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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0175
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ODYSSEUS Tafel LH

l51

Gefunden in der Catacombe di S. Cal/isto1) nach 1864.

Abbildung: Garrucci Storia della arte Cristiana V 1879
tav. 305 nr. 2. — Roller Lcs Catacombcs de Rome 188 1 II pl. 56
fig- 2-

Litteratur: de Rossi La Roma sotterranea Cristiana III 1877
P- 445; Garrucci a. a. O. p. 137; V. Schultze Archäologische
Studien über altchristlichc Monumente 1880 S. 13 A. 1; Matz
und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 188 1 II S. 459 Nr. 3 363;
Roller a. a. O. p. 34; Bolte De monumentis ad Odysseam pertinenti-
bus (Diss. inaug. Berol.) 1882 p. 35 i.

Ulixes, der hier sicher bartlos, also der Mode ent-
sprechend rasirt ist, steht in gewöhnlicher Weise an den
Mast gefesselt, dessen Segel gerafft sind, den Kopf lau-
schend nach rechts erhoben. Sein typisches Costüm, in
dem er 140. 141. 142. 143 erscheint, ist hier in die römische
Reisetracht umgewandelt, indem der Pileus zum Cucullus,
der Chiton zur Lacerna geworden ist. Die beiden Ru-
derer, die, wie auf 143 ihm zugewandt sitzen, tragen einen
dicken, die Brust und die beiden Arme freilassenden
Mantel; sie haben barbarischen Gesichtstypus und langes
Haar, sind also wahrscheinlich als Sklaven zu denken, so
dass die abenteuerliche Fahrt des Ulixes hier fast wie die
Lustreise eines reichen Römers erscheint. Die drei Sire-
nen, die unbeflügelt und völlig nackt sind, stehen rechts
am Ufer, seltsamer Weise dem Schiff des Ulixes den
Rücken kehrend. Die erste hält in der Linken die Leier,
in der Rechten das Plectrum, die zweite in der Linken eine
Rolle, während die Rechte vor die Brust erhoben ist, die
dritte in der gesenkten Rechten eine unförmlich grosse Flöte.

145) D. F. Ostia, Museum. Fig. 145. L. 0,26".
H. 0,26". Zeichnung von Koepp 1886.

Gefunden in Ostia bei den Ausgrabungen der Jahre 1853
bis 1873.

Rechte Ecke eines Sarkophagdeckels. Erhalten ist die
rechte Eckmaske, ein Jünglingskopf mit lockigem Haar, und
von der Reliefdarstellung der linke Flügel, die linke
Körperseite und das linke Vogelbein einer Sirene. Auf
der rechten Seite des Deckels war also das Abenteuer des
Ulixes mit den Sirenen dargestellt.

1451) F. Rom, Villa Pitocchi. Es war mir nicht
möglich zu der Villa Zutritt zu erhalten; auch eine Zeich-
nung war nicht zu beschaffen.

Litteratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
*88i II S. 459 Nr. 3362; Bolte De monumentis ad Odysseam
Pertinentibus (Diss. inaug. Bero/in.) 1882/». 35 e.

Das Fragment stammt von der linken Seite eines Sar-
kophags oder eines Sarkophagdeckels, dessen Mitte ein von
Zwei Amoren gehaltener Clipeus einnahm.

') Ein drittes in den Callistkatakomben gefundenes und von
von Duhn gleichfalls auf Ulixes und die Sirenen gedeutetes Deckel-
fragment (Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom II S. 460
3365) stellt vielmehr die Geschichte des Jonas dar.

„Odysseus in Exomis, auf dem Kopfe den Pileus, ist,
n. r. gewandt, an den Mast eines Schiffes gebunden. Zu
beiden Seiten von ihm je ein nackter Ruderer. V. r. oben
(1. fehlt) bläst eine Windgottheit, die nach hinten in einen
sich ringelnden Drachenschwanz ausläuft, in ein längliches
Horn, indem sie die L. an's Hinterhaupt legt. R. stehen
die Sirenen, alle e. f., den Kopf n. 1. wendend, mit Vogel-
beinen; alle in ein kurzes Gewand gehüllt, [das, von der
1. Schulter zur r. Seite geschlagen, r. Brust und Schulter
frei lässt]. Die erste hält Lyra und Plektron, die zweite
eine Flöte,1) eben so die dritte; es folgt ein Eros n. r.,
der einen Schild hielt; der übrige Theil des Reliefs fehlt.
[Im Wasser ein Delphin.] Späte rohe Arbeit." Matz
und von Duhn.

1452) D. F. verschollen, früher Rom, Villa Sa-
raffini.

Villa Saraffini ist um 1882 abgebrochen worden; über den
Verbleib der früher dort befindlichen Antiken habe ich Nichts er-
mitteln können.

Litteratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 459 Nr. 3364; Bolte De monumentis ad Odysseam
pertinentibus (Diss. inaug. Berol.) 1882 p. 35 f.

Das Fragment ist ungefähr die rechte Hälfte eines
Sarkophagdeckels, in dessen Mitte ein von zwei Amoren
gehaltener Clipeus angebracht gewesen zu sein scheint.

„Links ein Eros n. 1., der wohl einen Clipeus hielt.
Ganz r. (wohl an der Ecke) eine weibliche tragische Maske
mit einem Tuche über dem hohen Onkos. Dazwischen
Odysseus und die Sirenen. Nach r. fährt ein Schiff, in dessen
Mitte Odysseus (Kopf fehlt), in kurzer Exomis, an den
Mast gebunden ist. Hinten und vorn je ein Ruderer.
Ein Mann in Exomis, auf dem hinteren SchifFsrande stehend,
ist mit der Raae beschäftigt, an welcher vorn ein ge-
blähtes Segel. L. auf einem Felsen zwei Sirenen2) (Köpfe
fehlen), den Oberkörper in Chiton und Himation gehüllt,
unter dem die Vogelbeine hervorkommen; die vordere
spielte eine Kithara; was die zweite hielt, ist nicht mehr
zu erkennen. Späte Arbeit." von Duhn.

146) R. Schmalseite des Musensarkophags in Pal.
Sciarra, früher in Pal. Barberini, Rom. S. die Abbil-
dung auf S. 158 Fig. 146 nach Fabretti, da eine neue
Zeichnung bis jetzt nicht zu beschaffen war. Der ganze
Sarkophag in Band V dieses Werks.

Abbild ung: Fabretti De Columna Trajani syntagma 1683
p. 215. Danach Gronov Thesaurus graecarum antiquitatum II
1698 p. 7.

') Sollte dies nicht vielmehr die übliche Buchrolle sein?

2) Die Zweizahl der Sirenen ist auf Sarkophagen ebenso unerhört
wie die Stellung des Schiffs am r. Ende; sollte nicht vielmehr „Rechts
auf einem Felsen" zu lesen und in dem vermeintlichen Eros links die
dritte Sirene zu erkennen sein? Vgl. 142.

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