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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0109
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TAFEL LXVIII 208. 209

263

Olympus in vollständiger phrygischer Tracht, Mütze,
Aermelchiton und auf der rechten Schulter gehefteter
Chlamys, deren Zipfel er zum Antlitz emporhebt, um sich
die Thränen zu trocknen.

Die Mitte des Deckels nimmt das Brustbild des Her-
moeenes ein, in Haar- und Barttracht der letzten Anto-
ninenzeit und mit Tunica und Toga bekleidet. Hinter ihm
wird durch eine horizontal aufgehängte Guirlande, von
deren Enden zwei weitere Guirlanden herabhangen, eine
Art Portal gebildet. Zu beiden Seiten sind Apollo und
Diana sowie die zwei bei der Wettstreit-Scene ausge-
lassenen Musen gelagert, fast alle mit dem Ausdruck tiefer
Betrübniss, als ob sie um den Verstorbenen trauerten.
Links Apollo, den Kopf auf den linken Arm gelehnt, der
mit dem Ellenbogen auf einer Felserhöhung ruht, in der
erhobenen Rechten das Plectrum, bekleidet mit einer
auf der rechten Schulter gehefteten und über die Ober-
schenkel geschlagenen Chlamys. Links neben ihm sein
Greif, der. den Kopf nach rechts zurückwendet. Rechts,
in vollkommen symmetrischer Haltung, Diana, den Kopf
auf den rechten Arm gestützt, dessen Ellenbogen gleich-
falls auf eine Felserhöhung gestützt ist, in der Linken
den Jagdspeer, bekleidet mit einem geschürzten ärmel-
losen Chiton, um den als Gürtel eine kurze Chlamys ge-
wunden ist, und mit Jagdstiefeln. Rechts neben ihr, als
Pendant zu dem Greif des Apollo, ihr den Kopf zurück-
wendender Jagdhund. Das Jagdgeräth der beiden Ge-
schwister, ein aufrecht gestellter Köcher, an dem der
Bogen festgebunden ist, trennt sie von den beiden an den
Ecken ihnen zugewandt gelagerten Musen. Gegenüber

Apollo die Muse der Komoedie, Thalia, im gegürteten
Theaterchiton, einem um die Beine geschlungenen Mantel
und Schuhen; die linke Hand legt sie auf eine grosse
komische Maske, die auf ihrem linken Oberschenkel ruht;
die auf dem Boden liegende Linke hält nicht, wie man
erwarten sollte das Pedum, sondern ein Plectrum. Der
Kopf ist trauernd nach links gesenkt. Gegenüber Diana
liegt die Muse der Liebes-Lyrik, Erato, die linke Hand
auf die Chelys gestützt, die auf einer Felserhöhung
steht, in der erhobenen Rechten das Plectrum. Sie allein
zeigt keine Trauer; vielmehr ist ihr Kopf hoch empor-
gerichtet. Bekleidet ist sie mit einem ärmellosen gegür-
teten Chiton und einem um den Unterkörper geschlungenen
und über die linke Schulter geworfenen Mantel. Beide
Musen tragen über der Stirn den üblichen Federschmuck.
An jeder Ecke eine weibliche tragische Maske mit Stirn-
band.

Aus dem Ende des zweiten Jahrhunderts.
208'). F. (?) verschollen.

Von WiNCKELMANN zu Frascati in Villa Belvedere-Aldo-
brandini gesehen, sonst nirgends erwähnt.

Litteratur: WiNCKELMANN Monumcnti antichi incditi 1767
p. 194.; Stephani Campte rendu pour 1862 1863 S. 85 A. 5.

„In un bassorilievo nella villa Belvedere a Frascati . . .
si e conservata Pimmagine di simil Pallade (wie die auf
dem von Winckelmann a. a. O. Hr. 15 nach einer Zeich-
nung S. Bartoli's publicirten Gemälde aus den Traians-
thermen, vgl. oben S. 242) in piedi con una libia in
ciascheduna mano." Winckelmann. Nach dieser Beschrei-
bung vielleicht die linke Ecke einer Replik von 202—208.

4) VIERTE CLASSE.
EINSCENIGE SARKOPHAGE.

209) S. Genzano, Villa Cesarini. Fig. 209.
Fig. 209a. Fig. 209b. L. i,86. H. 0,57. T. 0,55. Rh. der
Vorderseite 0,08, der Schmalseiten 0,01. Zeichnung von
Eichler 1890.

Provenienz unbekannt; in der Litteratur, soweit es sich hat fest-
stellen lassen, bisher nicht erwähnt.

In der Mitte der Vorderseite Fig. 209 ein Medaillon
mit dem Brustbild der Verstorbenen, in der Frisur aus
dem Anfang des dritten Jahrhunderts, bekleidet mit Stola
und Palla, deren Saum die erhobene Rechte fasst. Unter
dem Medaillon ein auf dem linken Bein knieender, satyr-
hafter Jüngling, der es mit erhobenen Armen gestützt
zu haben scheint. Durch die Einschiebung dieses Me-
daillons drohte der Zusammenhang der einzigen auf dem

Sarkophag dargestellten Scene, Wettkampf des Mar-
syas mit Apollo, zerrissen zu werden. Um dies zu
corrigiren hat der Verfertiger die Nebenfiguren der beiden
Seiten zum Theil vertauscht, wodurch höchst originelle
Motive entstanden sind.

Auf der linken Seite der flötenblasende Marsyas mit
übertrieben gemeinen Gesichtszügen, lebhaft nach rechts
vorwärts schreitend. Ueber seine linke Schulter fällt ein
Pantherfell herab. Zwischen seinen Füssen liegt sein
Pedum, an dem eine Hirtentasche aufgehängt ist; vgl. 205.
Hinter ihm eine Fichte, also der Baum, an dem er später
seine Strafe erdulden wird; vor ihm ein Schaf, das sich
mit der rechten Hinterpfote am Maul kratzt. Links von
ihm folgt eine Muse, die offenbar als die massgebende
 
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