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.V-.--2^ 169
sigen Essen und Trinken sterben, als einer vor Hunger,
chon meiner Wassersucht, sagt der Doctor, ist eben
dieses die Ursache, daß ich gar zu oft den Magen mit
Speise und Trank überladen, und dadurch zähe schlei-
dichte Säfte bekommen habe, durch welche die zarten
Aederchen und Drüsen im Darmfell verstopft worden
sind. Nun muß ich sterben, und bin selbst Schuld
daran, daß eure Mutter eine Witwe und ihr Waisen
werdet. Der gnädige Gott wird mirs aber nicht zu-
rechnen : weil ich unwissend gesündigt habe. Aber
ihr Kinder, ihr lernt nun nach der neuen Ordnung
in der Schule besser, was zur Gesundheit gehört.
So versprecht mir doch, daß ihr auf alles merken
und auch darnach thun wollt." Die Kinder reichten
ihm die Hände und versprachen ihm zu gehorchen;
er solle doch nur nicht sterben! Klaus lebte aber kaum
noch drey Tage, da starb er» Seine Witwe erzog
mm die Kinder vollends zu allem Guten, und erin-
nerte sie gar oft an ihres Vaters letzte Reden von der
Mäßigkeit, und was er für Schmerzen auf seinem
langen Krankenlager hätte ausstehen müssen. Dieses
nahmen die guten Kinder zu Herzen und aßen niemahls
so viel, daß ihnen das Essen oben an stund: sondern
nur bis ihr Hunger gestillt war; es mochte nun Alltags-
Kost oder was bessers seyn. Im Trinken richteten sie
sich genau nach dem Durste. Wenn sie aber von an-
dern zum Fressen und Saufen angereitzt und darüber
auögespottet wurden, daß sie nicht mitmachten: so
dachten sie an das Sterbebette ihres Vaters, und an
den Spruch Man muß Gorr mehr gehorchen,
als den Menschen. Denn es ist Gottes Ordnung,
daß man nicht mehr geniessen soll, als zur Erhaltung
des Lebens dient. Sie konnten auf diese Art auch
den Armen ein grösseres Stück geben, als die Fresser
und Säufer, und konnten auf bessere und nahrhaftere
Spei-
 
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