferdes. Als Beispiel dient der Salzburger Pega-
sus. Damit das Pferd aufgebäumt sein kann und
keine mechanische Hilfe braucht, ist es notwendig
den Schwerpunkt zu vermindern; dadurch wird
die Stabilität des Aufsprungs ohne unangenehme
Begleiterscheinungen, wie z. B. Schwerfälligkeit,
erhöht. Die zweite, weniger häufige Lösung der
organischen Bewegung ist der Fall, wenn das Pferd
im Augenblick des Auf Sprunges mit gespannten
Beinen erfasst ist, die in eine Linie mit dem Kör-
per kommen. In diesem Fall ist es unausweich-
bar auch die Stütze zu lösen.
In der Lösung, ,die wir als konstruktiv bezeich-
nen, wird die Beziehung der einzelnen Elemente
nicht organisch als Gesamtheit aufgefasst; der
Rumpf des Pferdes ist im- einzelnen konstruktiv
aufgefasst. Das sich aufbäumende Pferd ist nicht
in allen Teilen „einheitlich“ konzipiert, d. h. es
hat keinen einigenden Faktor (z. B. Aufsprung).
Während der Körper sich der Bewegung und
Spannung im Zustand der Aktion ergibt, ist der
hintere Pferdeteil, besonders die Beine im Ruhe-
zustand, im Augenblick des Stehens erfasst. Die
Konstruktivität liegt eben darin, dass in einem
Objekt gleichzeitig zwei nicht nur zueinander
aber auch im Hinblick auf die Gesamtheit unlo-
gische Bewegungen erfasst sind und die Gesamt-
wirkung daher abschwächen.
III
Den ersten Teil unserer Abhandlung über die
Hl. Georgstatue widmeten wir der Literatur. Aus
der angeführten Übersicht geht folgendes hervor: