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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stemmermann, P. H.; Koch, C.: Der Heilige Berg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0084

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P. H. Stemmermann und C. Koch

gebracht wurde, entstand auf der Höhe des Heiligen Berges eine große befestigte
Anlage. Festungswerke selbst find auch für diese Zeit nicht unmittelbar belegt, doch
lassen Parallelen die sichere Annahme einer Befestigung zu, die sich wahrscheinlich
nur aus die obere Kuppe beschränkte und diese kreisförmig umschloß. Die Besied-
lung selbst jedoch muh sich schon damals auf die vordere Kuppe erstreckt haben, denn
auch hier wurden zahlreiche Scherben der Arnenfelderzeit gefunden. Durch die
Freilegung von solchen Kulturschichten unter der Festungsmauer bei 6 gewinnt man
für diese einen Terminus post quem, das heißt, sie muß später, nachurnenfelder-
zeitlich sein. Da aber weder Römer noch Germanen der Bölkerwanderungszeit
solche Anlagen zu errichten pflegten, bleibt für unser Werk nur die keltische La-
tenezeit übrig. Ihr entstammen also diejenigen Mauern, deren Reste heute noch
als Steinwälle von 1960 und 2900 in Länge den Berg zweimal ganz umziehen. Auch
das zahlreich gefundene Scherbenmaterial, das der Latenezeit — und zwar der
ersten Hälfte dieser Periode — entstammt, paßt gut zu dieser Datierung. Ansere
Anlage fügt sich in eine Reihe ähnlicher Befestigungen der Keltenzeit ein, deren
Zweck als Fluchtburgen für ganze Gaue wir schon aus ihren Ausmaßen ermitteln
könnten, wenn nicht Caesar sie uns in dieser Bedeutung mehrfach geschildert hätte.
In Friedenszeiten lag wohl nur eine kleine Besatzung auf der Burg. Doch wenn
ein Feind ins Land fiel, zog sich die Bevölkerung der ganzen Gegend mit ihrer
gesamten fahrbaren Habe hierher zurück und hinterließ dem Angreifer nichts als
ein verwüstetes Land, in welchem sich dieser wegen der Berpslegungsschwierigkeiten
nur schwer längere Zeit halten konnte. Auf der Höhe des Berges lag auch das
Gauheiligtum. Der Gau, zu dem unsere Anlage gehörte und dessen Menschen einst
in harter Arbeit das gewaltige Werk errichtet hatten, war der alte Lobdengau mit
seiner Hauptstadt Lopodunum. Hier war in ruhigen Zeiten der Sitz des Gaufürsten.
Aber das Aussehen der keltischen Befestigung auf dem Heiligen Berg können
wir uns aus Grund der bisherigen Ausgrabungsergebnisse folgendes Bild machen:
Was heute als Steinwall erscheint, war, wie man schon vorher angenommen hatte
und wie die Grabung selbst erwies, Mauerwerk, das nach keltischer Bauweise unter
Verwendung von Holz und Steinen errichtet war. Caesar beschreibt die Konstruk-
tion derartiger Mauern, die ihm wegen ihrer Eigenart aussielen und die er mit
dem Namen „murus gallicus" belegte, genau. Man kennt verschiedene Techniken,
deren bekannteste senkrechte Pfähle in der Front der Mauer — halb in diese ein-
gelassen - ausweist. In anderen Fällen liegt im Innern der Mauer ein kreuzweise
geschichtetes Balkenwerk, das der ohne Mörtel aufgerichteten Steinmauer em außer-
ordentlich festes Gefüge gibt, besonders dann, wenn es noch durch senkrechte Pfähle
verstärkt wird. In diesem Falle sind in der Front nur die Köpfe der Balken zwi-
schen den Steinen zu sehen. Nach dieser Art müssen wir auch unsere Mauern aus
dem Heiligen Berg rekonstruieren, denn Schmidt sand nur in derem Innern Psal-
löcher, nicht jedoch in der Front. Die Dicke der Mauer muh nach dem Befund bei
Stelle I) sehr beachtlich gewesen sein und muß mindestens 8 in, wahrscheinlich je-
doch 12 in betragen haben. Von hinten scheint eine Rampe aus Erde gegen die
Mauer ausgeschüttet gewesen zu sein, denn in diesem Falle war die Lage der Mauer
etwa 3 in unterhalb der Höhe des Hanges von Vorteil. Äber diese Rampe, die
nun bei einer Mauerhöhe von etwa 6-8 in nur 3-5 in hoch zu sein brauchte, konnte
der Verteidiger seine Truppen jederzeit rasch an eine gefährdete Stelle werfen,
rascher, als dies auf einer Art Wehrgang mit nur wenigen Treppen möglich ge-
wesen wäre. Aus der Mauer ist eine Brustwehr aus Flechtwerk, das der Feuer-
festigkeit halber mit Lehm verstrichen war, anzunehmen. Im Schnitt E sieht man
vor der Mauer einen kleinen Absatz, der als sogenannte Berme anzusprechen ist
 
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