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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0200
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356

MELEAGER

300) D. F. Arezzo, Museo publico. Fig. 300.
L. 0,58. H. 0,23. Rh. 0,05. Zeichnung von Eichler 1883.

Zu Gori's Zeit in dem Camaldulenser-Kloster 5. Maria in
Gradibus.

Abbildung: Gori Inscriptiones graecac et romanae III 1743
tav. 44, links etwas vollständiger. Fig. 300' (im Text).

Litteratur: Gori a.a.O. p. CXXXVIIIj.; Helbig a.a.O. 100;
matz a. a. O. p. 99 (E); heydemann Mittheilungen aus den Antiken-
sammlungen in Ober- und Mittelitalien (Drittes Hallisches Winckel-
mannsprogramm) 1879 S. 106 Nr. 9.

Auf diesem Deckelfragment Fig. 300 ist rechts der
Oberkörper des sterbend heimgetragenen Meleager er-
halten. Er ist hier ungewöhnlicher Weise mit einer auf
der rechten Schulter gehefteten Chlamys bekleidet und
trägt im Haar ein Band; die Augen sind wie auf 299 ge-
schlossen, der Mund wie stöhnend geöffnet. Der ihn unter
die Achseln fassende, mit einer Aermeltunica bekleidete
Träger hebt hier seinen bärtigen Kopf etwas empor. Ueber
der linken Schulter Meleagers erscheint ein in Vorder-
ansicht gestellter jugendlicher Leidtragender, der sich mit
der Rechten auf die Brust schlägt. Auffallender Weise ist
er völlig nackt. Links folgt, wie stets, der Streitwagen,
neben dessen Rossen ein mit der Aermeltunica bekleideter
bärtiger Mann herschreitet, der sich mit der Rechten das
Gesicht bedeckt, vgl. 283 und auch 286. Der gleichfalls
mit der Aermeltunica bekleidete Wagenlenker hat nach
Barbarenart das Haar auf dem Scheitel zu einem Schopf
zusammengebunden. Für die Haltung des Speeres vgl. 297.
Dem Wagen folgt ein berittener Dioscur in Pileus und
Chlamys, fast ganz in Vorderansicht. Mit Sicherheit ist
daher anzunehmen, dass der andere Dioscur der Gruppe
mit dem sterbenden Meleager vorausritt, vgl. 231. Links
von dem erhaltenen Dioscuren ist noch die Hälfte eines

300'

bogenförmig flatternden Mantels erhalten; die Bruchstelle
an seiner Einknickung muss von dem linken Ellenbogen
einer mit ihm bekleideten Frau herrühren, deren linker
Seitencontur noch in dem Bruch an der linken Ecke
einigermassen zu erkennen ist. Gori's Zeichner J. Dom.
Ferretti hat diese offenbar damals schon stark verstüm-
melte Frauengestalt noch ganz wiedergegeben Fig. 300',
aber wie er sich auch sonst starke Missverständnisse zu
Schulden kommen lässt, sie verkehrter Weise ganz nach
links ins Profil gestellt, was schon durch die noch jetzt
erkennbaren Reste als ganz unmöglich erwiesen wird.

Vergleicht man diese und Ferretti's Zeichnung mit 275 —
278, so kann es kaum zweifelhaft sein, dass hier an der
linken Ecke des Deckels Althaea dargestellt war, wie
sie das verhängnisvolle Scheit ins Feuer wirft.

Schlechte Arbeit aus dem Anfang des dritten Jahr-
hunderts.

301) F. F. Rom, Villa Medici, das grössere Frag-
ment an der Rückseite des Casino, das kleinere an einer
Gartenmauer angebracht. Fig. 301. L. 0,64. H. 0,35.
Fig. 301a. L. 0,32. H. 0,20. 301 Zeichnung von Eichler
1886; 301a Zeichnung von H. Schenck nach Photo-
graphie 1899.

Das grössere Fragment 301 ist seit der ersten Hälfte des Cinque-
cento nachweisbar.

Alte Zeichnungen von 301: Polidoro da Caravaggio
(zwischen 1517 und 1527) in der Königl. Kupferstichsammlung in
München. — M. de Voss Fol. 8 r. — ToPHAMlANUS Eton Bm XII
Fol. 49 (Calderi).

Litteratur: zoega App. Fol. 372 Nr. 7; Matz a. a.O. /. 99 (I);
Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881 II S. 403 f.
Nr. 3263. Nr. 3265.

Das erste Fragment Fig. 301 enthält den grösseren
Theil der Scene von Meleagers Heimtragung. Von dem
Wagen, dessen Deichsel in einen Löwenkopf ausläuft, sind
nur die beiden Pferde erhalten. Dahinter der weinende
Begleiter wie auf 231. 287. 291. 297. 299, besonders ähn-
lich der entsprechenden Figur auf 231. Der sterbende
Meleager trägt, wie auf 300, Chlamys und Kopfbinde;
auch sind seine Augen wie dort und wie auf 299 ge-
schlossen. Seine linke Hand ruht auf dem linken Knie.
Von seinen drei Trägern wendet der hintere, der mit
Aermeltunica und Stiefeln bekleidet ist, den Kopf wie auf
231 zurück; der die Füsse des Sterbenden auf seinen
Schultern tragende erscheint wie gewöhnlich. Ueber ihm
sind von dem dritten Träger nur noch der rechte Ober-
arm und der angrenzende Theil der Brust erhalten. Der
sich zu Meleager niederbeugende Paedagoge ist mit
Aermelchiton und Mantel bekleidet und hält in der linken
Hand einen Stab. Im Hintergrund ist ein Parapetasma
ausgespannt.

Gute Arbeit, wohl noch aus der ersten Hälfte des
zweiten Jahrhunderts.

Auf dem zweiten Fragment Fig. 301a die Gruppe des
alten Thestius mit seinen beiden Führern vgl. 231. 287.
296, doch sind nur die Oberkörper der drei Figuren
erhalten und auch diese sind sehr zerstört. Indessen erkennt
man noch, dass der Chiton des Thestius hoch gegürtet
war und dass auf seiner linken Schulter ein Zipfel des
Mantels auflag, wie auf 296. Seine zwei Begleiter sind mit
gegürteter Aermeltunica und Chlamys bekleidet, also beide
 
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