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Flachs und Hanf wächst ausnehmend schön. Des-
gleichen Toback, auch Grapp, oder FarberrZche,
für welche ein schöner Thaler Geld ins Land kommt.
So große und schöne Welsche - Nußbäume und Casta-
nien - Bäume giebts nirgends, wie in der Pfalz, wo
sie Reihen weise an den Heerstraßen stehen. Zu
Dessenheim an der Bergstraße giebt es Angorische
Ziegen, von welchen das so genannte Rameel-Gam
herkommt, und welche aus der asiatischen Turkey
über 4O0 Meilen weit herstammen.
Im LuldaLschen bauen die Einwohner den Boden
desto fleißiger, weil er etwas mager ist. Weiber und
Männer, Alt und Jung gehen niemals müßig: son-
dern spinnen, wenn sie nichts anders zu tßun haben.
In wenig Ländern hat man sich so sehr bemüht, nütz-
liche Lehren und Nachrichten durch die Calender und
andere Schriften unter die Bauersleute zu bringen
und schädliche falsche Meynungen abzuschaffen. Im
Hessen-Aasselischen, am Diemel - Scrohm, sind
die Leute arbeitsam und fleißig: aber noch nicht so er-
fahren und klug, ihr Land zu benutzen, wie die Fran-
ken und Pfalzer. Sie bemühen sich nicht genug, den
Viehstand durch vermehrte Fütterung zu verbessern,
um mehr Dünger zu bekommen. Ein abscheulicher
Mißbrauch ist es da, daß auch die ärmsten Bauersleute
alle Tage ein warmes ungesundes Geschlampe von Kasse
mit Cichorien (Wegwarten) vermischt trinken, und eine
Art von Kartoffel-Kuchen dazu essen, welche sehr
schlecht zubereitet sind; da sie weit besser thäten,
wenn sie das Kaffegeld an Fleisch wendeten, und des
Morgens Bier zum Frühstück nahmen, warmes oder
kaltes; sollte es auch nur Brodbier seyn. Die Hoch-
fürstliche Hessische Gesellschaft des Ackerbaues
und der Rünste pflegt jährlich gewisse Preise an
fleißige und kluge Bauern auöjutheilen, die sich durch
 
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