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dieses zu thun, desto werter kommt er darinne: indem
auch hier das Sprüchwort, Hebung bringt Runst,
richtig elntrift. Diese Art und Beschaffenheit, daß
wir nicht auf einmahl von selbst alles gut machen und
gut sind, sondern daß wir darinne Schritt vor Schritt
immer weiter kommen können, hat uns aber Aott
selbst gegeben. Wir können daher auch sicher schlies-
sen : daß er bey der Verordnung, daß wir seine Bil-
der und ihm gleich seyn sollen, mit auf diese unsre
menschliche Art und Natur gesehen habe. Wir sollen
nahmlich nicht auf einmahl alles guc machen und
gm seyn: sondern wir sollen unser ganzes Leben lang
alles immer bester machen lernen und selbst bester
werden: heute besser, als gestern, und morgen besser,
als heute. Ob wir gleich dem lieben Gott nun und
nimmermehr ganz gleich werden können: so sollen
doch unsre Seelen ihm allmählich ähnlicher werden;
so wie der Mahler sein Bild allmählich der Sache
ähnlicher macht, die es vorstellen soll, ob es gleich
immer ein bloßes Bild bleibt.
Dieses beständige bester machen und bester wer-
den ist nun die rechte Absicht, zu der uns Gott er-
schaffen hat. Dazu hat er uns eben eine unsterbliche
Seele gegeben, welche nicht im Grabe verweset, son-
dern nach dem Tode des Leibes in Ewigkeit fort lebet.
Diese Seele, welche Anfangs nicht versteht und nicht
weiß, was recht oder unrecht, bös oder gut ist, soll
nähmlich von Jugend auf, bis ins hohe Alter, an Ein-
sicht, Vernunft, und Gutherzigkeit immer zunehmen
und auch einmahl in der Ewigkeit noch fortfahren,
immer klüger und gütiger zu werden. Dazu hat er
uns Augen, Ohren, Sprache und so künstliche Hände
gegeben, daß wir alles, was wir unternehmen, von
Tag zu Tage bester entrichten lernen sollen. Dieses
beständige bester werden und besser machen, muß
als»
 
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