spielen, oder wölbte sie nur unmerklich nach außen und zog sie
dafür umso höher hinauf wie in Limburg. Ein wenig engbrüstig,
stramm aufgerichtet, stehen die Tabernakel dieser Zeit.
Das Sakramentshaus im Limburger Dom ist am reichsten aus-
gebildet, das beste. Seine Kranzbogen sind schon leise geschwun-
gen. Das Sakramentshaus in der Pfarrkirche Kitzingen gehört
ebenfalls zu dieser Gruppe. In Kitzingen gibt es ein reicheres Bogen-
kreuzen im Kranz, aber noch in Ebenen. Der Kranz sitzt hier tiefer,
nicht über dem Schrein, sondern ist oben um ihn herumgezogen wie
eine Stirnbinde. Der Schrein selbst, an mehreren Seiten von festen
Wänden umhüllt, sitzt wie in einer Schale. Im Ganzen ist das Sa-
kramentshaus sehr grob. Auch die oberen reichhaltigeren Zonen
können nicht darüber hinwegtäuschen.
Vom Anfang der achtziger Jahre datieren zwei eigenartige
Werke unseres Typs, die Sakramentshäuser in Dinkelsbühl und
Friedberg, die, unter sich verschieden, jedes eine Reihe verwandter
nach sich ziehn.
Das Sakramentshaus in Dinkelsbühl und Ver-
wandtes.
Das Sakramentshaus zu St. Georg in Dinkelsbühl das in der
Gegend des Austausches zwischen Schwaben und Franken entstand,
im Jahre 1480^), trägt nicht nur die eigenwillig persönlichen Züge
seines unbekannten Meisters, sondern auch unverkennbar mainische
Züge, die es mich bei dieser Gruppe besprechen lassen. Mainisch ist
seine Schlankheit, seine traffe Reckung, mainisch die Bildung von
Kranz und Sohle des Schreins. Der sechseckige Schrein nimmt den
breitesten Raum ein. In der Flucht seiner sechs Kanten setzen an
den Eckpunkten über ihnen je ein festes Fialenpaar ein; sie bezeich-
nen die äußersten Punkte des Kranzes. Der Bogenschlag bleibt hier
nicht in Ebenen, sondern die Schwingung schlägt nach innen! Ein-
gezogen sind die Bogen, deren Kreuzungspunkte offen liegen wie in
Hall. Die zweite Kranzzone ist noch alt; das Obergeschoß des
Dinkelsbühler Sakramentshauses ist neu, aber nicht schlecht ergänzt.
— Unterhalb des Schreins zieht sich nach dem charakteristischen
Fries, der von den durch die Sockelplatte nach unten durchgeführten
Kantenstegen sechs mal eingeschnürt wird, der Stiel unvermittelt eng
zusammen: das Sechseck ist ins Viereck verwandelt. Der Fuß aber
unterhalb des Stabwerks berührt fremd in der Welt des Taberna-
kels: um den Kern sind acht Buckel — vier spitze und vier blasen-
artig zerquollene — alle leicht mit Maßwerk übersponnen, gelegt.
Dies ist ein Motiv der Kleinarchitektur, das für Pokale, Becken usw.
bezeichnend ist. Woher war der Meister mit ihr vertraut? Hat hier
Einfluß von graphischen Vorbildern gewirkt, die oft nicht zwischen
20) Inv. Reg.^Bez. Wiesbaden. Lahngebiet. S. 97.
21) Inv. U. F., B. A. Kitzingen, Abb. I.
22) Abb. Inv. Bayern. M. F. Dinkelsbühl. S. 54.
23) So sagt eine Inschrift auf dem Relief, das der Stifter in den Pfeiler
meißeln ließ, vor dem das Sakramentshaus frei steht.
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dafür umso höher hinauf wie in Limburg. Ein wenig engbrüstig,
stramm aufgerichtet, stehen die Tabernakel dieser Zeit.
Das Sakramentshaus im Limburger Dom ist am reichsten aus-
gebildet, das beste. Seine Kranzbogen sind schon leise geschwun-
gen. Das Sakramentshaus in der Pfarrkirche Kitzingen gehört
ebenfalls zu dieser Gruppe. In Kitzingen gibt es ein reicheres Bogen-
kreuzen im Kranz, aber noch in Ebenen. Der Kranz sitzt hier tiefer,
nicht über dem Schrein, sondern ist oben um ihn herumgezogen wie
eine Stirnbinde. Der Schrein selbst, an mehreren Seiten von festen
Wänden umhüllt, sitzt wie in einer Schale. Im Ganzen ist das Sa-
kramentshaus sehr grob. Auch die oberen reichhaltigeren Zonen
können nicht darüber hinwegtäuschen.
Vom Anfang der achtziger Jahre datieren zwei eigenartige
Werke unseres Typs, die Sakramentshäuser in Dinkelsbühl und
Friedberg, die, unter sich verschieden, jedes eine Reihe verwandter
nach sich ziehn.
Das Sakramentshaus in Dinkelsbühl und Ver-
wandtes.
Das Sakramentshaus zu St. Georg in Dinkelsbühl das in der
Gegend des Austausches zwischen Schwaben und Franken entstand,
im Jahre 1480^), trägt nicht nur die eigenwillig persönlichen Züge
seines unbekannten Meisters, sondern auch unverkennbar mainische
Züge, die es mich bei dieser Gruppe besprechen lassen. Mainisch ist
seine Schlankheit, seine traffe Reckung, mainisch die Bildung von
Kranz und Sohle des Schreins. Der sechseckige Schrein nimmt den
breitesten Raum ein. In der Flucht seiner sechs Kanten setzen an
den Eckpunkten über ihnen je ein festes Fialenpaar ein; sie bezeich-
nen die äußersten Punkte des Kranzes. Der Bogenschlag bleibt hier
nicht in Ebenen, sondern die Schwingung schlägt nach innen! Ein-
gezogen sind die Bogen, deren Kreuzungspunkte offen liegen wie in
Hall. Die zweite Kranzzone ist noch alt; das Obergeschoß des
Dinkelsbühler Sakramentshauses ist neu, aber nicht schlecht ergänzt.
— Unterhalb des Schreins zieht sich nach dem charakteristischen
Fries, der von den durch die Sockelplatte nach unten durchgeführten
Kantenstegen sechs mal eingeschnürt wird, der Stiel unvermittelt eng
zusammen: das Sechseck ist ins Viereck verwandelt. Der Fuß aber
unterhalb des Stabwerks berührt fremd in der Welt des Taberna-
kels: um den Kern sind acht Buckel — vier spitze und vier blasen-
artig zerquollene — alle leicht mit Maßwerk übersponnen, gelegt.
Dies ist ein Motiv der Kleinarchitektur, das für Pokale, Becken usw.
bezeichnend ist. Woher war der Meister mit ihr vertraut? Hat hier
Einfluß von graphischen Vorbildern gewirkt, die oft nicht zwischen
20) Inv. Reg.^Bez. Wiesbaden. Lahngebiet. S. 97.
21) Inv. U. F., B. A. Kitzingen, Abb. I.
22) Abb. Inv. Bayern. M. F. Dinkelsbühl. S. 54.
23) So sagt eine Inschrift auf dem Relief, das der Stifter in den Pfeiler
meißeln ließ, vor dem das Sakramentshaus frei steht.
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