Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stöckli, Werner E.; Stöckli, Werner Ernst; Universität Basel / Seminar für Ur- und Frühgeschichte / Jüngere und Provinzialrömische Abteilung [Mitarb.]
Basler Hefte zur Archäologie (Band 1): Absolute und relative Chronologie des Früh- und Mittelneolithikums in Westdeutschland (Rheinland und Rhein-Main-Gebiet) — Basel: Archäologie-Verl., 2002

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68086#0016
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

Einleitung

stützt werden.33 Am auffälligsten sind in Singen die
grossen verzierten Rudernadeln, die in den datierten
Gräbern 7, 65 und 80 vorkommen. Grab 7 in der älte-
sten Gräbergruppe la (3680±45 BP) und Grab 80 in
der jüngsten Gräbergruppe IV (3690 + 45BP) sind
ungefähr gleich datiert, während Grab 65 in der mitt-
leren Gräbergruppe III (3850±45 BP) 250 Jahre älter
datiert ist. Typologisch zeigt die Rudernadel in Grab
7 mit dem regelmässigen Schwung des Nadelschaftes
eine ältere Tendenz als diejenigen der Gräber 65 und
80. Auch der Knopf mit V-Bohrung, der hauptsäch-
lich in der vorangehenden Glockenbecher-Kultur
häufig ist, unterstreicht die ältere Stellung des Grabes
7. Das älteste Datum des Grabes 65 kann typologisch
also nicht bestätigt werden.
Die Gräber 68 und 70 enthielten beide einen Kno-
chenring mit D-förmigem Querschnitt und weisen
dennoch einen Datierungsunterschied von etwa 150
Jahren auf. Sie liegen übrigens nahe beieinander in
der gleichen Gräbergruppe (Abb. 3).
Neben dem Grab 7 hat auch Grab 19 mit dem
Knochenring mit dreieckigem Querschnitt, der
unverzierten Rudernadel mit gleichmässig geboge-
nem Schaft wie die Nadel aus Grab 7 und seiner hori-
zontalstratigraphischen Lage in der Gräbergruppe la
eine frühe Stellung, aber auch ein 100 Jahre älteres
Datum als Grab 7. Man kann sich also auch durchaus
fragen, ob Grab 7 richtig datiert ist.
Wir können feststellen, dass die Einzeldaten, die von
Knochen gewonnen wurden, genauso wie alle ande-
ren einzelnen -Daten für sich allein nicht aussa-
gekräftig sein müssen. In einer Datenserie aus einem
relativ kurzfristigen Gräberfeld mit typologisch recht
einheitlichen Grabinventaren werden aber die
Schwankungen der Einzeldaten wieder ausgeglichen
und in der Serie brauchbar, bzw. es lässt sich in der
Serie leicht feststellen, welche Daten als Ausreisser zu
betrachten sind. So muss man in Singen neben dem
Datum 11 auch das älteste Datum 1 von Grab 65
sicher als Ausreisser betrachten.

Deshalb möchte ich nochmals festhalten, dass es mir
unvertretbar erscheint, den Beginn der Ältesten
Bandkeramik mit einer einzelnen Knochendatierung
festzulegen, wie das H. Stäuble mit dem Grab aus der
Siedlung Schwanfeld tut.34 Wir werden unten einge-
hender darauf zurückkommen.

33 Man kann grob mit einer zeitlichen Abfolge der Gräber-
gruppen von Norden nach Süden rechnen: Krause 1988,
125 ff.

34 Stäuble 1995, 229.
 
Annotationen