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Solarios eine oberflächlich schematische Gestaltung getreten ist. Dasselbe
gilt auch von dem Vorhang des Hintergrundes.
Aus all diesen Beobachtungen schließe ich, daß in dem besproche-
nen Bilde keine eigenhändige Arbeit Solarios vorliegt; wenn es er-
laubt ist, eine Vermutung über den Urheber des Bildes zu äußern, so
dürfte er vielleicht unter den Nachahmern des Leonardo da Vinci zu
suchensein, denen besondersin derjüngeren Generation jener weichliche,
sentimentale Ton in ihren Bildern anhaftet.
Wie das weibliche Ideal Solarios in den späteren Jahren seines
Schaffens durch diese Madonna bezeichnet wird, ist der Typus seiner
männlichen Schönheit in den Halbfiguren Christi gegeben, von
denen mehrere Varianten vorliegen. Setzt man diese neben den Ecce
homo der Galerie Poldi-Pezzoli in Mailand (vergleiche S. 89 f.), so ergibt
sich deutlich die Entwicklungsreihe. Sie führt von dem Mailänder Bilde
zu einer Fassung des gleichen Themas, die sich in vier wenig veränderten
Wiederholungen in Angers, Dijon, Lützschena und Philadelphia er-
halten hat, und von dort zu dem kreuztragenden Christus in Nantes.
Für das erste Bild hatte ich als Entstehungszeit etwa 1506/07 angegeben,
die beiden letzten Fassungen mögen in den Jahren 1510—1513 ge-
malt sein.
Wenn unter den vier zuvor genannten, fast übereinstimmenden
Exemplaren überhaupt eine Originalarbeit Solarios erhalten ist, so scheint
das Bild, das sich heute im Besitz des Freiherrn Speck von Sternburg
auf Lützschena bei Leipzig befindet, am ehesten Anspruch auf den
Ruhm machen zu können, von der Hand des Künstlers selbst herzu-
rühren. Ihm sehr nahestehend und, nach der Photographie zu urteilen,
vielleicht ebenfalls von Solarios eigner Hand, ist das Bild in Dijon.
Demnächst folgt das Exemplar der Sammlung Johnson in Phila-
delphia (mir nur durch die Photographie bekannt, früher wohl in der
Sammlung Somzee in Brüssel, in Band X der ,,Gesellschaft für photo-
graphische Publikationen“ als gute Kopie angegeben, die unter Boltraffios
Namen gegangen sein soll).
Das Bild im Museum zu Angers ist, seinen gröberen Formen zufolge,
als eine spätere Wiederholung anzusprechen.
Die Beschreibung, die ich in folgendem geben werde, schließt sich
an das Exemplar in Lützschena an.
Solarios eine oberflächlich schematische Gestaltung getreten ist. Dasselbe
gilt auch von dem Vorhang des Hintergrundes.
Aus all diesen Beobachtungen schließe ich, daß in dem besproche-
nen Bilde keine eigenhändige Arbeit Solarios vorliegt; wenn es er-
laubt ist, eine Vermutung über den Urheber des Bildes zu äußern, so
dürfte er vielleicht unter den Nachahmern des Leonardo da Vinci zu
suchensein, denen besondersin derjüngeren Generation jener weichliche,
sentimentale Ton in ihren Bildern anhaftet.
Wie das weibliche Ideal Solarios in den späteren Jahren seines
Schaffens durch diese Madonna bezeichnet wird, ist der Typus seiner
männlichen Schönheit in den Halbfiguren Christi gegeben, von
denen mehrere Varianten vorliegen. Setzt man diese neben den Ecce
homo der Galerie Poldi-Pezzoli in Mailand (vergleiche S. 89 f.), so ergibt
sich deutlich die Entwicklungsreihe. Sie führt von dem Mailänder Bilde
zu einer Fassung des gleichen Themas, die sich in vier wenig veränderten
Wiederholungen in Angers, Dijon, Lützschena und Philadelphia er-
halten hat, und von dort zu dem kreuztragenden Christus in Nantes.
Für das erste Bild hatte ich als Entstehungszeit etwa 1506/07 angegeben,
die beiden letzten Fassungen mögen in den Jahren 1510—1513 ge-
malt sein.
Wenn unter den vier zuvor genannten, fast übereinstimmenden
Exemplaren überhaupt eine Originalarbeit Solarios erhalten ist, so scheint
das Bild, das sich heute im Besitz des Freiherrn Speck von Sternburg
auf Lützschena bei Leipzig befindet, am ehesten Anspruch auf den
Ruhm machen zu können, von der Hand des Künstlers selbst herzu-
rühren. Ihm sehr nahestehend und, nach der Photographie zu urteilen,
vielleicht ebenfalls von Solarios eigner Hand, ist das Bild in Dijon.
Demnächst folgt das Exemplar der Sammlung Johnson in Phila-
delphia (mir nur durch die Photographie bekannt, früher wohl in der
Sammlung Somzee in Brüssel, in Band X der ,,Gesellschaft für photo-
graphische Publikationen“ als gute Kopie angegeben, die unter Boltraffios
Namen gegangen sein soll).
Das Bild im Museum zu Angers ist, seinen gröberen Formen zufolge,
als eine spätere Wiederholung anzusprechen.
Die Beschreibung, die ich in folgendem geben werde, schließt sich
an das Exemplar in Lützschena an.