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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0140
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294

MELEAGER

nach links gewandt. Bekleidet ist er mit gegürteter
Exomis und Jagdstiefeln. Der Verwundete an der rech-
ten Ecke hat dieselbe Stellung wie auf 225. 226, aber
singulare Gewandung. Die auf der linken Schulter mit
zurückgeschobener Spange aufliegende und tief über dem
Rücken herabfallende Chlamys wird in der Hüftgegend
durch einen breiten Gürtel zusammengehalten. Ausserdem
trägt er ein Wehrgehäng, dessen einer Zipfel mit einem
wohl aus Metall zu denkenden Epheublatt geschmückt ist.
Die Füsse stecken in Jagdstiefeln. Rechts neben ihm ein
kleiner Baumstumpf. Endlich liegt noch zwischen den
Beinen des Hippolytus ein gestürzter Jagddiener mit
wolligem Haupthaar, Schnurr- und etwas Backenbart und
von barbarischem Gesichtstypus. Mit angstvoll zusammen-
gezogener Stirn und geöffnetem Mund streckt er den von
der Chlamys bedeckten linken Arm zur Abwehr dem Eber
entgegen, während die auf den Boden gestützte Rechte
das gezückte Schwert hielt, von dem noch der Griff er-
halten ist. Unter der auf der rechten Schulter gehefteten
Chlamys trägt er eine Exomis, ausserdem ein Wehrgehäng
mit der leeren Scheide und Jagdstiefel. Vgl. die ähnlichen
Figuren auf 154 c. 166. 219 b.

Die linke Schmalseite Fig. 228 a erinnert sehr an 216 a.
Ein nach rechts eilender jugendlicher Jäger, mit Chlamys
um den Schultern und einem grossen Speer in der Linken,
wendet wie befehlend den Kopf nach einem bärtigen Jagd-
diener zurück, der mit der Linken einen Speer schultert
und mit der Rechten einen Jagdhund an der Leine führte,
von dem nur der nach oben gekehrte Kopf und die eine
Vordertatze erhalten sind. Am linken Oberarm dieses
Jagddieners bemerkt man noch einen Rest der Chlamys.
Um das Haar trägt er eine wulstige gewundene Binde.

Den erhaltenen Rest der rechten Schmalseite, der jetzt
durch die Einmauerung der Untersuchung entzogen ist,
hat Eichler leider zu zeichnen unterlassen und sich auf

die Notiz beschränkt: „Guirlande tragender bärtiger Mann
mit Stock und Hut". Danach war hier noch ein Netz-
träger zu sehen, mit dem zum Aufstellen bestimmten
Stab in der Hand; ohne Zweifel wird ihm ursprünglich ein
zweiter gefolgt sein. Vgl. 221b (auch 151b) und für den
Hut 164 a.

Gute Arbeit der letzten Antoninenzeit, besonders be-
achtenswerth wegen der ausdrucksvollen Köpfe.

229) F. Fiesole, Archivio del Capitolo. Fig. 229.
L. 0,27. H. 0,40. Rh. 0,08. Zeichnung von Eichler 1883.

Nach DüTSCHKE's Erkundigungen in Fiesole selbst gefunden.

Litteratur: DÜTSCHKE Antike Bildwerke in Oberitalien II 1875
S. 235 Nr. 507.

Das Fragment Fig. 229 gehört zu einer kleinen Replik
von 225. 226. 228, die aber keineswegs ein Kinder-Sarko-
phag war. Am meisten Verwandtschaft hat es mit 228.
Erhalten ist ein Theil der ersten Scene. Links der wuch-
tig einherschreitende Orcus in ähnlicher Haltung und Be-
wegung wie auf 228, nur beugt er den Oberkörper mehr
vor und in der Rückwärtswendung des Kopfes, der hier
deutlich eine Glatze hat, liegt eine grössere Energie. Er
ist mit dem üblichen Pantherfell bekleidet, schultert mit der
Linken die Axt und trägt an der linken Hüfte einen grossen
geöffneten Köcher. Rechts von ihm steht Meleager, mit
der Chlamys um den Schultern und in der Linken eine
schräg gehaltene Lanze, deren unteres Ende er mit der
Rechten berührt; vgl. 226. Ueber seiner rechten Schulter
wird im Hintergrund der nach links blickende Kopf eines
jugendlichen Jägers, über seiner linken der eines zweiten
nach rechts blickenden sichtbar, der anscheinend bärtig
war; beide scheinen Chlamys zu tragen. Rechts wird Ata-
lante gefolgt sein.

Gute Arbeit des zweiten Jahrhunderts.

Tafel LXXVIII.

230) P. und D. Rom. 230 Villa Medici an der Rück-
seite des Casinos eingemauert, 230a Palazza Sciarra,
in dem früher als Redactionsbureau der Tribuna dienen-
den Zimmer über dem Kamin eingemauert. Fig. 230.
L. 2,27. H. 0,40. Rh. 0,07. Fig. 230a. L. 2,27. H. 0,29
(also auf unserer Tafel etwas zu wenig verkleinert).
Rh. 0,03. Zeichnungen von Eichler 1886 und 1888.

Die Vorderseite 230 befand sich in der Mitte des sechszehnten
Jahrhunderts in Pal. Valle-Capranica, wo sie im mittleren Theil
der Loggia scoperta an der rechten Seite unter einer Poseidonstatue
eingemauert war; aldrovandi Le Statue di Roma 1556 p. 219,
vgl. Michaelis Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen

Instituts VI 1891 S. 230 Nr. 59. Im Jahre 1584 wurde sie von dem
Cardinal Ferdinando de' Medici erworben und bald darauf an
ihrem jetzigen Platz eingemauert. Im Inventar der Raccolta Capra-
nica von 1584 [Documenti inediti per servire alla storia dei Mitsei
d"1 Italia IV /. 379, gatti Galleria di Firenze p. 366) wird die Platte
nicht besonders beschrieben, offenbar gehört sie zu den vndici faccie
di pili di piu sorte. — Auch der Deckel 230 a war im sechszchnten
Jahrhundert sehr berühmt und ist damals vielfach gezeichnet, später
auch von Bernardo Capitelli 1622^—-1637 (früher in der Bar-
berina, jetzt in der Vaticanischen Bibliothek X 1, 5 Fol. 254. 255,
bei bartsch nicht erwähnt) und von einem unbekannten Stecher
derselben Zeit (ebda X 1, 31) gestochen worden. Aber schon im
15. Jahrhundert scheint ihn Bertoldo di Giovanni (f 1491) für
 
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