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Len miteinander tragen, und ihr tägliches Brod miteim
ander durch fleissige Arbeit gewinnen. Die Hauptsache,
wodurch sich der Mensch in der Verbindung beyder Ges
schlechter von dem Vieb unterscheiden müsse, sey aber
dieses: daß Mann und Frau eins dem andern dazu helfe,
immerfort klüger, redlicher und durch ihre beständige
Liebe und Zärtlichkeit immer liebreicher und gütiger M
werden, bis der Tod sie wieder scheide. Segnete sie
Gott mit Kindern: so sollten sie durch ihre Lehre und
Exempel dieselben zu eben so braven Leuten machen,
als sie selbst wären. Dieß sey die rechte Absicht des
Ehestandes. Es käme also dabey nicht auf die Guter,
sondern auf die Gemüther an. Wenn sich diese zusam-
men schickten und wenn ein armes Mädchen fleißig,
ordentlich und klug sey: so könne es leicht eine bessere
Ehe geben; als wenn zwey große Güter zusammen ge-
bracht würden und die Gemüther hernach wie Hund
und Katze gegen einander wären. Es gehöre ja eben
nicht eine gewisse Anzahl Grundstücke zu einer Hauß-
haltung: sondern ein nothdürftiges Auskommen, nebst
einem Sparpfenning für Nothfälle, sey schon genug;
und so viel könne ein Mann, der gesunde Gliedmaßen
habe, und eine gute Haußordnung verstehe, aus dem
kleinsten Gütchen herausbringen, ja sogar durch blos-
ses Taglöhnern erschwingen. Der Herr Pastor wandte
sich darauf an diejenigen, deren Eltern ihnen am Hey-
rachen hinderlich waren.^ Diesen erklärte er, was in
Ehesachen Rechtens im Lande sey. Er sagte: es sey
zwar billig, den Eltern auch hierinne Gehorsam zu be-
weisen: aber die Eltern dürfen doch die Kinder
Nicht an ihrem Glücke hindern, und ihnen keine Ge-
walt anthun. Denn auf die Neigung derjenigen Per-
sonen, die einander heyrathen und zeitlebens mit ein-
ander haushalten sollten, komme das meiste an. Ec
warnte sie auch, daß sie ja keine Eheversprechung und
 
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