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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0155
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TAFEL LXXXI. LXXXII DIE CALYDONISCHE JAGD 237—239 309

Tafel LXXXII.

23g) S. Salerno, Kathedrale. Fig. 23g. Fig. 23ga.
Fig. 23gb. L. 2,35. H. 0,79. T. 0,70. Die Vorderseite
Zeichnung von Eichler 1874; die Schmalseiten nach Ger-
hard Antike Bildwerke 1837 Taf. 116, 3. 4.

Zuerst 1767 von PiGONATl erwähnt, damals noch in der Abtei
San Benedetto.

Abbildung: Gerhard a.a.O. Taf. 116, 1. 3. 4.

Litteratur: andrea PiGONATl Stato presente degli antichi Mo-
numenti Siciliani 1767 in der Unterschrift zu tav. 47; gerhard Pro-
dromus II 1844 S. 368 f.; BRAUN Antike Marmorwerke 1843 S. 23;
Jahn Bullettino delV Instituto 1846 p. 131; Kekule a.a.O. p. 47.
p. 61; Helbig a. a. O. p. 82ss. (O); Stephani a. a. O. S. 96 Nr. 18;
Matz a. a. O. /. 77 ss. (O). p. 83; L. Staibano Guida del Duomo di
Salerno 1871 p. 22 nr. 22; dütschke Antike Bildwerke in Ober-
italien I 1874 S. 47; Ribbeck Die Römische Tragödie 1875 S. 509.

Die Vorderseite Fig. 23g enthält zwar auch dieselben
beiden Scenen wie 225 — 237, aber die erste, die Streit-
scene vor der Jagd, ist nach dem Schema der Antrags-
scene auf den römischen Hippolytus-Sarkophagen 161—-176
gänzlich umgestaltet. An dem Platz der Phaedra sitzt links
Diana auf einem Thron, mit hohem Diadem geschmückt
und mit geschürztem Chiton, um den eine kurze Chlamys
gürtelartig gewunden ist, und mit Jagdstiefeln bekleidet.
In ihrer Linken ist ein Rest des Bogens erhalten, der
rechte Arm war vorgestreckt, wahrscheinlich mit dem
Redegestus wie auf 240. Auf ihrem Rücken hängt der
Köcher. Neben ihr ruht, nach links gewandt, ihre Hindin.
Ueber ihr ist an der linken oberen Ecke, einem Wand-
schränkchen ähnlich, eine Aedicula mit gewundenen korin-
thischen Säulen, einem mit einem Kranz und Akroterien
geschmückten Giebel und etwas geöffneten Thürflügelh
angebracht, eine unverkennbare Reminiscenz an das hinter
Phaedra befindliche Diana-Heiligtum; s. 164. Diesem Tem-
pelchen nähert sich mit ehrfürchtiger Scheu der im Hinter-
grund befindliche O e n e u s in etwas gebeugter Haltung,
die Rechte nachdenklich ans Kinn gelegt. Er trägt einen
Chiton mit langen bis zur Handwurzel reichenden Aermeln
und hält in der Linken das Scepter. Meleager in Chla-
mys und Jagdstiefeln, die die Zehen freilassen, hält in der
Linken den Jagdspeer; er wendet den Kopf von Atalante
weg, die ihm lebhaft etwas ins Ohr zu flüstern scheint; eine
Umbildung der Gruppe des Hippolytus und der Amme;
vgl. z. B. 165. Der rechte Arm des Meleager ist gesenkt
und gebogen vorgestreckt; die Hand wird wohl eine sein
Bedenken ausdrückende Gebärde gemacht haben. Atalante
trägt die sog. Melonenfrisur und ist mit gegürtetem Chiton
und Jagdstiefeln bekleidet. Auf ihrem Rücken wird ein
grosser Köcher sichtbar. Sie sowohl wie Meleager scheinen
Porträtzüge zu tragen. Der Verfertiger hat die Scene wohl

so verstanden wissen wollen, dass Diana den Meleager ent-
weder vor der Jagd überhaupt oder vor Atalante warnt,
diese aber ihrem Liebhaber bittend zuredet. Rechts von
Meleager erscheint in ganz flachem Relief ein mit der
Chlamys bekleideter Mann, auf dessen Wange etwas
Backenbart angegeben ist. Er steht nach links gewandt
und ist wohl als der Doryphorus oder der Paedagoge des
Meleager zu denken. Ursprünglich war er fast ganz ver-
deckt durch einen die beiden Scenen, wie auf den Hippo-
lytus-Sarkophagen 164—173, trennenden Thorbogen, auf
dessen sichtbarer Aussenseite in drei Feldern übereinander
eine in Vorderansicht stehende nackte Figur, vielleicht
ein missverstandener Panzer, dann Schild und Schwert
und endlich zwei gekreuzte Schilde angebracht sind;
vgl. 173.

Durch diesen Thorbogen ist eben Orcus hindurchge-
schritten. Er wendet den mit einer wulstigen Binde ge-
schmückten Kopf nach links zurück und schultert mit der
Linken das Beil, beides wie auf 228 und 22g. Seine
Tracht besteht in dem typischen Pantherfell; ein Köcher-
band ist nicht angegeben. Mit der Rechten führt er, wie
auf 235, einen ziemlich grossen Hund an der Leine, wäh-
rend ein kleiner neben ihm her springt. Von den Dios-
curen führt der im Vordergrund befindliche sein galop-
pierendes Pferd mit der Rechten am Zügel und erinnert
hierdurch sowie durch seine Kopfwendung an den einen
der Dioscuren von Monte Cavallo; vgl. auch 230 und 234.
An der Seite trägt er das Schwert, in der Linken hält er
die Lanze. Seine Gewandung besteht in einer auf der
rechten Schulter gehefteten Chlamys, Jagdstiefeln und dem
Pileus, auf dessen Spitze ein Stern angebracht ist, vgl.
246. Sein Pferd ist mit dem üblichen Pantherfell bedeckt.
Zwischen seinen Füssen steht ein das Wild witternder
Hund. Hingegen sitzt sein im Hintergrund angebrachter
Bruder auf seinem Ross, wie die Dioscuren auf den
Sarkophagen der zweiten griechischen Classe und ihren
römischen Nachbildungen 220 — 224. Mit der Linken fasst
er den Zügel des sich bäumenden Thieres, in der Rechten
hält er den Speer. Natürlich trägt er die gleiche Ge-
wandung wie sein Bruder mit demselben Stern am Pileus.
Meleager und Atalante wie auf 230—237, beide wieder
mit Porträtzügen, ersterer mit einer Binde im Haar und mit
Jagdstiefeln. Auch der Eber und die beiden Hunde wie ge-
wöhnlich, jedoch greift der erste Hund nicht an, sondern
sitzt mit erhobenem Kopf und mit erhobener linker Vorder-
pfote zwischen den Beinen des Meleager und ist der zweite,
der den Eber in den Unterkiefer beisst, nach links ge-
wendet, wie auf den griechischen Hippolytos-Sarkophagen
der zweiten Classe 152c. 154c. Eine gänzlich neue Gestalt
 
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