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unbeschädigtsten aussucht und sie in Gruben verwahrt.
Für Schweine und Rindvieh sind sie ein trefliches Fut-
ter. Gekocht sezen sie da mehr Fleisch an; aber roh zer-
stossen milchen die Kühe besser davon: nur muß man sie
allezeit mit weissen Rüben, oder mit Heckerling oder
Spreu vermengen, wenn man sie roh füttert; sonsi
bekommt das Rindvieh Zittern an den Füßen davon.
So wie nun der Mensch Key allen Dingen mit
Vernunft und Klugheit zu Werke gehen muß: so muß
er auch bey dieser so nutzbaren Frucht Vorsicht atmen-
den. Wenn nämlich die Kartoffeln in nassen Jahren
zu feucht aufwachsen, oder fönst in einem sumpfigen und
nassen Boden erzeugt werden: so darf man nicht so
viel, als sonst, sondern die Woche nur etlichemahl da-
von essen; wenn man nicht davon krank werden will.
Dieses hatten 1777. die Leute in Schlalach in der
Mark Brandenburg versehen, wie solches der dasige
Hr. Pastor, Nahmens Germershausen, der gar ein
erfahrner Hauswirth ist, in seinem Buche, die Haus-
murrer genannt, selbst erzählt. Sie hatten eine reiche
Kartoffel- Erndte gehabt: es war aber ein kühler Som-
mer gewesen, und die Kartoffeln waren nicht recht reif
geworden. Manche hatten inwendig schwarze oder
rothliche Flecken und Punkte. Nun aßen die Leute,
weil es deren genug gab, gewaltig viel davon, manche
dreymahl des Tages. Und in allen den Häusern, wo
man so viele aß, brach im September die Ruhr aus
und dauerte bis in den November. Wer aber nicht
zu viel Kartoffeln gegessen hatte, blieb gesund. Das
Zeichen, ob sie gut sind, ist: wenn sie inwendig schön
weißgelb aussehen, ohne Flecken find, einen kräftigen
Geruch, und einen reinen gleichen Geschmack, fast wie
Nüsse, haben. Die Vorsicht ist noch zu beobachten,
daß man vor Michaelis keine Kartoffeln esse: weil sie
Durchlauf und Ruhr verursachen, wenn sie noch un-
 
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