MIRJAM EIN STIMMUNGSBILD VON ALBERT GEIGER
ie Bühne ist geteilt. Rechts eröffnet sie den Blick in das Innere eines jüdischen Gemachs.
Zwischen Vorhängen hindurch sieht man ein Lager, das mit Teppichen geschmückt ist. Auf einem
Tisch liegt eine kleine Harfe. Beim Fenster, das mit Teppichen gegen die Straße abgeschlossen
ist, stehen Rosen- und Lilienstöcke in voller Blüte. Etliche niedrige Sitze. Bei dem Lager auf
einem niedrigen Tischchen befinden sich ein Weinkrug und Becher. Das Gemach, das neben dem
Fenster links eine Türe auf den Bühnenraum: die Straße; rechts eine weitere Tür hat, wird
erleuchtet durch eine farbige Laterne. Der übrige Bühnenraum zeigt einen Straßenprospekt in
Jerusalem. Es ist die Dämmerung eines Frühlingstages. Allerlei Volk kommt und geht. Eseltreiber, Verkäufer von
Früchten, Frauen, die Wasser holen gehen, Priester, römische Legionäre, Knaben usw. Im Innern des Gemaches
sitzt Mirjam auf dem Lager. Sie hat ein Kästchen auf ihrem Schoß, aus dem sie sich Schmucksachen umhängt.
Sie flicht Perlen- und Korallenschnüre ins Haar. Ihr Gesicht hat etwas Verträumtes. Nachdem sie sich geschmückt
hat, stellt sie das Kästchen auf den Tisch.
RECHA (eine ältere Dienerin, von der Straße mit einem Korbe hereintretend)! So mein Töchterchen! Feigen,
Datteln, getrocknete Weintrauben! Hier zwei junge Hühner. Ein Häschen ... so zart wie
eine Taube . . . Dann Sandelholz und Myrrhen . . . Der junge griechische Kaufmann schickt
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