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UNTERLEGEN! SKIZZE VON PAULINE WÖRNER

as wird jetzt wenig machen, daß ich eine zeitlang nicht auf’m Handwerk zu
schaffen krieg. Verhungern tu ich wegen dem keinenfalls, es gibt immer Arbeit
für einen Kerl wie mich!“ Martin Tschummi sagte es und rupfte an den
wenigen weißen Härchen, die seine Oberlippe aufwies. Er reckte auch seine
etwas dürftige Gestalt und sog an einer Zigarre im Bewußtsein, daß sie und
nicht der Bart des deutschen Mannes Atribut und Kennzeichen ist.
Das Mädchen, zu dem er redete, war stattlicher als er. Im groben Leinenhemd und
roten Brustrock stand sie, die Wimpern gesenkt, was ihrer, sonst anspruchsvoll wirkenden
dunkeln Erscheinung, etwas Zärtliches, Zauderndes gab, vor ihm.
„Derlei Gründe verwirft der Vater. Und er hat recht. Was Du verdienst, ist nichts sicheres.
Heut hast was, morgen nichts. Wie willst da außer Dir selber eine Frau ernähren? Es ist
schon das beste, wir gehen voneinander.“
Bei diesen Worten kehrte sie sich um und schürfte mit der blanken Haue in ihrer Hand
ein paar fette Unkrautbüschel von der schwarzen Weinbergerde weg. Die langgewachsenen
üppigen Rebschosse legten sich ihr übers Kopftuch und ein paar duftende Traubenblüten streiften
 
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