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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0213
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SIEBEN GEGEN THEBEN Tafel LX

l95

avetpty' vtt' avTTjv aanth' slXi%ag Zijuag

tcXi/uatcog a/isißuv %itST hyjXdrccv ßdd-poc.

rßyj o' uTTspßaivovToc ysisa Tsiyscev

ßdXXsi fcepxvvä Xsug viv.
Ein den Capaneus darstellendes Gemälde des schon ge-
nannten Tauriskos (Plinius a. a. O.) kann als Vorlage für
diese Figur gedient haben.

Es folgt der Untergang des Amphiaraus. Mit Helm
und Panzer gerüstet steht der hier auffallender Weise
jugendlich gebildete Seher auf seinem von vier Rossen
gezogenen Wagen. Beim Anblick des sich plötzlich öff-
nenden Abgrunds stutzt das Gespann, und Amphiaraus, der

Stellung noch eine Abhängigkeit von den Worten des
Dichters finden V. 1410—1412.

Xaiov ßiv slg Toxkriad-sv djuföpsi Troba,
TTpoacc rd KOtXa yaarpog evXaßovßsvog'
Trpoßdg Bi köoXov "bs^iov ktX.
Die Abweichungen erklären sich übrigens genügend aus
dem künstlerischen Zwang, die beim Dichter sich nach
einander abspielenden Wechselfälle des Zweikampfes in
einem Moment zusammenzufassen. Die Vorlage der Gruppe
muss wieder ein berühmtes Gemälde gewesen sein, auf das
auch die nur in Einzelheiten etwas abweichenden Dar-
stellungen desselben Vorgangs in der Tomba Franqois in

mit beiden Händen die Zügel hält, beugt sich weit nach Vulci (abgeb. Monumenti deW Instltuto VII tav. 31; Noel des

vorn über. Aus der Erde steigt bis zur Brust Tellus
auf, mit erhobener Rechten den Seher begrüssend; beklei-
det ist sie mit einem die rechte Brust freilassenden Chiton;
ihr Haar fällt lose herab. Euripides Hikerid. V. 925—927
Kai juijv tov Oi/cXeovg ys yswaiov tokov
■Ssoi 'C&vt ävapTidaavTsg kg /j-vypvg yß-ovbg
avroig TS&p/7r7roig svXoyoüaiv sßtyav&g.
Darüber liegen auf einem überragenden Felsen drei andere
Heerführer getödtet, Parthenopaeus (Euripides Phoeniss.
V. 150. V. 1113), Hippomedon (V. 126. V. 1120) und Ty-
deus (V. 134. V. 1120). Alle drei tragen Helm und Panzer;
zwei von ihnen liegen auf dem Rücken mit weit nach
hinten zurücksinkendem Kopf; der dritte zwischen ihnen
ist auf die linke Seite gefallen, sein linker Arm ist weit
nach rechts ausgestreckt, während der rechte schlaff her-
abfällt.

Es folgt rechts der Wechselmord des Eteocles und
Polynices. Eteocles im Helm, von dem der lange Busch
erhalten ist, und auf der rechten Schulter gehefteter Chla-
mys, an der Seite die Schwertscheide, dringt auf den in
das linke Knie gesunkenen Polynices ein und stösst ihm
mit der Rechten das Schwert von oben in die Brust. Die
Function seiner abgebrochenen linken Hand ist ungewiss;
dass er damit, wie Pozzo's Zeichner annahm, seinen Gegner
beim Kinn fasste, ist schwer zu glauben. Polynices trägt
einen Helm und quer über dem Rücken das Wehrgehäng;
von seiner erhobenen linken Hand, die Fig. 184' richtig
ergänzt ist, rührt der Ansatz links vom Kopf des Eteocles
her. In die Rechte hat ihm der Ergänzer mit Recht
das Schwert gegeben, während sie Fig. 184' fälschlich
leer gelassen ist. Er ist im Begriff es seinem Bruder von
Unten in den Leib zu stossen, wie bei Euripides Vhoeniss.
V. i4Ip—j^22

£77 ydp ijUTTviccv ßpccyv,
ax'Qav aihypov ev Xvypü TrecYjßari,
ßöXig /jlsv, s^srsivs 0' slg Tjiiap %i<\)og
'ErsofcXiovg b Tipos-ds WoXwstKyg vreouv.
Dagegen weicht der Stoss des Eteocles von der Euripi-
deischen Schilderung ab, höchstens kann man in seiner

grabgemalde aus vulci

Vergers UEtrurie pl. 24 s. die
beistehende Textabbildung)
und auf einem etruskischen
Sarkophag aus Corneto im
Museum Gregorianum (abgeb.
Museo Gregoriano I tab. 96
nr. 3; Overbeck Die Bild we*rke
zum thebischen und troischen
Heldenkreis, Atlas, Taf. 5
Nr. 15) zurückgehen. Uebrigens
muss bereits der alte korin-
thische Typus der Scene auf
dem Kypseloskasten ganz ähn-
lich gewesen sein, Pausanias V 19, 6 rüv Ii OlliTrobog Ttailav
HoXvvs/ksi itstttcckoti eg yövv lirsiciv 'Ereo/cX^j.

Die ganze, aus diesen drei Unterabtheilungen gebildete
Mittelscene umfasst somit den Untergang von sechs der
argivischen Heerführer. Der siebente fehlt; es ist Adrast,
der im Anschluss an Euripides Vhoeniss. V. 160. V. 1134 mit
gezählt und als der allein Entkommende nicht dargestellt ist.

Die rechte Eckscene stellt die Bestattung des Poly-
nices vor. Links sitzen übereinander zwei mit der Be-
wachung des Leichnams betraute Wächter in Helm und
Panzer. Beide schlafen, der obere das Haupt auf beide
Arme neigend, der untere in mehr aufrechter Haltung den
rechten Arm auf den rechten Oberschenkel legend. Den
Schlaf der Wächter benutzend heben die Schwester Anti-
gone und die Gattin Argia den nackten Leichnam des
Polynices in die Höhe, um ihn fortzutragen und auf den
Scheiterhaufen zu legen. Antigone, die einen ärmellosen
Chiton mit gegürtetem Ueberschlag und einen bogenförmig
flatternden Mantel trägt, hat ihn mit beiden Armen um
den Leib gepackt, während Argia mit beiden Händen den
herabhängenden Kopf stützt. Argia hat dieselbe Tracht,
wie Antigone, nur hat sie sich bei der Todtenklage den
Chiton von ihrer linken Brust herabgerissen. An Antigone
ist das Gesicht, an Argia der Kopf, an Polynices der rechte
Arm modern. Hygin. fab. 72 Antigona soror et Argia con-
iunx dam noctu Polynicis corpus sublatum in eadem pyra, qua
 
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