LINA VERNAISON DREI GEDICHTE
57
ZUM TODE MEINER MUTTER
Im Garten saßen wir; der Abendschein
Platanenlaub und Herbstwind spielten Fangen,
— ein lieblich Spiel!
Seltsames Glüh’n des Wohlbehagens Rot,
schien mir — umflockte deine schmalen Wangen,
du aber sprachst:
„Komm mit, mein Kind, ins warme Haus hinein
mich fröstelt, schattengrau ist schon das Tal
und rauh die Luft!“
Beklommen, schweigend sind wir heimgegangen,
die Schatten wuchsen über uns hinaus
und blieben drohend in den Bäumen hangen! . .
DIE NACHT
Die Nach’t steckt ihre gold’nen Lichter auf,
um Feld und Wald zieht sie die schwarzen Säume,
durch meinen Garten sucht der Abendwind,
erschauernd stehen die Akazienbäume.
Ein herbes Duften wie von Heu und Erde
geht lüstern um — aus dunkeln Auen klingt
der Grille Ruf und all die fernen Stimmen,
die keine Nacht jemals zum Schweigen bringt!
8
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ZUM TODE MEINER MUTTER
Im Garten saßen wir; der Abendschein
Platanenlaub und Herbstwind spielten Fangen,
— ein lieblich Spiel!
Seltsames Glüh’n des Wohlbehagens Rot,
schien mir — umflockte deine schmalen Wangen,
du aber sprachst:
„Komm mit, mein Kind, ins warme Haus hinein
mich fröstelt, schattengrau ist schon das Tal
und rauh die Luft!“
Beklommen, schweigend sind wir heimgegangen,
die Schatten wuchsen über uns hinaus
und blieben drohend in den Bäumen hangen! . .
DIE NACHT
Die Nach’t steckt ihre gold’nen Lichter auf,
um Feld und Wald zieht sie die schwarzen Säume,
durch meinen Garten sucht der Abendwind,
erschauernd stehen die Akazienbäume.
Ein herbes Duften wie von Heu und Erde
geht lüstern um — aus dunkeln Auen klingt
der Grille Ruf und all die fernen Stimmen,
die keine Nacht jemals zum Schweigen bringt!
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