Sogen tragen ^'). Alle drei Seiten des Schreins, der an den Kanten
mit Figurentabernakeln besetzt ist, sind hier offen und mit Gittern
geschützt. Der Kranz besteht aus ungekreuzten Eselsrückenbogen,
die jeder für sich durch eine Fiale vom Nachbarn getrennt sind. Der
wagerecht umziehende Stab durchschneidet den von kleiner Kreuz-
blume gekrönten Scheitel eines jeden, und Krabben- und Ranken-
werk durchzieht sie allenthalben. Beim Marburger Sakramentshaus
springen je zwei Bogen im Winkel über jeder Schreinseite vor ").
Das Obergeschoß besteht aus schlanken Stegen, die in Abständen
übereinander in Kränzen eingebunden werden aus Frauenschuh oder
kreuzenden Bogen. Die innen aufsteigenden gedrehten Säulen sind
ab und zu im von Bogen und Stegen begrenzten Ausschnitt sicht-
bar. Die Bekrönung bildete in Pelikan, Symbol des eucharistischen
Christus
Zweite Gruppe: Tabernakel mit reichem Fuß.
Als Beispiel der zweiten Gruppe diene das Tabernakel der
Probsteikirche Dortmund (Abb. 1). Es ist Zufall, daß auch dies
wieder nur zur Hälfte vor der Wand ausgebildet ist. Das Dortmun-
der und das Tabernakel in Marienfeld sind die einzigen dieser Art
in später Zeit; alle anderen sind vollrund und nur an einer Seite
lose angelehnt ^). Der Fuß hat sich noch um eine äußerste Säulen-
stellung vermehrt, die hier sogar ihre einzelnen Bestandteile zu Kerh-
tabernakeln umbildet oder ihnen Tabernakel anheftet. In dieser
Häufung ein und desselben Motivs ist ein doktrinärer Zug nicht zu
verkennen. Die äußersten Säulen ruhn auf dem Rücken von kleinen
Löwen. Unterhalb der reich mit Laubwerk gefüllten Kehle am
Schreinsockel spannen sich flache Korbbogen, von denen tief wie
Spitzenränder ausgezackte Maßwerkblenden herabhängen. Im schat-
tigen Innern verbinden kreuzende Bogen die Säulchen miteinander,
ßchrein und Kranz sind, in der Durchführung virtuos, grundsätzlich
wie bei der ersten Gruppe ausgebildet, ebenso der Aufsatz, bei dem
mit besonderer Zierlichkeit die die Stege verbindenden Strebe-
bogen ausgeführt sind, die ihrem ursprünglichen Sinn Hohn spre-
chen. Das Tabernakel hat niederländische Formen aufgenommen,
76) Die Tabernakel in Recklinghausen, Griethausen und Datteln haben
noch den Quaderfuß mit dünn aufgeblendetem Maßwerk und stämmigen
gedrehten Säulchen an den Ecken, die frei stehen wie am Fuß des Horsb
marer Tabernakels.
77) Es können gelegentlich auch drei sein, die einen gebrochenen Ring
herumschlagen; so in Schildesche u. a.
78) Warum gerade das westfälische Tabernakel den Pelikan trägt — der
gelegentlich allerdings durch eine Kreuzblume ersetzt wird, wie die andern
deutschen Tabernakel es tun '— vermag ich niAt zu ergründen.
79) Unser Tabernakel geht mit allen Dortmundern und vielen west-
fälischen überhaupt darin zusammen, daß sie breite Wandflächen einnehmen,
daß sie in mehreren SAreinen die verschiedensten heiligen Dinge aufzu-
nehmen bestimmt sind, außer der Hostie auA Reliquien aller Art. Vgl. auch
Lübke. a.a.O. S. 302.
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mit Figurentabernakeln besetzt ist, sind hier offen und mit Gittern
geschützt. Der Kranz besteht aus ungekreuzten Eselsrückenbogen,
die jeder für sich durch eine Fiale vom Nachbarn getrennt sind. Der
wagerecht umziehende Stab durchschneidet den von kleiner Kreuz-
blume gekrönten Scheitel eines jeden, und Krabben- und Ranken-
werk durchzieht sie allenthalben. Beim Marburger Sakramentshaus
springen je zwei Bogen im Winkel über jeder Schreinseite vor ").
Das Obergeschoß besteht aus schlanken Stegen, die in Abständen
übereinander in Kränzen eingebunden werden aus Frauenschuh oder
kreuzenden Bogen. Die innen aufsteigenden gedrehten Säulen sind
ab und zu im von Bogen und Stegen begrenzten Ausschnitt sicht-
bar. Die Bekrönung bildete in Pelikan, Symbol des eucharistischen
Christus
Zweite Gruppe: Tabernakel mit reichem Fuß.
Als Beispiel der zweiten Gruppe diene das Tabernakel der
Probsteikirche Dortmund (Abb. 1). Es ist Zufall, daß auch dies
wieder nur zur Hälfte vor der Wand ausgebildet ist. Das Dortmun-
der und das Tabernakel in Marienfeld sind die einzigen dieser Art
in später Zeit; alle anderen sind vollrund und nur an einer Seite
lose angelehnt ^). Der Fuß hat sich noch um eine äußerste Säulen-
stellung vermehrt, die hier sogar ihre einzelnen Bestandteile zu Kerh-
tabernakeln umbildet oder ihnen Tabernakel anheftet. In dieser
Häufung ein und desselben Motivs ist ein doktrinärer Zug nicht zu
verkennen. Die äußersten Säulen ruhn auf dem Rücken von kleinen
Löwen. Unterhalb der reich mit Laubwerk gefüllten Kehle am
Schreinsockel spannen sich flache Korbbogen, von denen tief wie
Spitzenränder ausgezackte Maßwerkblenden herabhängen. Im schat-
tigen Innern verbinden kreuzende Bogen die Säulchen miteinander,
ßchrein und Kranz sind, in der Durchführung virtuos, grundsätzlich
wie bei der ersten Gruppe ausgebildet, ebenso der Aufsatz, bei dem
mit besonderer Zierlichkeit die die Stege verbindenden Strebe-
bogen ausgeführt sind, die ihrem ursprünglichen Sinn Hohn spre-
chen. Das Tabernakel hat niederländische Formen aufgenommen,
76) Die Tabernakel in Recklinghausen, Griethausen und Datteln haben
noch den Quaderfuß mit dünn aufgeblendetem Maßwerk und stämmigen
gedrehten Säulchen an den Ecken, die frei stehen wie am Fuß des Horsb
marer Tabernakels.
77) Es können gelegentlich auch drei sein, die einen gebrochenen Ring
herumschlagen; so in Schildesche u. a.
78) Warum gerade das westfälische Tabernakel den Pelikan trägt — der
gelegentlich allerdings durch eine Kreuzblume ersetzt wird, wie die andern
deutschen Tabernakel es tun '— vermag ich niAt zu ergründen.
79) Unser Tabernakel geht mit allen Dortmundern und vielen west-
fälischen überhaupt darin zusammen, daß sie breite Wandflächen einnehmen,
daß sie in mehreren SAreinen die verschiedensten heiligen Dinge aufzu-
nehmen bestimmt sind, außer der Hostie auA Reliquien aller Art. Vgl. auch
Lübke. a.a.O. S. 302.
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