Da nickten die fünf andern mit dem Kopf und sagten zu einander:
Freilich, unter der hohen Eiche auf der runden Waldwiese! Aber erzähle weiter.
Dann wollte er zu mir in den Wagen steigen und hat mir mit seinem Besen das Gesicht
abgefegt. Darüber bin ich zornig geworden, weil . . . weil . . .
Sie stockte.
Warum bist Du denn so zornig geworden?
Weil meine Amme geweissagt hat, der Mann, der Dir mit dem Besen das Gesicht abfegt, der
wird mit Dir Hand in Hand in das Schlafkämmerlein gehen.
Die letzten Worte hatte Freitag ganz leise und sehr schnell gesagt, und sie war dabei blutrot
geworden. Dann fuhr sie fort:
Weil ich so zornig war, habe ich in die Hände geklatscht. Da kamen meine Diener. Die haben
den armen Samstag fortgeschleppt und in den tiefsten Turm meines Landes geworfen. Das
ist der Fledermausturm. Aber wohlauf, wir wollen alsbald hin und unsern Bruder erlösen.
Freitag lehnte sich über die Brüstung des Altans, schaute gen Abend, wo die Sonne unter-
gegangen war, und rief:
Himmelsrößlein, es weht der Wind,
Der Abendwind.
Her zu mir, zu mir geschwind!
Eine Weile war alles still. Dann war es, als ob die schönsten Wolken vom Abendhimmel
sich zur Erde niederließen und heranwirbelten, und man hörte ein fernes Klingen und Tönen
und Summen, das immer lauter wurde, wie wenn ein Glockengeläute heranführe. Und bald
wurde daraus ein Rauschen und Dröhnen, wie wenn der Erdboden eine Pauke wäre, hinter
der eine Riese stünde und trommelte. Und siehe, sechs Rosse sprangen in den Schloßhof
herein bis vor den Altan. Da blieben sie stehen. Es waren zwei milchweiße, zwei Apfel-
schimmel, ein Fuchs und ein Brauner.
Die Geschwister waren hinunter gegangen und bewunderten die Pferde. Freitag begrüßte jedes und
klopfte ihm auf den Hals. Da wieherten die Tiere vor Freuden. Dann wählte sich jedes ein Pferd.
Sonntag und Montag bestiegen die weißen Zelter. Auf die Apfelschimmel setzten sich Dienstag
und Donnerstag. Sie nahmen den Mittwoch in die Mitte, und dieser ritt den Fuchs. Freitag
aber schwang sich auf den sanften, klugen Braunen und ritt mit ihm an die Spitze des Zuges.
Dann rief sie:
Himmelsrößlein, es weht der Wind
Gen Abend.
Traget uns zum Fledermausturm geschwind.
Da sausten die Rosse aus der Burg hinaus, den Schloßberg hinab und die Straße dahin nach
dem Abendlande.
Es war völlig Nacht geworden. Aber das Sternenlicht aus Freitags linkem Auge beleuchtete den
Weg und die ganze Gegend und gab allen Schläfern rechts und links von der Straße süße Träume.
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Freilich, unter der hohen Eiche auf der runden Waldwiese! Aber erzähle weiter.
Dann wollte er zu mir in den Wagen steigen und hat mir mit seinem Besen das Gesicht
abgefegt. Darüber bin ich zornig geworden, weil . . . weil . . .
Sie stockte.
Warum bist Du denn so zornig geworden?
Weil meine Amme geweissagt hat, der Mann, der Dir mit dem Besen das Gesicht abfegt, der
wird mit Dir Hand in Hand in das Schlafkämmerlein gehen.
Die letzten Worte hatte Freitag ganz leise und sehr schnell gesagt, und sie war dabei blutrot
geworden. Dann fuhr sie fort:
Weil ich so zornig war, habe ich in die Hände geklatscht. Da kamen meine Diener. Die haben
den armen Samstag fortgeschleppt und in den tiefsten Turm meines Landes geworfen. Das
ist der Fledermausturm. Aber wohlauf, wir wollen alsbald hin und unsern Bruder erlösen.
Freitag lehnte sich über die Brüstung des Altans, schaute gen Abend, wo die Sonne unter-
gegangen war, und rief:
Himmelsrößlein, es weht der Wind,
Der Abendwind.
Her zu mir, zu mir geschwind!
Eine Weile war alles still. Dann war es, als ob die schönsten Wolken vom Abendhimmel
sich zur Erde niederließen und heranwirbelten, und man hörte ein fernes Klingen und Tönen
und Summen, das immer lauter wurde, wie wenn ein Glockengeläute heranführe. Und bald
wurde daraus ein Rauschen und Dröhnen, wie wenn der Erdboden eine Pauke wäre, hinter
der eine Riese stünde und trommelte. Und siehe, sechs Rosse sprangen in den Schloßhof
herein bis vor den Altan. Da blieben sie stehen. Es waren zwei milchweiße, zwei Apfel-
schimmel, ein Fuchs und ein Brauner.
Die Geschwister waren hinunter gegangen und bewunderten die Pferde. Freitag begrüßte jedes und
klopfte ihm auf den Hals. Da wieherten die Tiere vor Freuden. Dann wählte sich jedes ein Pferd.
Sonntag und Montag bestiegen die weißen Zelter. Auf die Apfelschimmel setzten sich Dienstag
und Donnerstag. Sie nahmen den Mittwoch in die Mitte, und dieser ritt den Fuchs. Freitag
aber schwang sich auf den sanften, klugen Braunen und ritt mit ihm an die Spitze des Zuges.
Dann rief sie:
Himmelsrößlein, es weht der Wind
Gen Abend.
Traget uns zum Fledermausturm geschwind.
Da sausten die Rosse aus der Burg hinaus, den Schloßberg hinab und die Straße dahin nach
dem Abendlande.
Es war völlig Nacht geworden. Aber das Sternenlicht aus Freitags linkem Auge beleuchtete den
Weg und die ganze Gegend und gab allen Schläfern rechts und links von der Straße süße Träume.
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