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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0180
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TROISCHER KREIS

senden Darstellungen derselben Scene auf einer calenischen
Schale (Klügmann Annali delV Instituto XLVII 1875 tav.
d'agg. N p. 292) und auf einigen Gemmen (Tischbein
Homer nach Antiken gezeichnet Taf. 3. Taf. 4. Taf. 5.
Taf. 6; danach Overbeck Bildwerke zum diebischen und
troischen Heldenkreis Taf. 33 Nr. 10. Nr. n. Nr. 12).
Unten ist Felsboden angedeutet. Der Hund Argus ist
auch auf 203 angebracht.

Die linke Schmalseite und die Rückseite sind völlig
leer gelassen; an der letzteren, die wahrscheinlich dicht
an die Wand der Grabkammer gerückt war, ist auch die
untere Randleiste abgeschnitten.

Durch die schlichte Decoration der Vorderseite und
die Beschränkung der figürlichen Darstellung 1 auf die rechte
Schmalseite nimmt dieser Sarkophag eine ganz singulare
Stellung ein, die wohl auch die Veranlassung war, dass er
von manchen Seiten für modern gehalten wurde. Mir
erscheint gerade diese Singularität als das beste Indicium
für seine Aechtheit, zumal die bildliche Darstellung auch
nicht den geringsten Anlass zu einer Verdächtigung bietet.
Wenn bei weitaus den meisten erhaltenen Sarkophagen die
eine, nicht für die Betrachtung bestimmte Schmalseite im
Vergleich mit der Vorderseite und der andern sichtbaren
Schmalseite vernachlässigt erscheint (vgl. z. B. 20 b. 22 a.
23b. 25a. 47b. 63a. 69a. 92b), so kann es nicht allzu
sehr befremden, dass hier einmal die eine Schmalseite
ganz schmucklos geblieben ist, zumal wenn man das
Monument an den Anfang der italischen Sarkophagfabri-
kation setzt, als sich ein fester Typus der Decorationsart
noch nicht entwickelt hatte. Dass der Sarkophag an
seinem rechten, dem Kopfende, höher ist, als am linken,
dem Fussende, was sich auch bei vielen anderen römischen
Exemplaren constatiren lässt (vgl. 1. 77), scheint mir ein
weiteres Argument für den antiken Ursprung abzugeben,
da ein moderner Fälscher schwerlich diese Eigenthümlich-
keit gekannt haben oder selbständig auf sie verfallen sein
würde. Der malerische Stil der figürlichen Darstellung ist
derselbe, wie auf dem Guirlandensarkophag 13g. Nach
allem diesem bin ich geneigt in diesem Sarkophag eines
der ältesten Erzeugnisse der italischen Fabrikation zu er-
blicken, das jedesfalls noch in das erste Jahrhundert, mög-
licherweise sogar in die Zeit des Augustus gehört.

151) F. Athen, Ethnikon (früher Kentrikon)
Museion. Fig. 151. L. 0,97. H. 0,71. Relieferhebung
0,09. Zeichnung von unbekannter Hand, vermuthlich aus
der Zeit von Matz' athenischem Aufenthalt 1809.

Bis vor kurzem im Garten der Königin. Alle früher
dort aufgestellten Sculpturen sind nach den von Michaelis 1861
eingezogenen Erkundigungen bei der Anlegung des Gartens oder
in den nächsten Umgebungen desselben an den Tag gekommen.

Abbildung: Wiener Vorlegeblätter Ser. D Taf. 12 Nr. 6

(nach einer 1883 angefertigten Zeichnung, die das Bruchstück
bereits mehr verstümmelt zeigt.)

Litteratur: Michaelis Archäologischer Anzeiger 1861 S. 177*
Nr. 9; Benndorf Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa I 1889 (Jahr-
buch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses IX) S. 105 A. 1.

Fragment von der Vorderseite eines griechischen
Sarkophags, der, wie zuerst U. Köhler erkannt hat, eine
Darstellung von dem Freiermord des Odysseus enthielt.
Am oberen Rand Astragalenschnur, dorisches und lesbi-
sches Kymation und Mäanderband, das rechts abgeschlossen
zu sein scheint, so dass das Stück an die rechte Ecke ge-
hören würde. Von dem unteren Rande ist Nichts erhalten.

Das Megaron, in dem der Kampf stattfindet, ist durch
eine lange Kline, deren Sitzbrett zum Theil erhalten ist,
angedeutet. Dahinter brennt auf hohem Untersatz eine
Lampe. Von den Figuren sind noch zwei Kämpfergruppen
in sehr fragmentirtem Zustand vorhanden. Links liegt rück-
wärts niedergesunken ein Freier an der Erde. Unter ihm
wird sein Mantel sichtbar, der auch um das linke Bein
geschlungen ist. Mit der rechten Hand stützt er sich auf
den Boden, der linke Arm war, wie der erhaltene Rest
lehrt, wagrecht vorgestreckt, die Hand vermuthlich mit
flehender Geberde erhoben. Von seinem Ueberwinder
ist das rechte Bein ziemlich vollständig und von dem
linken Bein wenigstens so viel erhalten, um erkennen zu
lassen, dass der Oberschenkel stark emporgehoben, die
Figur also im Ausschreiten nach links begriffen war. Zu
derselben Figur gehört ohne Zweifel die am oberen Rand
über dem dorischen Kymation erhaltene, einen Schwert-
griff umfassende rechte Hand. Die Figur war also im
Begriff, den hingestürzten Freier von oben mit dem
Schwert zu durchbohren. In ähnlicher, wenn auch nicht
ganz genau entsprechender Weise giebt in der Odyssee
Odysseus dem Freier Leiodes den Todesstoss, x V-6
äg dpa. (jmvrjsag %i§og el'Xsro X£lP' ^X3'!!
KsißE-Jov, 5 p' 'AysXccog diroitpos^Ks ya/taCs
KTsivö^og' tu TÖv ys kcct avysva jusggov sXaacev.
Immerhin ist es möglich, dass die Gruppe in freier künst-
lerischer Umgestaltung diese Scene darstellen sollte.1)

In der besser erhaltenen zweiten Gruppe dringt ein
mit der Chlamys bekleideter Jüngling nach rechts hin auf
einen der Freier ein; mit der Linken hob er den grossen
Rundschild empor, in der gesenkten Rechten hielt er das
Schwert, dessen Spitze auf seiner rechten Hüfte erhalten
ist; über die Brust läuft das Wehrgehäng, im Nacken hängt
ihm der Pilos. Wenn der Sieger in der ersten Gruppe
richtig als Odysseus erkannt ist, so kann dieser Krieger nur

*) Eine genaue Illustration der Scene giebt eine jetzt im Berliner

Antiquarium befindliche Reliefvase, welche Darstellungen zu % 310—375

mit beigeschriebenen Versen aus diesem Abschnitt enthält, also ganz
eigentlich ein scypbus Homerius.
 
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