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5. Zusammenfassung
In der Arbeit wird die absolute Chronologie des
Früh- und Mittelneolithikums in Westdeutschland
behandelt. Das Arbeitsgebiet umfasst im wesent-
lichen das Rheinland und das Rhein-Main-Gebiet;
dieses wurde ausgewählt, weil dort besonders viele
14C-Daten von relativchronologisch gut bestimmba-
ren Fundkomplexen vorliegen. Daneben sind im
Arbeitsgebiet auch Dendrodaten bekannt geworden
(Erkelenz-Kückhoven). Alle Fundorte zu den behan-
delten Daten, Funde und Befunde — auch über das
eigentliche Arbeitsgebiet hinaus — sind auf der Abb.
4 kartiert.
Im Kapitel l.A. gebe ich eine kurze Übersicht über
frühere absolutchronologische Vorstellungen zur
Bandkeramik, die in letzter Zeit besonders intensiv
erforscht worden ist. Dabei war für die Forschungs-
geschichte im Arbeitsgebiet lange Zeit die Vorstel-
lung bestimmend, dass in den Niederlanden und im
Rheinland die dort vorhandene Ältere und Jüngere
Bandkeramik etwa 400 Jahre gedauert habe.
Im Kapitel l.B. wird kurz auf die Problematik der
neolithischen Kulturbegriffe eingegangen. Hier ist
wichtig, dass in dieser Arbeit diese als reine zeitliche
Stufenbezeichnungen verwendet werden, nämlich:
Älteste Bandkeramik, Ältere Bandkeramik, Jüngere
Bandkeramik, Späte Bandkeramik, Hinkelstein,
Grossgartach, Planig/Friedberg, Rössen und Bisch-
heim.
In der Forschung werden diese Begriffe aber auch
immer wieder mit ihrer räumlichen Dimension ver-
wendet und hinter diesen Begriffen handelnde
Menschengruppen gesehen, die z.B. von einem
Gebiet in eine benachbartes eindringen, wobei
zwangsläufig die Vorstellung von der teilweisen
Gleichzeitigkeit bestimmter Kulturen aufkommt. So
wird eine teilweise Parallelität zwischen der Ältesten
und der Älteren Bandkeramik einerseits und zwi-
schen der Jüngeren Bandkeramik und Hinkelstein /
Grossgartach andererseits gesehen. Ich weise darauf-
hin, dass diese Vorstellungen in Südwestdeutschland
am Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit bzw.
am Übergang von der Hallstattzeit zur Latènezeit
auch aufgekommen sind, aber durch die absolute

Chronologie widerlegt worden sind.
Wichtig ist zu wissen, dass ich meine Erfahrungen im
Jung-, Spät- und Endneolithikum der Schweiz
gemacht habe, wo sehr viele Dendrodaten bekannt
sind, und immer kulturelle Entwicklungen von einer
Kulturstufe zur anderen, jedoch keine Überlappun-
gen von Kulturstufen festgestellt werden konnten.
Die methodenimmanente Unschärfe der 14C-Datier-
ungen, die scheinbare Überlappungen von Kultur-
stufen erzeugt, kann durch die Dendrochronologie
korrigiert werden (Abb. 14).
In der vorliegenden Arbeit gehe ich von einer konti-
nuierlichen Kulturentwicklung im Arbeitsgebiet aus,
die ich anhand der absoluten Datierungen, der Kera-
mik, der Hausgrundrisse und der Steinbeile nach-
zeichne.
Methodisch (Kapitel l.C.) gehe ich streng von Fund-
komplexen aus, die ein Grab oder ein ganzes Gräber-
feld, bzw. eine Siedlungsgrube oder eine ganze
Siedlung umfassen können. Anhand des frühbronze-
zeitlichen Gräberfeldes von Singen (Abb. 1-3) zeige
ich, dass die ^4C-Daten auf der Stufe der Gräber als
Einzeldaten völlig unzuverlässig sind und nur als
Datenserie — bezogen auf das Gräberfeld als Einheit
— auswertbar sind. Das Gleiche zeigen die Gräber mit
14C-Datum von Niedermerz 3 (Abb. 24) und die
datierten Grubenkomplexe von Langweiler 2, 9 und 8
(Abb. 44-48). Anhand der 14C-Daten von Singen
(Tab. 1) zeige ich auch, wie ich die Datenserien aus-
werte: In den Tabellen sind die unkalibrierten 14C-
Daten zeitlich geordnet, wobei ich der Übersichtlich-
keit wegen die Labornummern weglasse. Anschlies-
send gebe ich verschiedene arithmetische Mittel mit
der Streuung der Daten (et) an. Im Fall von Singen
habe ich alle Daten und Mittel kalibriert, während ich
in den Tab. 2ff. nur noch diejenigen Mittel kalibriere,
die mir von der Streuung her (unter Eliminierung der
Datenausreisser) einigermassen zuverlässig erschei-
nen. Ich benutze bewusst eine sehr einfache Statistik,
um eine gute Übersicht zu bewahren.
Die Daten wurden mit dem Kalibrationsprogramm
Calib 4.3 von 1998 (http://depts.washington.edu
 
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