rende Wasserversorgung geschaffen werden. Für die
erste Zeit nach der Lagergründung mag das Wasser-
holen aus dem nahen Zahlbach ausgereicht haben;
auf die Dauer konnte es natürlich nicht befriedigen,
das Wasser von einem außerhalb des Lagers gelege-
nen Ort zu holen und mühsam den Berg hinaufzu-
tragen. Wie schon in dem Kapitel über Geologie ge-
sagt, liegt das Lager auf einer ziemlich trockenen
Hochfläche. Bei der Grabung wurde in 7 m Tiefe das
Grundwasser noch nicht erreicht; es ist möglich, daß
es erst in ziemlicher Tiefe kommt (vgl. S. 13). So
wurde zur Wasserversorgung eine sehr kostspielige,
im Gebrauch aber bequeme Anlage gebaut, ein Aquae-
dukt (vgl. Beilage 1.2.5)152. Es wurde von dem
Königsborn bei Finthen und einer zweiten Quelle
zwischen Finthen und Drais gespeist. Das Wasser lief
zunächst in unterirdischen Rinnen, weiter unten
wurde eine gedeckte Rinne auf Steinpfeilern geführt,
die schließlich beim Übergang über das Zahlbachtal
eine Höhe von über 30 m hatte. Auf der Hoch-
fläche des Legionslagers setzte sich die auf Pfeilern
geführte Steinrinne fort und endete in zwei Hoch-
behältern nicht weit von der Südecke des Lagers. Von
hier wurde das Wasser in Tonröhren weitergeführt;
jeden Punkt des Legionslagers konnte es in natür-
lichem Gefälle erreichen. Nur der nordöstlich vom
Zahlbachtal gelegene Teil der Wasserleitung ist bis-
her genauer untersucht worden153. Dabei stellte sich
heraus, daß die Wasserleitung in den Jahren zwischen
71 und 86 erbaut worden ist.
Es erhebt sich die Frage, von welcher Art die Was-
serversorgung vor 71 war. Vielleicht hilft die Beob-
achtung weiter, daß von der Strecke der Wasser-
leitung an, die südlich von der Universität liegt, ein
um wenige Meter nach Süden verschobener Damm die
Wasserleitungspfeiler bergwärts begleitet. Vielleicht
trug der Damm eine ältere Wasserleitung, die mit
Hilfe einer hölzernen Brücke über das Zahlbachtal
geführt war154. Zu einer wirklichen Antwort auf die
Frage nach der Wasserversorgung vor 71 kann aber
nur eine Grabung führen, die die Struktur des Dam-
mes feststellt.
Die steinerne Wasserleitung hat anscheinend lange
bestanden. Die Inschrift CIL. XIII 7212, welche den
Nymphae Laurentes geweiht ist und unter Severus
Alexander an der Wasserleitung, nicht weit vom
Quellgebiet gesetzt worden ist, scheint auf eine Repa-
ratur hinzudeuten. Einiges spricht dafür, daß die
Leitung noch im 4. Jahrhundert stand (vgl. das Ka-
pitel »Mauer am Südende«). Bis in das hohe Mittel-
alter scheinen einige Rundbögen der Leitung sichtbar
gewesen zu sein155, heute sind nur Reste der Pfeiler
erhalten, die höchstens bis etwa 8 m hoch sind.
Auf dem Plan von Laske sind auf dem Kästrich
unter k1 und k2 zwei Brunnen angegeben, von denen
k1 sicher römisch ist und bis etwa 20 m unter die
heutige Oberfläche der Kupferbergterrasse verfolgt
wurde, wo er noch nicht zu Ende war, und wo sich
offenbar auch noch kein Wasser zeigte156. Ob dieser
Brunnen aber zu dem Legionslager oder zu der spät-
römischen Stadt gehörte, läßt sich heute nicht ent-
scheiden. Sonst ist kein weiterer Brunnen gefunden
worden, der in das Innere des Legionslagers gehören
könnte.
Datierung des Legionslagers
An dieser Stelle sollen alle diejenigen archäologi-
schen Quellen zusammengestellt werden, die etwas
über den Beginn des Legionslagers aussagen können.
Es sind dies einmal die Beobachtungen bei der letzten
Grabung, die in dem Kapitel »Augustische und früh-
tiberische Schichten« (S. 14 ff.) besprochen wurden.
Dazu kommen Funde aus früheren Grabungen, die
fast ausnahmslos nicht in einem Schichtzusammenhang
stehen. Die früheren Funde lassen sich in verschie-
dene Gruppen teilen und innerhalb der Gruppen
durch Vergleiche mit gleichartigen Funden aus datier-
ten Plätzen zeitlich ordnen. Die ältesten Funde wer-
den Anhaltspunkte für das Anfangsdatum des Lagers
geben.
Die neuen Grabungen haben ergeben, daß die Süd-
ostfront des Lagers, die mehrere Jahrhunderte lang
am gleichen Ort blieb, in augustischer Zeit festgelegt
wurde, und zwar genauer: zu einer Zeit, in der solche
Keramik benutzt wurde, wie wir sie aus Oberaden
kennen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: die Süd-
ostgrenze des Lagers wurde im Laufe der beiden
letzten Jahrzehnte des 1. Jahrhunderts v. Chr. an-
gelegt. Das schließt zunächst nicht aus, daß es schon
vorher ein Legionslager gab, dessen Grenzen an einer
anderen Stelle lagen. Aber auch dies konnte in dem
oben genannten Kapitel mit großer Wahrscheinlich-
keit verneint werden. Es bleibt theoretisch die Mög-
lichkeit, daß im Gebiet des Legionslagers vorher ein
kleinerer Militärstützpunkt, etwa ein Kohortenlager,
bestand.
Betrachten wir nun die früheren Funde daraufhin,
ob sie die oben genannte Zeitspanne, in die das An-
fangsdatum fällt, bestätigen und die Datierung noch
verschärfen, oder ob sie uns die Möglichkeit geben,
ein kleineres, älteres Militärlager auf dem Gebiet des
152 Zusammenfassung im 26. Ber. RGK., 1936, 82 ff.
153 MZ. 23, 1928, 58 ff. (Bittel).
154 In dem Damm fanden sich Bleiplatten, die auf Holz be-
festigt waren. Fuchs a.a.O. S. 352.
155 MZ. 2, 1907, 37.
156 Laske a.a.O. S. 22 ff. und Plan.
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erste Zeit nach der Lagergründung mag das Wasser-
holen aus dem nahen Zahlbach ausgereicht haben;
auf die Dauer konnte es natürlich nicht befriedigen,
das Wasser von einem außerhalb des Lagers gelege-
nen Ort zu holen und mühsam den Berg hinaufzu-
tragen. Wie schon in dem Kapitel über Geologie ge-
sagt, liegt das Lager auf einer ziemlich trockenen
Hochfläche. Bei der Grabung wurde in 7 m Tiefe das
Grundwasser noch nicht erreicht; es ist möglich, daß
es erst in ziemlicher Tiefe kommt (vgl. S. 13). So
wurde zur Wasserversorgung eine sehr kostspielige,
im Gebrauch aber bequeme Anlage gebaut, ein Aquae-
dukt (vgl. Beilage 1.2.5)152. Es wurde von dem
Königsborn bei Finthen und einer zweiten Quelle
zwischen Finthen und Drais gespeist. Das Wasser lief
zunächst in unterirdischen Rinnen, weiter unten
wurde eine gedeckte Rinne auf Steinpfeilern geführt,
die schließlich beim Übergang über das Zahlbachtal
eine Höhe von über 30 m hatte. Auf der Hoch-
fläche des Legionslagers setzte sich die auf Pfeilern
geführte Steinrinne fort und endete in zwei Hoch-
behältern nicht weit von der Südecke des Lagers. Von
hier wurde das Wasser in Tonröhren weitergeführt;
jeden Punkt des Legionslagers konnte es in natür-
lichem Gefälle erreichen. Nur der nordöstlich vom
Zahlbachtal gelegene Teil der Wasserleitung ist bis-
her genauer untersucht worden153. Dabei stellte sich
heraus, daß die Wasserleitung in den Jahren zwischen
71 und 86 erbaut worden ist.
Es erhebt sich die Frage, von welcher Art die Was-
serversorgung vor 71 war. Vielleicht hilft die Beob-
achtung weiter, daß von der Strecke der Wasser-
leitung an, die südlich von der Universität liegt, ein
um wenige Meter nach Süden verschobener Damm die
Wasserleitungspfeiler bergwärts begleitet. Vielleicht
trug der Damm eine ältere Wasserleitung, die mit
Hilfe einer hölzernen Brücke über das Zahlbachtal
geführt war154. Zu einer wirklichen Antwort auf die
Frage nach der Wasserversorgung vor 71 kann aber
nur eine Grabung führen, die die Struktur des Dam-
mes feststellt.
Die steinerne Wasserleitung hat anscheinend lange
bestanden. Die Inschrift CIL. XIII 7212, welche den
Nymphae Laurentes geweiht ist und unter Severus
Alexander an der Wasserleitung, nicht weit vom
Quellgebiet gesetzt worden ist, scheint auf eine Repa-
ratur hinzudeuten. Einiges spricht dafür, daß die
Leitung noch im 4. Jahrhundert stand (vgl. das Ka-
pitel »Mauer am Südende«). Bis in das hohe Mittel-
alter scheinen einige Rundbögen der Leitung sichtbar
gewesen zu sein155, heute sind nur Reste der Pfeiler
erhalten, die höchstens bis etwa 8 m hoch sind.
Auf dem Plan von Laske sind auf dem Kästrich
unter k1 und k2 zwei Brunnen angegeben, von denen
k1 sicher römisch ist und bis etwa 20 m unter die
heutige Oberfläche der Kupferbergterrasse verfolgt
wurde, wo er noch nicht zu Ende war, und wo sich
offenbar auch noch kein Wasser zeigte156. Ob dieser
Brunnen aber zu dem Legionslager oder zu der spät-
römischen Stadt gehörte, läßt sich heute nicht ent-
scheiden. Sonst ist kein weiterer Brunnen gefunden
worden, der in das Innere des Legionslagers gehören
könnte.
Datierung des Legionslagers
An dieser Stelle sollen alle diejenigen archäologi-
schen Quellen zusammengestellt werden, die etwas
über den Beginn des Legionslagers aussagen können.
Es sind dies einmal die Beobachtungen bei der letzten
Grabung, die in dem Kapitel »Augustische und früh-
tiberische Schichten« (S. 14 ff.) besprochen wurden.
Dazu kommen Funde aus früheren Grabungen, die
fast ausnahmslos nicht in einem Schichtzusammenhang
stehen. Die früheren Funde lassen sich in verschie-
dene Gruppen teilen und innerhalb der Gruppen
durch Vergleiche mit gleichartigen Funden aus datier-
ten Plätzen zeitlich ordnen. Die ältesten Funde wer-
den Anhaltspunkte für das Anfangsdatum des Lagers
geben.
Die neuen Grabungen haben ergeben, daß die Süd-
ostfront des Lagers, die mehrere Jahrhunderte lang
am gleichen Ort blieb, in augustischer Zeit festgelegt
wurde, und zwar genauer: zu einer Zeit, in der solche
Keramik benutzt wurde, wie wir sie aus Oberaden
kennen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: die Süd-
ostgrenze des Lagers wurde im Laufe der beiden
letzten Jahrzehnte des 1. Jahrhunderts v. Chr. an-
gelegt. Das schließt zunächst nicht aus, daß es schon
vorher ein Legionslager gab, dessen Grenzen an einer
anderen Stelle lagen. Aber auch dies konnte in dem
oben genannten Kapitel mit großer Wahrscheinlich-
keit verneint werden. Es bleibt theoretisch die Mög-
lichkeit, daß im Gebiet des Legionslagers vorher ein
kleinerer Militärstützpunkt, etwa ein Kohortenlager,
bestand.
Betrachten wir nun die früheren Funde daraufhin,
ob sie die oben genannte Zeitspanne, in die das An-
fangsdatum fällt, bestätigen und die Datierung noch
verschärfen, oder ob sie uns die Möglichkeit geben,
ein kleineres, älteres Militärlager auf dem Gebiet des
152 Zusammenfassung im 26. Ber. RGK., 1936, 82 ff.
153 MZ. 23, 1928, 58 ff. (Bittel).
154 In dem Damm fanden sich Bleiplatten, die auf Holz be-
festigt waren. Fuchs a.a.O. S. 352.
155 MZ. 2, 1907, 37.
156 Laske a.a.O. S. 22 ff. und Plan.
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