22 mit dem Wagen querfeldein. Die arme Prinzessin wurde hinausgeschleudert und blieb ohn-
mächtig auf dem Rasen liegen. Die Pferde aber sprangen in Todesangst mit den Trümmern
des Wagens zurück in das Abendland und blieben zitternd vor dem Stalle stehen. Da kamen
die Leute herbei, und ein großes Wehklagen erhub sich im ganzen Land. Sie zogen aus, die
Prinzessin zu suchen. Aber sie fanden sie weder tot noch lebendig. Da gaben sie sie verloren
und trauerten um sie.
Die Prinzessin aber lag in tiefer Ohnmacht, gleich als ob sie tot wäre. Die Nacht neigte sich
dem Ende zu, und der Tag graute im Osten, da wurde sie gefunden. Aber die Menschen, die
sie fanden, waren keine guten Menschen, sondern Räuber, die auf ihr schreckliches Gewerbe
auszogen.
Hier liegt ein Mensch! sagte der vorderste. Da traten andere herum.
Es ist ein Weib.
Sie ist tot.
Sie schläft.
So sagten sie untereinander und verwunderten sich über die herrliche Kleidung.
Nun kam der Anführer herangehumpelt. Er ging an zwei Krücken. Der rechte Fuß steckte
in keinem Schuh, sondern war in Lumpen eingewickelt, und das Bein war hinaufgezogen, wie
es manchmal zu sehen ist bei Gliederkranken, denen die Gicht die Gelenke zusammengezogen hat.
Der Räuberhauptmann stand eine Weile vor der Ohnmächtigen, auf seine Krücken gestützt
und schaute auf sie nieder. Dann gab er seine rechte Krücke weg und sagte düsteren Blicks:
Geht auf die Seite, ich stoße zu. Und siehe, aus den Lumpen, die den kranken Fuß
einwickelten, schaute ein langes, spitzes Messer heraus.
Da murmelten die anderen Räuber untereinander: Sie ist ein Weib. Sie ist so jung und schön.
Aber der Hauptmann sagte: Wer weiß, ob sie schläft. Sie blinzelt hinter den Augendeckeln
vor. Keiner von denen, die uns nicht verschworen sind, darf am Leben bleiben, wenn mein
Eisenzeh Durst hat. Geht auf die Seite, ich stoße zu.
Herr, sagte ein eisgrauer Räuber. Hier ist Dein Hund. Aber schone des Mägdleins.
Er lockte einen Hund herbei, der winselnd dem Hauptmann zu Füßen kroch.
Aber des Hauptmanns Augen funkelten und er sprach: So feines Blut hat meine Eisenzeh
noch nie getrunken. Geht auf die Seite. Ich stoße zu.
Da wichen die Räuber zur Seite, und der Hauptmann hob seinen kranken Fuß der Schlafenden
über das Herz; die Lumpen fielen von selber ab, und ein langes, breites, scharfes Eisen, das
anstatt des Nagels auf der großen Zehe saß, kam zum Vorschein. Es streckte sich und zitterte
vor Verlangen. In diesem Augenblick rief der alte Räuber: Halt! Ihre Lippen bewegen sich.
Sie spricht.
Ein schmerzliches Lächeln zog über den schönen Mund, und leise, aber ganz deutlich flüsterten
die Lippen:
Sieben Geschwister sind sich hold. .
mächtig auf dem Rasen liegen. Die Pferde aber sprangen in Todesangst mit den Trümmern
des Wagens zurück in das Abendland und blieben zitternd vor dem Stalle stehen. Da kamen
die Leute herbei, und ein großes Wehklagen erhub sich im ganzen Land. Sie zogen aus, die
Prinzessin zu suchen. Aber sie fanden sie weder tot noch lebendig. Da gaben sie sie verloren
und trauerten um sie.
Die Prinzessin aber lag in tiefer Ohnmacht, gleich als ob sie tot wäre. Die Nacht neigte sich
dem Ende zu, und der Tag graute im Osten, da wurde sie gefunden. Aber die Menschen, die
sie fanden, waren keine guten Menschen, sondern Räuber, die auf ihr schreckliches Gewerbe
auszogen.
Hier liegt ein Mensch! sagte der vorderste. Da traten andere herum.
Es ist ein Weib.
Sie ist tot.
Sie schläft.
So sagten sie untereinander und verwunderten sich über die herrliche Kleidung.
Nun kam der Anführer herangehumpelt. Er ging an zwei Krücken. Der rechte Fuß steckte
in keinem Schuh, sondern war in Lumpen eingewickelt, und das Bein war hinaufgezogen, wie
es manchmal zu sehen ist bei Gliederkranken, denen die Gicht die Gelenke zusammengezogen hat.
Der Räuberhauptmann stand eine Weile vor der Ohnmächtigen, auf seine Krücken gestützt
und schaute auf sie nieder. Dann gab er seine rechte Krücke weg und sagte düsteren Blicks:
Geht auf die Seite, ich stoße zu. Und siehe, aus den Lumpen, die den kranken Fuß
einwickelten, schaute ein langes, spitzes Messer heraus.
Da murmelten die anderen Räuber untereinander: Sie ist ein Weib. Sie ist so jung und schön.
Aber der Hauptmann sagte: Wer weiß, ob sie schläft. Sie blinzelt hinter den Augendeckeln
vor. Keiner von denen, die uns nicht verschworen sind, darf am Leben bleiben, wenn mein
Eisenzeh Durst hat. Geht auf die Seite, ich stoße zu.
Herr, sagte ein eisgrauer Räuber. Hier ist Dein Hund. Aber schone des Mägdleins.
Er lockte einen Hund herbei, der winselnd dem Hauptmann zu Füßen kroch.
Aber des Hauptmanns Augen funkelten und er sprach: So feines Blut hat meine Eisenzeh
noch nie getrunken. Geht auf die Seite. Ich stoße zu.
Da wichen die Räuber zur Seite, und der Hauptmann hob seinen kranken Fuß der Schlafenden
über das Herz; die Lumpen fielen von selber ab, und ein langes, breites, scharfes Eisen, das
anstatt des Nagels auf der großen Zehe saß, kam zum Vorschein. Es streckte sich und zitterte
vor Verlangen. In diesem Augenblick rief der alte Räuber: Halt! Ihre Lippen bewegen sich.
Sie spricht.
Ein schmerzliches Lächeln zog über den schönen Mund, und leise, aber ganz deutlich flüsterten
die Lippen:
Sieben Geschwister sind sich hold. .