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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stemmermann, P. H.; Koch, C.: Der Heilige Berg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0047

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Der Heilige Berg bei Heidelberg

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aus dieser Notiz den Schluß ziehen zu dürfen, daß zur Zeit des Heroldus, also um
die Mitte des 16. Jahrhunderts, außer den Klostergebäuden noch Reste anderer,
älterer Baulichkeiten zu sehen waren X Doch fällt auf, daß keine andere Quelle
von folchen zu berichten weiß und daß bei den Ausgrabungen bisher nichts der-
gleichen festgestellt werden konnte. Auch aus einem anderen Grund muß man sich
hüten, Heroldus hier Quellenwert beizumessen. Denn die fast wörtlich gleiche Stelle
findet sich bei ihm noch einmal. Er erzählt von einem gewissen Julius Didius, der
nach seiner Meinung auf dem Heiligen Berg ein Merkurbild errichten ließ 5. An-
schließend fährt er fort: „Dieser Julius Didius ... erbaute am Fuße (fub) des dem
Merkur heiligen Berges ein Herrenhaus (die Römer pflegten ein solches „Palatia"
zu nennen ..von dem man umfangreiche Reste und sehr alte Baulichkeiten an
dem Ort sehen kann, wo heute — ich weiß nicht welcher Brüderschaft - prächtiges
Gebäude steht". Schleunig meinte auch diese Stelle beziehe sich auf den Gipfel des
Heiligen Berges. Er hat offenbar übersehen, daß nach dem Wortlaut (--- 8ub
morne) nur ein Bauwerk am Fuße des Berges gemeint sein kann. So wird deut-
lich, daß es sich hier um einen stehenden Ausdruck der Humanistensprache handelt,
dem Quellenwert nicht zukommt. Dies erhellt auch daraus, daß Heroldus offen-
sichtlich mangels einer echten Äberlieferung über die Gründung von Heidelberg
durch die Annahme eines Herrenhauses (Palatia Pfalz) eine der im Humanis-
mus so beliebten Ärsprungslegenden schaffen will. C. Koch macht darauf aufmerk-
sam, daß solche Baulichkeiten älteren Datums dennoch nicht ausgeschlossen sind, da
bei den letzten Bauänderungen der Klosteranlagen auffallend altertümliche, an
römische Bauteile gemahnende Architekturstücke verwendet wurden, die mindestens
zum Teil offensichtlich einst für andere Stellen angefertigt wurden. Die karolingische
Basilika hatte schon die Größe der späteren Kirche. Neben dieser waren zweifellos
von vornherein Klausurgebäude vorhanden, die Wohl deshalb keine auffindbaren
Reste hinterlassen haben, da sie wie alle derartigen Baulichkeiten, aus Holz kon-
struiert waren.
Am ausführlichsten hat sich Marquart Freher mit den Resten auf dem
Heiligen Berg beschäftigt. Es scheint, daß er auch die Ringwälle erkannte, denn
er spricht von einem Kastell oder einer Befestigung der Römer auf diesem Berg,
deren Erinnerung weder der Lauf der Zeiten noch die Hand des Menschen aus-
löschen konnte, da Spuren übrig geblieben seien in Gestalt von Zisternen oder
unterirdischen Kammern (Heidenlöcher), bearbeiteten Steinen und verschiedenen
Münzen. Auf jeden Fall ist Freher der erste, der den von Ammianus Marcellinus
überlieferten Ortsnamen „kvlon8 ?iri" unmittelbar mit dem Heiligen Berg in
Verbindung bringt. Nach Freher (1613) schweigt die Geschichtsschreibung fast zwei
Jahrhunderte lang (bis 1825) über den Heiligen Berg so gut wie ganz. Die zu
Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzende Äberlieferung bringt kaum Neues für
unsere Fragen bei. Stellen, die von Bedeutung sind, wurden am gegebenen Ort in die
Darstellung eingearbeitet. Ein ausführliches Schrifttumsverzeichnis bietet Rudolf
Sillib „Der Heilige Berg bei Heidelberg" ? und der entsprechende Band des Cor-
pus Inscriptionum LatinarumX Eine gründliche Darstellung des Ergebnisses der
verschiedenen Grabungen in den Klofteranlagen findet sich im entsprechenden Band

4 'W. Schleuning, Die Michaelsbasilika. .. 1887 S. 6/7.
5 Gemeint ist offenbar der Lucius Candiöius der Inschrift Elb XIII 6399, dessen
Name Heroldus falsch gelesen hat.
K W. Schleunig, Die Michaelsbcisilika... 1887 S. 6 Anm.
? Born Bodensee zum Main, Karlsruhe, 2. Auflage 1925.
s d XIII 2. Teil, I. Band S. 225.
 
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