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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stoll, Hermann: Ein alamannisches Gräberfeld bei Lienheim, Ldkr. Waldshut
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Stoll, Hermann: Neue Arbeiten zur Frühgeschichte der Alamannen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0121

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Ein alamannisches Gräberfeld bei Lienheim, Ldkr. Waldshut

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förmigen hohlen Bronzenieten im Schildholz, die sonst meines Wissens an Schilden
der Merowingerzeit noch nie nachgewiesen wurden, dagegen in ähnlicher Art aus
den Schildbuckeln der mittleren Kaiserzeit im Clbe-Havelgebiet üblich sind ist Ein
derartiges Wiederauftauchen einer alten Form nach 50O Iahren ohne Zwischen-
glieder ist sehr merkwürdig. Die Lanzenspitze aus Grab 16 ist gut geschmiedet mit
achtkantiger, geschlossener Tülle; die Form ist in der Cntwicklungsreihe der ala-
mannischen Lanzenspitzen sehr spät anzusetzen Einen Sax hatte der Tote in
Grab 12 offenbar in Besitz, aber die Anverwandten gaben ihm nur die mit Bronze-
knöpfen und Nieten (Taf. VI, I) besetzte Lederscheide mit ins Grab; der Sax fehlte.
Solche Störungen in der sonst streng eingehaltenen Beigabensitte kommen gegen
Ende der Merowingerzeit auf und sind z. B. in den jüngsten Teilen des großen
Hailfinger Gräberfeldes festzustellen ist
Die zeitliche Einordnung des Gräberfeldes bei Lienheim ist nach den oben be-
schriebenen Beigaben eindeutig. Sowohl der Schmuck des reichen Frauengrabes 8,
wie die Waffen aus Männergrab 16 stammen aus dem späteren 7. Iahrh. n. Ehr.
Ferner kommt in 2 Gräbern Silbertauschierung in Stil II vor, die nach den überein-
stimmenden Ergebnissen aus dem großen Gräberfeld Hailfingen und aus der Zu-
sammenstellung der münzdatierten Gräber des Rheingebietes s° in die 2. Hälfte des
7. Jahrhunderts gehört (I. Werner, Stufe V). Das Gräberfeld ist demnach erst
im späteren 7. Jahrhundert angelegt, nie vollständig belegt und bald darnach,
wahrscheinlich schon nach einer Generation, wieder aufgelassen worden. Äber-
raschend klar läßt sich hier an Hand der Beigaben der Bevölkerungsaufbau ab-
lesen. Das Gräberfeld war die Grablege der Bewohner eines einzelnen Hofes; rn
Grab 16 lag der freie Bauer mit seiner ganzen Waffenrüstung, in Grab 8 die
Bäuerin mit ihrem Schmuck. Daneben lagen noch 3 Männer mit geringer Bewaff-
nung, einfacher ausgestattete Frauen, früh verstorbene Kinder und das beigabe-
lose Gesinde. Der Hof wurde von einem freien Manne angelegt, nicht von hörigen
Leuten auf herrschaftlichem Grund wie etwa die Siedlung zu dem Gräberfeld von
Lörrach-Stetten sst

Neue Arbeiten zur Frühgeschichte der Alamannen.
Von H. Stoll, Freiburg i. Br., z. Zt. bei der Wehrmacht.
Auf Wunsch der Schristleitung werden im folgenden zwei neuere Arbeiten vom
Verfasser und von F. Kühn besprochen, die neues Licht auf die alamannische Früh-
geschichte werfen. Im vergangenen Iahr erschien H. Stoll, Die Alamannen-
gräber von Hailfingen in Württemberg, Germanische Denkmäler der
Völkerwanderungszeit, Band IV, herausgegeben von der Römisch-Germanischen
Vgl. M. Jahn, Die Bewaffnung der Germanen in der älteren Eisenzeit, Mannus-
bibl. 16, 1916, Taf. III, 13—15.
Vgl. Lazu Hailfingen S. 31 u. Taf. 32. Am nächsten steht die Lanzenspitze des Gra-
bes 21, Taf. 7,4.
is H. Stoll, a. a. O. S. 42.
H. Stoll, a. a. O. S. 39; I. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde, Berlin
1935, S. 59 f.
F. Kuhn, Der Alemannenfriedhof von Lörrach-Stetten, Das Markgräflerland 1938,
Heft 3/4, und Besprechung desselben im folgenden Aufsatz.
 
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