Wir fanden ferner Entwürfe, die jegliche Bindung an einen land-
schaftlichen Stil vermissen ließen, die ganz unstruktiv empfunden nie
als Muster dienen konnten. Über die Meister dieser Zeichnungen
sind wir im Unklaren. Ich möchte annehmen, daß es eher Stecher
waren, die sich so weit von den landschaftlich gebundenen Formen
steinerner Tabernakel entfernten.
Wahrscheinlich waren nur bei den zuerst aufgeführten Werk-
zeichnungen Entwerfer und Ausführer ein und dieselbe Person. Bei
allgemeinen Rissen wie den Baslern werden Entwerfer und Ausfüh-
rer jedenfalls noch dem gleichen Beruf angehört haben. Schon bei
den darauf besprochenen Zeichnungen wie der der Berliner Kunst-
bibliothek tat sich eine Kluft zwischen beiden auf. Vollends Stecher
und Tabernakelsteinmetz haben weder im Persönlichen, noch im
Stilistischen irgendeine Beziehung.
Mag so der Zeichnung, dem Riß, einige Wichtigkeit für das Ta
bernakel zukommen, so glaube ich doch mit Sicherheit sagen zu kön-
nen, daß die Bedeutung der Graphik keinesfalls sehr hoch einzu-
schätzen ist. Diese Behauptung mag umso unglaubwürdiger schei-
nen, als man immer mehr die Bedeutung der Graphik für Malerei
und Plastik dieser Epoche eingesehn hat. Sie wird aber verstand
licher, wenn wir uns klar machen, daß das Tabernakel einen volks
tümlichen Kunstzweig darstellt, bis auf die wenigen Beiträge der
großen Meister. Ebenso wie das Tabernakel sich — mit Ausnahme
der Strebewerktabernakel — früh aus dem überlokalen Hüttenver-
band losgelöst hatte, ebenso hielt es sich später von dem Mitteilungs
mittel der Graphik fern. Nur in den seltensten Fällen überschreitet
einmal ein landschaftlich gebundener Typ seine Grenzen. Geschieht
es einmal — wie bei der Verpflanzung von schwäbischem Stil nach
dem Osten durch Pilgram, oder von Westfalen nach Fritzlar durch
die Bunickmanns — so ist es offenbar der Meister selbst, der ihn
hinträgt. Innerhalb einer Landschaft aber breitet sich ein Typ — auf
gleichgestimmtem Boden — in engster Fühlungnahme der Stein
metzen untereinander aus, ohne vervielfältigende Mittel.
Wer aber waren sie von Beruf, jene Tabernakelmeister? Die
Tabernakel in Strebewerken werden selbstverständlich von Werk-
meistern ihres Mutterbaus gefertigt sein. Bei den übrigen bekann-
ten fabernakelmeistern aber zeigt sich umstehende Verteilung.
Die Rotgießer und Goldschmiede spielen nur eine geringe Rolle.
Außer Peter Vischers Werken, der Salzwedeler Taufe und dem Lü-
becker Sakramentshaus ist nichts Beachtliches auf uns gekommen. Bel
den Schreinern müssen wir einen höheren Anteil annehmen, als die
Tabelle angibt. Die meisten norddeutschen Tabernakelmeister müs-
sen Schreiner gewesen sein. Die Bildhauer spielen eine sehr beträcht-
liche Rolle in der Tabernakelarchitektur. Müssen wir ihnen doch
außer den großen Tabernakeln wie Sakramentshäusern auch das Ta-
bemakelwerk ihrer Figuren anrechnen, wie Backoffen, Veit Stoß, der
Meister H W etc. es schufen. — Der Löwenanteil aber muß den
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schaftlichen Stil vermissen ließen, die ganz unstruktiv empfunden nie
als Muster dienen konnten. Über die Meister dieser Zeichnungen
sind wir im Unklaren. Ich möchte annehmen, daß es eher Stecher
waren, die sich so weit von den landschaftlich gebundenen Formen
steinerner Tabernakel entfernten.
Wahrscheinlich waren nur bei den zuerst aufgeführten Werk-
zeichnungen Entwerfer und Ausführer ein und dieselbe Person. Bei
allgemeinen Rissen wie den Baslern werden Entwerfer und Ausfüh-
rer jedenfalls noch dem gleichen Beruf angehört haben. Schon bei
den darauf besprochenen Zeichnungen wie der der Berliner Kunst-
bibliothek tat sich eine Kluft zwischen beiden auf. Vollends Stecher
und Tabernakelsteinmetz haben weder im Persönlichen, noch im
Stilistischen irgendeine Beziehung.
Mag so der Zeichnung, dem Riß, einige Wichtigkeit für das Ta
bernakel zukommen, so glaube ich doch mit Sicherheit sagen zu kön-
nen, daß die Bedeutung der Graphik keinesfalls sehr hoch einzu-
schätzen ist. Diese Behauptung mag umso unglaubwürdiger schei-
nen, als man immer mehr die Bedeutung der Graphik für Malerei
und Plastik dieser Epoche eingesehn hat. Sie wird aber verstand
licher, wenn wir uns klar machen, daß das Tabernakel einen volks
tümlichen Kunstzweig darstellt, bis auf die wenigen Beiträge der
großen Meister. Ebenso wie das Tabernakel sich — mit Ausnahme
der Strebewerktabernakel — früh aus dem überlokalen Hüttenver-
band losgelöst hatte, ebenso hielt es sich später von dem Mitteilungs
mittel der Graphik fern. Nur in den seltensten Fällen überschreitet
einmal ein landschaftlich gebundener Typ seine Grenzen. Geschieht
es einmal — wie bei der Verpflanzung von schwäbischem Stil nach
dem Osten durch Pilgram, oder von Westfalen nach Fritzlar durch
die Bunickmanns — so ist es offenbar der Meister selbst, der ihn
hinträgt. Innerhalb einer Landschaft aber breitet sich ein Typ — auf
gleichgestimmtem Boden — in engster Fühlungnahme der Stein
metzen untereinander aus, ohne vervielfältigende Mittel.
Wer aber waren sie von Beruf, jene Tabernakelmeister? Die
Tabernakel in Strebewerken werden selbstverständlich von Werk-
meistern ihres Mutterbaus gefertigt sein. Bei den übrigen bekann-
ten fabernakelmeistern aber zeigt sich umstehende Verteilung.
Die Rotgießer und Goldschmiede spielen nur eine geringe Rolle.
Außer Peter Vischers Werken, der Salzwedeler Taufe und dem Lü-
becker Sakramentshaus ist nichts Beachtliches auf uns gekommen. Bel
den Schreinern müssen wir einen höheren Anteil annehmen, als die
Tabelle angibt. Die meisten norddeutschen Tabernakelmeister müs-
sen Schreiner gewesen sein. Die Bildhauer spielen eine sehr beträcht-
liche Rolle in der Tabernakelarchitektur. Müssen wir ihnen doch
außer den großen Tabernakeln wie Sakramentshäusern auch das Ta-
bemakelwerk ihrer Figuren anrechnen, wie Backoffen, Veit Stoß, der
Meister H W etc. es schufen. — Der Löwenanteil aber muß den
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