18. UNGEDULD.
33
Dienen wie das seine selbst einem Heiden zu viel, das sie selber kaum
verantworten könnte.
Dieses Lied, welches zwei Handschriften Hartmann, eine dritte Rein-
marn, eine vierte endlich Walthern beilegen, wird von Haupt unserm
Dichter abgesprochen, weil es «nichts von seiner Art» habe. Schon
Bartsch hat sich gegen diese Auffassung erklärt in der Germania 3, 484.
Weder in der Situation, welche der Dichtende schildert, noch in den
Gedanken oder in der Sprache vermag ich etwas zu- entdecken, das der
Art Hartmann’s bestimmt und sicher widerspräche.
We, war umbe frören wir?
joch gezimet ez niemen wol.
solher swsere ich gerne enbir,
der ich niht geniezen sol.
wartä wie diu heide stät 5
schöne in grüener wsete, als si
die lieben sumerzit enpfangen hat!
Reht ist daz ein sselic man
sanfte erwerbe swaz er wil,
wan er lop gedienen kan, 10
als ich gerne tsete vil,
er hat wünneclichen gruoz
von den besten die nü lebent:
ez ist ein not swer lange biten muoz.
Daz ein wip getriuwe si, 15
des bedarf ich harte wol,
wan ich bin ir selten bi:
2 joch, ja, wahrhaftig. — 3 icÄ enbir, ich entbehre. — swoere stf., Kum-
mer, Leid. — 4 von der ich keinen Nutzen haben werde. — 5 wartä! -
schauet Imperativ mit der angehängten Interjection -ä, von warten,
wahrnehmen. — 6 werte dat. von wat, Gewand. — als, bald nachdem. Die
Heide hat sich mit grünem Gewände geschmückt, sobald der Sommer sich
ihr genähert hat. Möglich daß derselben Stimmung angehören die Worte
im 1. Büchlein 1789 fg.
9 sanfte adv., ruhig, leicht. —• 10 wan, denn, da. — gedienen, er-
werben. — 11 so wie ich gern viel erwerben möchte; tcete vertritt hier
die Stelle von gediente mit Bezug auf das vorhergehende gedienen. —
12 er wird auf das Angenehmste begrüßt, hat Beifall. — 14 swer, für den
welcher, wenn einer. — biten, warten. Dieselbe Klage äußert der Dichter
in den Liedern 3, 24; 11, 12.
15 ein wip, eine gewisse Frau die ich meine, nicht nennen will; so
der unbestimmte Artikel in 11, 13- — 16 harte, sehr. — 17 denn ich bin
selten bei ihr d. h. bekomme sie fast gar nicht zu sehen; selten, ironisch
= niemals. —
HABTMAffl VON AVE. II.
3
33
Dienen wie das seine selbst einem Heiden zu viel, das sie selber kaum
verantworten könnte.
Dieses Lied, welches zwei Handschriften Hartmann, eine dritte Rein-
marn, eine vierte endlich Walthern beilegen, wird von Haupt unserm
Dichter abgesprochen, weil es «nichts von seiner Art» habe. Schon
Bartsch hat sich gegen diese Auffassung erklärt in der Germania 3, 484.
Weder in der Situation, welche der Dichtende schildert, noch in den
Gedanken oder in der Sprache vermag ich etwas zu- entdecken, das der
Art Hartmann’s bestimmt und sicher widerspräche.
We, war umbe frören wir?
joch gezimet ez niemen wol.
solher swsere ich gerne enbir,
der ich niht geniezen sol.
wartä wie diu heide stät 5
schöne in grüener wsete, als si
die lieben sumerzit enpfangen hat!
Reht ist daz ein sselic man
sanfte erwerbe swaz er wil,
wan er lop gedienen kan, 10
als ich gerne tsete vil,
er hat wünneclichen gruoz
von den besten die nü lebent:
ez ist ein not swer lange biten muoz.
Daz ein wip getriuwe si, 15
des bedarf ich harte wol,
wan ich bin ir selten bi:
2 joch, ja, wahrhaftig. — 3 icÄ enbir, ich entbehre. — swoere stf., Kum-
mer, Leid. — 4 von der ich keinen Nutzen haben werde. — 5 wartä! -
schauet Imperativ mit der angehängten Interjection -ä, von warten,
wahrnehmen. — 6 werte dat. von wat, Gewand. — als, bald nachdem. Die
Heide hat sich mit grünem Gewände geschmückt, sobald der Sommer sich
ihr genähert hat. Möglich daß derselben Stimmung angehören die Worte
im 1. Büchlein 1789 fg.
9 sanfte adv., ruhig, leicht. —• 10 wan, denn, da. — gedienen, er-
werben. — 11 so wie ich gern viel erwerben möchte; tcete vertritt hier
die Stelle von gediente mit Bezug auf das vorhergehende gedienen. —
12 er wird auf das Angenehmste begrüßt, hat Beifall. — 14 swer, für den
welcher, wenn einer. — biten, warten. Dieselbe Klage äußert der Dichter
in den Liedern 3, 24; 11, 12.
15 ein wip, eine gewisse Frau die ich meine, nicht nennen will; so
der unbestimmte Artikel in 11, 13- — 16 harte, sehr. — 17 denn ich bin
selten bei ihr d. h. bekomme sie fast gar nicht zu sehen; selten, ironisch
= niemals. —
HABTMAffl VON AVE. II.
3