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HIPPOLYTOS
wenig bekannt, dass man gewiss damals ziemlich allgemein
jenen Vers gegen die Absicht des Dichters auf den Theseus-
mythos bezog, wie es ja selbst die Scholien thun.
Zur Darstellung gebracht ist die Scene, wie Theseus
Ariadne auf der Insel Naxos schlafend zurücklässt. Links
liegt auf felsigem Grund Ariadne, im Typus der vatica-
nischen Statue, jedoch nach der anderen Seite gewandt, und
in Folge dessen mit vertauschten Extremitäten; auch ohne
Untergewand mit völlig entblösstem Oberkörper. Theseus,
in der Chlamys, setzt eben seinen linken Fuss auf die Schiffs-
treppe; die linke Hand hält die Keule; der rechte Arm
ging vom Leib ab; ein Ansatz ist am Rücken des Dieners
links erhalten, die Hand wird wie auf dem pompeianischen
Bild aus Casa del banchiere (Helbig Wandgemälde der Städte
Campaniens S. 256 Nr. 1221) mit schmerzlicher Geberde er-
hoben gewesen sein; der Kopf war nach Ariadne zurück-
gewandt. Ein im Schiff befindlicher, mit gegürtetem Aermel-
chiton bekleideter Diener streckt dem Theseus beide Arme
entgegen, um ihm beim Einsteigen behilflich zu sein, vgl.
das pompeianische Bild aus Casa del poeta (Helbig a. a. O.
S. 255 Nr. 1218) und die drei bei Sogliano Pitture murali
campaiie p. 96 »r. 531«. aufgezählten. Unter der Schiffs-
treppe ist ein Delphin angebracht. Im Hintergrund über
Ariadne erscheint ein weiterer Diener des Theseus, der
mit der Exomis bekleidet ist und einen Reisesack auf der
linken Schulter trägt. Ein dritter Diener, im gegürteten
Aermelchiton, ist im Begriff, ihm diesen abzunehmen.
Die Darstellung entspricht genau dem auf pompeia-
nischen Bildern (Helbig a. a. O. S. 255f. Nr. 1217—12,2,1,
Sogltano a. a. O. 96 nr. 531—533) üblichen Typus und
geht gewiss auf dasselbe Vorbild, wie diese, zurück. Auch
dem leider sehr ergänzten Friesrelief aus der Villa des
Hadrian, das jetzt im Vatican neben der Ariadne auf-
gestellt ist und hier nach einer der Güte E. Petersens ver-
dankten Photographie abgebildet wird (s. die Textabbildung;
relief im vatican.
vgl. Helbig Führer durch die Sammlungen klassischer
Alterthümer in Rom I2 S. 133 Nr. 220), liegt dasselbe
Original zu Grunde. Eigenthümlich ist dem Sarkophag
nur die Gruppe der beiden Diener mit dem Wollsack,
die aber in der Ausschiffungsscene des pergamenischen
Telephos-Frieses (Jahrbuch des Archaeologischen Instituts
III 1888 S. 51 L; vgl. ebenda XV 1900 S. 115 Taf. I 34)
eine entfernte Parallele hat.
Die linke Schmalseite Fig. 144a zeigt eine Sphinx von
strengem Typus mit ernstem Gesichtsausdruck; das Haar
scheint von einer Haube bedeckt zu sein. Die linke Vor-
dertatze legt sie auf einen nach oben gekehrten Widder-
kopf; vgl. II 158 a.
Die Rückseite Fig. 144 c stimmt genau mit II 22 c über-
ein, s. dort. Auch II 69c ist sehr ähnlich.
Arbeit des zweiten Jahrhunderts, wahrscheinlich aus der
Antoninenzeit.
145) F. Athen, Akropolis, in der Pinakothek, wo es
aber 1889 von Lechat vergebens gesucht wurde. Fig. 145.
L. 0,34. H. 0,28. Die Abbildung ist aus den Mittheilungen
des Athenischen Archaeologischen Instituts VII 1882 Taf. I 1
mit der üblichen Reduction wiederholt.
Seit 1880 bekannt.
Litteratur: A. MlLCHHÖFER Archaeologische Zeitung XXXVIII
1880 S. 182 b; L. von sybel Katalog der Skulpturen zu Athen 1881
S. 4C9 Nr. 6656; C. Robert Mittheilungen des Athenischen Archaeo-
logischen Instituts VII 1882 S. 58 ff.; A. Kalkmann a.a.O. S. 75
A. 108; Puntoni a.a.O. ß. 100; Lechat Bulletin de correspondance
hellenique XIII 1889 p. 323 71.2.
Das Fragment Fig. 145 stammt von einer genauen Replik
von 144. Erhalten sind der mit einer Haube bedeckte Kopf
der Peitho, der obere Theil des Artemis-Tempelchens und
von dem Knaben, der die Jagdtrophäe festnagelt, die
linke Hand mit dem Ende des Geweihes und der rechte
Arm mit dem Hammer.
146) D. F. Weimar, Grossherzogliches Museum (40).
Fig. 146. L. 0,41. H. 0,37. Rf. 0,02. Zu einer viereckigen
Platte ergänzt. Unten und an der rechten Seite ist die Um-
rahmung erhalten, die mit Bestimmtheit auf einen Sarko-
phag-Deckel deutet. Rechts scheint die Eckmaske weg-
gesägt zu sein. Zeichnung von Eichler 1892.
Früher im Wittumspalais; also vermuthlich zu Goethes Zeit in
Italien erworben. Im Museum seit dessen Gründung.
Litteratur: A. von zahn Katalog des Grossherzoglichen Museums
in Weimar 1869 Nr. 40 (5. Aufl. 1894 S. 8 Nr. 40); Conze Römische
Bildwerke einheimischen Fundorts in Oesterreich 1873 (Denkschriften
der Philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften XXII) S. 9 A. 5 ; Kalkmann a. a. O. S. 75 A. 108;
Puntoni a. a. O. p. 21 nr. 1.
Obgleich offenbar von dem Deckel eines grossen Stadt-
römischen Sarkophags stammend, muss das Fragment
HIPPOLYTOS
wenig bekannt, dass man gewiss damals ziemlich allgemein
jenen Vers gegen die Absicht des Dichters auf den Theseus-
mythos bezog, wie es ja selbst die Scholien thun.
Zur Darstellung gebracht ist die Scene, wie Theseus
Ariadne auf der Insel Naxos schlafend zurücklässt. Links
liegt auf felsigem Grund Ariadne, im Typus der vatica-
nischen Statue, jedoch nach der anderen Seite gewandt, und
in Folge dessen mit vertauschten Extremitäten; auch ohne
Untergewand mit völlig entblösstem Oberkörper. Theseus,
in der Chlamys, setzt eben seinen linken Fuss auf die Schiffs-
treppe; die linke Hand hält die Keule; der rechte Arm
ging vom Leib ab; ein Ansatz ist am Rücken des Dieners
links erhalten, die Hand wird wie auf dem pompeianischen
Bild aus Casa del banchiere (Helbig Wandgemälde der Städte
Campaniens S. 256 Nr. 1221) mit schmerzlicher Geberde er-
hoben gewesen sein; der Kopf war nach Ariadne zurück-
gewandt. Ein im Schiff befindlicher, mit gegürtetem Aermel-
chiton bekleideter Diener streckt dem Theseus beide Arme
entgegen, um ihm beim Einsteigen behilflich zu sein, vgl.
das pompeianische Bild aus Casa del poeta (Helbig a. a. O.
S. 255 Nr. 1218) und die drei bei Sogliano Pitture murali
campaiie p. 96 »r. 531«. aufgezählten. Unter der Schiffs-
treppe ist ein Delphin angebracht. Im Hintergrund über
Ariadne erscheint ein weiterer Diener des Theseus, der
mit der Exomis bekleidet ist und einen Reisesack auf der
linken Schulter trägt. Ein dritter Diener, im gegürteten
Aermelchiton, ist im Begriff, ihm diesen abzunehmen.
Die Darstellung entspricht genau dem auf pompeia-
nischen Bildern (Helbig a. a. O. S. 255f. Nr. 1217—12,2,1,
Sogltano a. a. O. 96 nr. 531—533) üblichen Typus und
geht gewiss auf dasselbe Vorbild, wie diese, zurück. Auch
dem leider sehr ergänzten Friesrelief aus der Villa des
Hadrian, das jetzt im Vatican neben der Ariadne auf-
gestellt ist und hier nach einer der Güte E. Petersens ver-
dankten Photographie abgebildet wird (s. die Textabbildung;
relief im vatican.
vgl. Helbig Führer durch die Sammlungen klassischer
Alterthümer in Rom I2 S. 133 Nr. 220), liegt dasselbe
Original zu Grunde. Eigenthümlich ist dem Sarkophag
nur die Gruppe der beiden Diener mit dem Wollsack,
die aber in der Ausschiffungsscene des pergamenischen
Telephos-Frieses (Jahrbuch des Archaeologischen Instituts
III 1888 S. 51 L; vgl. ebenda XV 1900 S. 115 Taf. I 34)
eine entfernte Parallele hat.
Die linke Schmalseite Fig. 144a zeigt eine Sphinx von
strengem Typus mit ernstem Gesichtsausdruck; das Haar
scheint von einer Haube bedeckt zu sein. Die linke Vor-
dertatze legt sie auf einen nach oben gekehrten Widder-
kopf; vgl. II 158 a.
Die Rückseite Fig. 144 c stimmt genau mit II 22 c über-
ein, s. dort. Auch II 69c ist sehr ähnlich.
Arbeit des zweiten Jahrhunderts, wahrscheinlich aus der
Antoninenzeit.
145) F. Athen, Akropolis, in der Pinakothek, wo es
aber 1889 von Lechat vergebens gesucht wurde. Fig. 145.
L. 0,34. H. 0,28. Die Abbildung ist aus den Mittheilungen
des Athenischen Archaeologischen Instituts VII 1882 Taf. I 1
mit der üblichen Reduction wiederholt.
Seit 1880 bekannt.
Litteratur: A. MlLCHHÖFER Archaeologische Zeitung XXXVIII
1880 S. 182 b; L. von sybel Katalog der Skulpturen zu Athen 1881
S. 4C9 Nr. 6656; C. Robert Mittheilungen des Athenischen Archaeo-
logischen Instituts VII 1882 S. 58 ff.; A. Kalkmann a.a.O. S. 75
A. 108; Puntoni a.a.O. ß. 100; Lechat Bulletin de correspondance
hellenique XIII 1889 p. 323 71.2.
Das Fragment Fig. 145 stammt von einer genauen Replik
von 144. Erhalten sind der mit einer Haube bedeckte Kopf
der Peitho, der obere Theil des Artemis-Tempelchens und
von dem Knaben, der die Jagdtrophäe festnagelt, die
linke Hand mit dem Ende des Geweihes und der rechte
Arm mit dem Hammer.
146) D. F. Weimar, Grossherzogliches Museum (40).
Fig. 146. L. 0,41. H. 0,37. Rf. 0,02. Zu einer viereckigen
Platte ergänzt. Unten und an der rechten Seite ist die Um-
rahmung erhalten, die mit Bestimmtheit auf einen Sarko-
phag-Deckel deutet. Rechts scheint die Eckmaske weg-
gesägt zu sein. Zeichnung von Eichler 1892.
Früher im Wittumspalais; also vermuthlich zu Goethes Zeit in
Italien erworben. Im Museum seit dessen Gründung.
Litteratur: A. von zahn Katalog des Grossherzoglichen Museums
in Weimar 1869 Nr. 40 (5. Aufl. 1894 S. 8 Nr. 40); Conze Römische
Bildwerke einheimischen Fundorts in Oesterreich 1873 (Denkschriften
der Philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften XXII) S. 9 A. 5 ; Kalkmann a. a. O. S. 75 A. 108;
Puntoni a. a. O. p. 21 nr. 1.
Obgleich offenbar von dem Deckel eines grossen Stadt-
römischen Sarkophags stammend, muss das Fragment