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18« UNGEDULD.
des ich niht engelten sol,
wan ich si durch guot verbir:
lieze ich’z umbe ir ere niht, 20
so’n koeme ich niemer einen fuoz von ir.
Sine wil mich niht gewern
daz ich ir gelige bi,
unde enwil min niht enbern
z’einem friunde, als gihet si. 25
joch ist si mir niht gehaz,
da enste genäde bi:
so täte mir ein vient sanfter baz.
Si wil mir gelönet hän:
nü wil ich als si da wil. 30
daz muoz ich für guot enpfän:
anders dühte si’s ze vil.
daz si mich ir dienen lät,
seht, des taete ein beiden niht:
joch ist es vil, ob si’s niht sünde hat. 35
18 engelten mit dem Genitiv, von etwas Nachtheil haben, für etwas büßen.
— 19 durch guot, in guter Absicht. — verbern, sich von jemand fern hal-
ten, ihn meiden. — 21 niemer einen fuoz, keinen Fuß breit. Ähnliche
Äußerungen wie hier in den letzten Versen finden sich in den übrigen
Liedern, so 11, 5—6.
23 bi geligen, beiwohnen; das Verlangen darnach äußert auch der
Verfasser des 2. Büchleins 660 fg., vgl. auch 527. — 24—25 und doch will
sie mich als Freund behalten. — als gihet st, so spricht sie. — 26—27 ja,
ihr Haß geht nicht so weit gegen mich, daß nicht Gnade dabei wäre; sie
verschmäht mich nicht, ohne mir ihre Gunst zu zeigen. — 28 so würde mir
ein Feind, viel lieber sein, wäre ich ja mit einem Feinde viel besser dran;
ähnliche Äußerung Lieder 5, 15.
31 ez für guot enpfän, für gut aufnehmen, damit zufrieden sein. —
32 si’s—si es, Genitiv von vil abhängig; sonst möchte es ihr zu viel dün-
ken, würde sie es übel nehmen. — 33—34 das, was sie mich ihr dienen
lässt, seht, das diente selbst ein Heide nicht; vgl. 1. Büchlein 209. —
35 joch ist es vil, es will wahrhaftig viel sagen, es wäre zu verwundern. ■—
ob si’s niht sünde hat, wenn sie nicht Sünde dadurch auf sich ladet; vgl.
Erec 6952. Ein verwandter Gedanke im 1. Büchlein 1876.
18« UNGEDULD.
des ich niht engelten sol,
wan ich si durch guot verbir:
lieze ich’z umbe ir ere niht, 20
so’n koeme ich niemer einen fuoz von ir.
Sine wil mich niht gewern
daz ich ir gelige bi,
unde enwil min niht enbern
z’einem friunde, als gihet si. 25
joch ist si mir niht gehaz,
da enste genäde bi:
so täte mir ein vient sanfter baz.
Si wil mir gelönet hän:
nü wil ich als si da wil. 30
daz muoz ich für guot enpfän:
anders dühte si’s ze vil.
daz si mich ir dienen lät,
seht, des taete ein beiden niht:
joch ist es vil, ob si’s niht sünde hat. 35
18 engelten mit dem Genitiv, von etwas Nachtheil haben, für etwas büßen.
— 19 durch guot, in guter Absicht. — verbern, sich von jemand fern hal-
ten, ihn meiden. — 21 niemer einen fuoz, keinen Fuß breit. Ähnliche
Äußerungen wie hier in den letzten Versen finden sich in den übrigen
Liedern, so 11, 5—6.
23 bi geligen, beiwohnen; das Verlangen darnach äußert auch der
Verfasser des 2. Büchleins 660 fg., vgl. auch 527. — 24—25 und doch will
sie mich als Freund behalten. — als gihet st, so spricht sie. — 26—27 ja,
ihr Haß geht nicht so weit gegen mich, daß nicht Gnade dabei wäre; sie
verschmäht mich nicht, ohne mir ihre Gunst zu zeigen. — 28 so würde mir
ein Feind, viel lieber sein, wäre ich ja mit einem Feinde viel besser dran;
ähnliche Äußerung Lieder 5, 15.
31 ez für guot enpfän, für gut aufnehmen, damit zufrieden sein. —
32 si’s—si es, Genitiv von vil abhängig; sonst möchte es ihr zu viel dün-
ken, würde sie es übel nehmen. — 33—34 das, was sie mich ihr dienen
lässt, seht, das diente selbst ein Heide nicht; vgl. 1. Büchlein 209. —
35 joch ist es vil, es will wahrhaftig viel sagen, es wäre zu verwundern. ■—
ob si’s niht sünde hat, wenn sie nicht Sünde dadurch auf sich ladet; vgl.
Erec 6952. Ein verwandter Gedanke im 1. Büchlein 1876.