Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0196
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3SO

MELEAGER

in der Linken eine Lanze trägt und den rechten Arm auf
die Brust des greisen Königs legt. Der zweite Begleiter
zur Linken des Thestius ist nach seiner Gewandung, ge-
schürzter Tunica, Chlamys und Stiefeln, zu urtheilen, ein
Diener. Soweit die starke Zerstörung ein Urtheil ge-
stattet, scheint er den linken Arm des Königs gestützt
zu haben. Vgl. 296. Nach der Zeichnung des Coburgensis
Fig. 287' war er gleichfalls bärtig.

Die linke Schmalseite Fig. 287a zeigt die That der
Althaea, und zwar beschränkt sich die Darstellung, wie
auf 285 a, auf die Figuren der Königin und der Furie.
Doch nähern sich beide hier mehr als auf 285a dem ge-
wöhnlichen auf 226 b. 275—278. 281 vorliegenden Typus.
Althaea, in aufrechterer Haltung als sonst, fasst mit der
Linken einen Zipfel ihres bogenförmig flatternden Mantels,
vgl- 275- 277- 278- Die Furie entspricht in ihrer Haltung
und Bewegung im Ganzen der Furie auf 226b. 275. 277.
278. 281. Doch streckt sie hier gegen Althaea die linke
Hand aus, in der sie nach der CoBURGENSis-Zeichnung
Fig. 287'a eine kurze Fackel gehalten zu haben scheint.
Den undeutlichen und sehr zerstörten Gegenstand in ihrer
gesenkten Rechten möchte man nach derselben Zeichnung

für eine Geissei halten; vgl. 285a. Ihre Gewandung be-
steht in einem geschürzten Chiton mit Ueberschlag, um
den gürtelartig eine kurze Chlamys gewunden ist, und
kurzen Stiefeln. An ihrem Haar sind vielleicht schwache
Spuren von Kopfflügeln zu bemerken.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 287b ist, wie an der
linken Ecke von 283. 285. 286, die todbringende Begegnung
Meleagers mit Apollo angebracht; doch ist ein etwas
späterer Moment dargestellt, als dort; der Gott hat den
Pfeil bereits auf den Bogen gelegt und ist im Begriff ihn
abzuschiessen. Auf dem Rücken trägt er den Köcher und
darüber die im Winde weit zurückflatternde Chlamys.
Meleager scheint plötzlich zusammenzubrechen; den Kopf
wendet er nach links; in der gesenkten Rechten hält er
am Wehrgehäng das in der Scheide steckende Schwert;
vgl. 286. Wie auf 283. 285. 286 trägt er Helm und
Schild; seine Chlamys ist hier auf der rechten Schulter
geheftet und bedeckt den grössten Theil seiner Brust. Es
liegt hier also derselbe Typus wie auf 274 (= 304) und
303 a vor, nur nach der anderen Seite gewandt.

Schlechte Arbeit, wohl aus der ersten Hälfte des dritten
Jahrhunderts.

Tafel XCVII.

288) F. Rom, Vatican, Museo Chiaramonti (690).
Fig. 288. L. 1,12. H. 0,53. Zeichnung von Eichler 1885.

An der linken Ecke des oberen Randes die moderne Inschrift:
«ÄVI • ANTINOI ■ ADR • CAES • CONSECRATIO • Ein früherer Besitzer des
Stücks hat also in der Darstellung die Bestattung des antinous
sehen wollen, vermuthlich weil er den gepanzerten Oeneus für
hadrian hielt. Es ist möglich, dass das Fragment dasselbe ist,
das Aldrovandi in casa di Fra Guiglielmo (d. i. der bekannte Bild-
hauer guiglielmo del PlOMBO oder della porta, Vgl. II S. 94)
a le boteghe oscure, presso la piazza de Mattet gesehen hat und Le
Statue di Roma 1556 p. 232 folgendermassen beschreibt: Vi sono
ancho fragmenti di una pila, dove varie figure sono, e vi si porta con
grandi attezze a sepelire uno huomo. Die Ausdrücke varie figure
und grandi attezze scheinen besser auf 288 zu passen als auf das in
Pal. Mattei befindliche Fragment 295, an das man wegen der Nach-
barschaft sonst denken möchte. Auch ist es vielleicht kein Zufall,
dass Aldrovandi unmittelbar vorher eine vermuthlich in der Nähe
jener Fragmente aufgestellte moderne Büste des Antinous erwähnt.

Abbildung: Archaeologische Zeitung VIII 1850 Taf. XX 2.

Litteratur: aldrovandi a.a.O.; Beschreibung der Stadt Rom
II 2, 1834, S. 83 f. Nr. 688; massi Descrizione dci Musei Vaticani,
il Museo Chiaramonti p. 221 nr. 690; gerhard Archaeologische
Zeitung a.a.O. S. 219 ff. ; Kekule a.a.O. p. 52 nr. 12; Helbig
a. a. O. 89 n. 1. p. 101 u. 1; matz a. a. O. p. 99 (B).

Auf diesem Fragment Fig. 288, das von einer Replik
von 283. 285. 286 oder von 287 herrührt, ist die rechte

Hälfte der Scene von Meleagers Heimtragung erhalten.
Der fast ganz weggebrochene hinterste Träger war, wie
auf 287, gerüstet. Von seinem Helmbusch ist ein Stück
unter dem oberen Rand erhalten und auf seiner linken
Schulter erkennt man noch einen Rest des Panzers. Die
Beine des Sterbenden werden hier von drei Dienern gefasst,
die alle mit geschürzter Aermeltunica bekleidet sind. Der
die Füsse haltende wendet seinen Kopf nach links zurück
wie auf 287, vgl. 231; der zweite stützt die Beine unter
der Kniekehle; der dritte, auf dessen Schultern die Füsse
des Getragenen ruhen, ist wie gewöhnlich dargestellt.
Meleager hält sich, wie auf 286, mit der linken Hand
an der rechten Schulter des einen Trägers fest, während
sein linker Ellenbogen, gleichfalls wie auf 286, von dem
Paedagogen gestützt wird, dessen rechter Arm hier hinter
dem Rücken des Getragenen verschwindet. Ueber der
linken Schulter des Paedagogen wird der nach links ge-
wandte Kopf einer alten Frau mit barbarischem, beinahe
negerhaftem Gesichtstypus sichtbar, die jedesfalls die Amme
des Meleager vorstellen soll. Links von dem Paedagogen
sieht man den bärtigen Kopf eines nach rechts schreiten-
den Mannes, der mit einer auf der rechten Schulter ge-
hefteten Chlamys bekleidet ist. Der dem Zuge voran-
eilende Oeneus ist hier mit einem römischen Panzer,
Sagum und Stiefeln bekleidet; vgl. 290. Die Linke hält
 
Annotationen