TAFEL LXXXVIII DAS JAGDMAHL 2661—271 ^31
den Dioscuren links auf 2661. Sie trägt einen ge-
gürteten ärmellosen Chiton und hält in der Linken einen
Becher. Ihr Blick ist nach rechts gerichtet, aber nicht auf
Meleager, der wohl in ihrem Nachbar zu erkennen ist,
sondern in die Ferne. Meleager hält in der Rechten einen
leeren Kantharus, der linke Arm ruht auf dem Felsen. Be-
kleidet ist er mit der Chlamys. Der rechts neben ihm
sitzende Jäger, auf dessen Benennung verzichtet werden
muss, gleicht ihm aufs Haar, nur legt er die rechte Hand
auf den Felsen und hält den Becher in der linken. Beide
haben einen nachdenklichen, fast traurigen Gesichtsaus-
druck. Dann folgen die beiden Dioscuren in Pileus und
Chlamys und gleichfalls mit dem Becher in der Linken.
Der erste hält in der gesenkten Rechten eine Hypothymis
(vgl. 2641) und neigt das Haupt betrübt auf die linke
Schulter. Sein Bruder legt die rechte Hand auf den weit
zurückgelehnten Kopf; vgl. 2642. 2661. Rechts von ihm ist
noch der nach rechts gewandte Oberkörper eines weiteren
Jagdtheilnehmers erhalten, der mit einem Mantel bekleidet
zu sein scheint, vielleicht Theseus, wie auf 265. Unter
seinem aufgestützten rechten Ellenbogen ist der kleine Rest
eines Zweiges erhalten. Also scheint hier, wie auf 2661,
ein Baum angebracht gewesen zu sein. Der Kopf der zu-
letzt genannten Figur muss, wie ihr Körper, nach rechts,
von den übrigen Gästen abgekehrt gewesen sein. Diese
Körperwendung sowie die Betrübnis auf den Gesichtern
der übrigen Figuren erklärt sich wohl aus dem Anblick
des Oeneus, der, wie auf 2641 und wahrscheinlich auch auf
266r, von rechts herbeigeeilt sein wird; auch der Blick der
Atalante war wohl auf ihn gerichtet.
Das kleinere Fragment gehört unzweifelhaft zur linken
Eckscene und ist daher im Micseo .Chiaramcmti richtig links
von dem grössern eingemauert. Erhalten ist der Ober-
körper eines jungen Mannes, der mit beiden Armen einen
Schlauch emporhebt, offenbar um ihn in den Krater aus-
zugiessen. Rechts bemerkt man den oberen Theil eines
zweiten, jedesfalls am Boden stehenden Schlauches. Es
versteht sich, dass diese Figur dem Jüngling entspricht,
der auf 2641. 2642. 265. 2661 und wahrscheinlich auch auf
267 die Amphora in den Krater entleert. Oben in der
rechten Ecke der winzige Rest einer Baumkrone. Dieser
Scene entsprechend wird rechts wie auf 2641 der todte
Eber mit drei Jagddienern dargestellt gewesen sein.
Aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts.
270) D. F. Göttingen, Universitäts-Museum.
Fig. 270. L. 0,36. H. 0,29. Zeichnung von H. Schenck
nach Photographie 1898.
Von H. dressel um 1885 in Rom erworben.
Auf diesem Fragment Fig. 270 sind aus der Dar-
stellung des Gelages drei Figuren erhalten. Links Me-
leager, der den Kopf weit in den Nacken zurückwirft
und mit der Rechten den Zipfel seiner grossen Chlamys
vor den Leib vorzieht; der rechte Arm war seitwärts
ausgestreckt, gewiss wieder nach dem Becher, den ihm
ein Diener dargeboten haben wird, vgl. 2641. 2642. 265.
Dann die beiden Dioscuren, gleichfalls in ungewöhn-
lich grosser Chlamys. Die Hände des neben Meleager
sitzenden sind gebrochen, doch wird er wohl, wie auf
2641. 269, in der Linken einen Scyphus, in der Rechten
eine Hypothymis gehalten haben, von der vielleicht noch
eine kleine Spur auf dem Felsen zu erkennen ist. Da-
gegen hält sein Bruder in der linken Hand die Lanze.
Im Hintergrund ist ein Parapetasma aufgespannt wie auf
2641. 2642 und 266. Ob die Scenen wie auf 2641. 2642.
267. 269 oder wie auf 265. 266. 2661 angeordnet waren,
ist nicht zu entscheiden.
271) D. F. Halle, Archaeologisches Museum der
Universität; früher vollständiger Rom, Vigna Vagno-
lini (jetzt Colonna)
beim sog. Columba-
rium der Freig-elasse-
nen des Aug-ustus an
r 271
der Via Appia (Canina
Via Appia I p. 65), jenseits der Kirche Domine quo vadis.
Fig. 271 (im Text). L. des vollständigen Deckels 1,63,
des erhaltenen Bruchstücks 0,65. H. 0,24. (Schimberg).
Um 1888 von Schimberg und K. Wernicke an der bezeich-
neten Stelle gesehen und beschrieben. Nach Erkundigungen, die
1903 bei dem Vignajuolen eingezogen wurden, vor einigen Jahren
an den Kunsthändler innocenti in Rom verkauft, bei dem sich in-
dessen nur noch das oben abgebildete rechte Drittel mit der Heim-
tragung vorfand. Dank der Munificenz des Herrn Hofrath Max Baum-
Gärtel in Berlin konnte es für das Museum in Halle erworben werden.
Litteratur: Schimberg Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen
archaeologischen Instituts in Rom III 1888 S. 97; Le Blant Ccmptes-
rendus de V Academie des Inscriptions Ser. IV Tom. XVI 1888 111;
Corpus Inscriptionnm Latinarum VI 31769.
,,Sarkophagdeckel. Von den bartlosen Eckmasken fehlt
die linke; in der Mitte die ovale Inschrifttafel:
D- M •
ET • MEMORIAE -TITI
SVLPICI • SERA
Nl• C • V
Links Gelage nach der kalydonischen Jagd, Atalante mit
vier Helden gelagert, vor ihnen der Eberkopf. Rechts
von der Inschrift Meleagers Heimtragung, ein nach rechts
fahrendes Zweigespann mit Führer und Begleiter. Weiter
rechts drei Männer die Leiche tragend. Noch weiter hin
Oeneus vorausschreitend und zurückblickend, in der Linken
Scepter, die Rechte nach rückwärts ermunternd erhebend.
Ganz rechts ein Stück Stadtmauer. Der untere Theil
dieser Seite ist zum Theil wes-ffebrochen." Briefliche Mit-
theilung von K. Wernicke.
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den Dioscuren links auf 2661. Sie trägt einen ge-
gürteten ärmellosen Chiton und hält in der Linken einen
Becher. Ihr Blick ist nach rechts gerichtet, aber nicht auf
Meleager, der wohl in ihrem Nachbar zu erkennen ist,
sondern in die Ferne. Meleager hält in der Rechten einen
leeren Kantharus, der linke Arm ruht auf dem Felsen. Be-
kleidet ist er mit der Chlamys. Der rechts neben ihm
sitzende Jäger, auf dessen Benennung verzichtet werden
muss, gleicht ihm aufs Haar, nur legt er die rechte Hand
auf den Felsen und hält den Becher in der linken. Beide
haben einen nachdenklichen, fast traurigen Gesichtsaus-
druck. Dann folgen die beiden Dioscuren in Pileus und
Chlamys und gleichfalls mit dem Becher in der Linken.
Der erste hält in der gesenkten Rechten eine Hypothymis
(vgl. 2641) und neigt das Haupt betrübt auf die linke
Schulter. Sein Bruder legt die rechte Hand auf den weit
zurückgelehnten Kopf; vgl. 2642. 2661. Rechts von ihm ist
noch der nach rechts gewandte Oberkörper eines weiteren
Jagdtheilnehmers erhalten, der mit einem Mantel bekleidet
zu sein scheint, vielleicht Theseus, wie auf 265. Unter
seinem aufgestützten rechten Ellenbogen ist der kleine Rest
eines Zweiges erhalten. Also scheint hier, wie auf 2661,
ein Baum angebracht gewesen zu sein. Der Kopf der zu-
letzt genannten Figur muss, wie ihr Körper, nach rechts,
von den übrigen Gästen abgekehrt gewesen sein. Diese
Körperwendung sowie die Betrübnis auf den Gesichtern
der übrigen Figuren erklärt sich wohl aus dem Anblick
des Oeneus, der, wie auf 2641 und wahrscheinlich auch auf
266r, von rechts herbeigeeilt sein wird; auch der Blick der
Atalante war wohl auf ihn gerichtet.
Das kleinere Fragment gehört unzweifelhaft zur linken
Eckscene und ist daher im Micseo .Chiaramcmti richtig links
von dem grössern eingemauert. Erhalten ist der Ober-
körper eines jungen Mannes, der mit beiden Armen einen
Schlauch emporhebt, offenbar um ihn in den Krater aus-
zugiessen. Rechts bemerkt man den oberen Theil eines
zweiten, jedesfalls am Boden stehenden Schlauches. Es
versteht sich, dass diese Figur dem Jüngling entspricht,
der auf 2641. 2642. 265. 2661 und wahrscheinlich auch auf
267 die Amphora in den Krater entleert. Oben in der
rechten Ecke der winzige Rest einer Baumkrone. Dieser
Scene entsprechend wird rechts wie auf 2641 der todte
Eber mit drei Jagddienern dargestellt gewesen sein.
Aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts.
270) D. F. Göttingen, Universitäts-Museum.
Fig. 270. L. 0,36. H. 0,29. Zeichnung von H. Schenck
nach Photographie 1898.
Von H. dressel um 1885 in Rom erworben.
Auf diesem Fragment Fig. 270 sind aus der Dar-
stellung des Gelages drei Figuren erhalten. Links Me-
leager, der den Kopf weit in den Nacken zurückwirft
und mit der Rechten den Zipfel seiner grossen Chlamys
vor den Leib vorzieht; der rechte Arm war seitwärts
ausgestreckt, gewiss wieder nach dem Becher, den ihm
ein Diener dargeboten haben wird, vgl. 2641. 2642. 265.
Dann die beiden Dioscuren, gleichfalls in ungewöhn-
lich grosser Chlamys. Die Hände des neben Meleager
sitzenden sind gebrochen, doch wird er wohl, wie auf
2641. 269, in der Linken einen Scyphus, in der Rechten
eine Hypothymis gehalten haben, von der vielleicht noch
eine kleine Spur auf dem Felsen zu erkennen ist. Da-
gegen hält sein Bruder in der linken Hand die Lanze.
Im Hintergrund ist ein Parapetasma aufgespannt wie auf
2641. 2642 und 266. Ob die Scenen wie auf 2641. 2642.
267. 269 oder wie auf 265. 266. 2661 angeordnet waren,
ist nicht zu entscheiden.
271) D. F. Halle, Archaeologisches Museum der
Universität; früher vollständiger Rom, Vigna Vagno-
lini (jetzt Colonna)
beim sog. Columba-
rium der Freig-elasse-
nen des Aug-ustus an
r 271
der Via Appia (Canina
Via Appia I p. 65), jenseits der Kirche Domine quo vadis.
Fig. 271 (im Text). L. des vollständigen Deckels 1,63,
des erhaltenen Bruchstücks 0,65. H. 0,24. (Schimberg).
Um 1888 von Schimberg und K. Wernicke an der bezeich-
neten Stelle gesehen und beschrieben. Nach Erkundigungen, die
1903 bei dem Vignajuolen eingezogen wurden, vor einigen Jahren
an den Kunsthändler innocenti in Rom verkauft, bei dem sich in-
dessen nur noch das oben abgebildete rechte Drittel mit der Heim-
tragung vorfand. Dank der Munificenz des Herrn Hofrath Max Baum-
Gärtel in Berlin konnte es für das Museum in Halle erworben werden.
Litteratur: Schimberg Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen
archaeologischen Instituts in Rom III 1888 S. 97; Le Blant Ccmptes-
rendus de V Academie des Inscriptions Ser. IV Tom. XVI 1888 111;
Corpus Inscriptionnm Latinarum VI 31769.
,,Sarkophagdeckel. Von den bartlosen Eckmasken fehlt
die linke; in der Mitte die ovale Inschrifttafel:
D- M •
ET • MEMORIAE -TITI
SVLPICI • SERA
Nl• C • V
Links Gelage nach der kalydonischen Jagd, Atalante mit
vier Helden gelagert, vor ihnen der Eberkopf. Rechts
von der Inschrift Meleagers Heimtragung, ein nach rechts
fahrendes Zweigespann mit Führer und Begleiter. Weiter
rechts drei Männer die Leiche tragend. Noch weiter hin
Oeneus vorausschreitend und zurückblickend, in der Linken
Scepter, die Rechte nach rückwärts ermunternd erhebend.
Ganz rechts ein Stück Stadtmauer. Der untere Theil
dieser Seite ist zum Theil wes-ffebrochen." Briefliche Mit-
theilung von K. Wernicke.
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