Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
--- 2Z9
m'cht schaden, sich etwas in der Fremde umzusehen
und Acht zu haben, wie die Bauersleute an andern
Orten und in andern Gegenden ihren Feldbau und
ihre Hauswirthschaft einrichteten. Denn hinter dem
Berge wohnten auch Leute und in seinem Dorfe wäre
wohl nicht alle Klugheit beysammen: sondern man
könne wohl da die eine Sache besser verstehen, und an
andern Orten, eine andere. Ein gescheuter Kopf müsse
aber aus allem das Veste heraus nehmen. So dachte
Wilhelm Denker. Es glückte ihm nun auch außer-
ordentlich mit seinem Dienste. Er kam zu einem
Herrn des Nahmens von GroßheLm. Dieser war
reich und freygebig und fand sein Vergnügen daran,
daß er überall umher reiste, und sich an jedem Orte
mehr um die Landes-Art, den Feldbau, die Hand-
werke und Künste, als um die Schlösser der großen
Herren bekümmerte. Darum fuhr er auch nicht im-
mer in der Kutsche auf der Heerstraße hin: sondern
machte oft große Strecken zu Fuß durch die abgelegen-
sten Gegenden. Wilhelm mußte da allezeit bey ihm
seyn, als ein handfester Bursch, auf den er sich im
Nothfall verlassen konnte, und mußte den Quersack
tragen, worinne sie Lebensmittel, Schreibzeug, Land-
karten und dergleichen Mitnahmen. Wurde aber
der Herr des Gehens überdrüßig, so fuhr er, und
Wilhelm mußte neben ihm im Wagen sitzen. Der
Herr war auch so gut, daß er unter Wegs mit dem
Bedienten freundlich sprach und ihm gern Bescheid
gab, wenn dieser das wie? wenn? wo? wa-
rum ? wozu und Wodurch ? von einer Sache haar-
klein wissen wollte. Und dieser schrieb alle Abende das
merkwürdigste, was er erfahren hatte, in ein Buch, um
es besser zu behalten. So reisten sie mit einander drey
Jahre lang die Welt auf und ab, und die Beschreibung,
welche Wilhelm zu Papier brachte, wurde am Ende so
 
Annotationen