Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Laßt uns daher die Thranen abwischen, meine
Freunde! Er ist kein Richter, der uns straft: er ist ein
guter Vater, der unser wahres Glück sucht. Laßt
uns nicht muthloö auf den Brandstätten stehen und in
die verheerten Felder hinaus schauen! Ueberlegr heute
noch mit Vernunft, was das Norhwendigste ist, das
zuerst geschehen muß; und morgen gehet mit Ver-
trauen und Gebeth zu Gott murhig an die Arbeit!
Suchet auch Hülfe bey den christlich gesinnten Ein-
wohnern der benachbarten Dsrfschaften: sie werden
euch gern nach Vermögen Beystand leisten; so wie
Ihr guten Leute es ehemals unfern Nachbarn in
Wohnbausen bey ihrem großen Unglück gethan ha-
bet. Ich sehe hier schon viele Hunderte gegenwär-
tig, denen die Bereitwilligkeit, euch zu helfen, in den
thränenvollen Augen schwebet. Unsre gnädige Herr-
schaft wird auch alles mögliche thun, euch zu unter-
stützen. Und so könnt ihr zuversichtlich hoffen, dieses
Unglück bald zu überwinden, so daß keine Spur da-
von zurück bleibt, als die Früchte, die ihr davon für
eure Seelen und für die Ewigkeit einerndtet.
Allgütiger Vater im Himmel! Laß mich nur die
Freude noch erleben, daß diese deine Kinder/ deine Liebe
auch in ihrem Unglücke erkennen! daß sie mit aufrichtigen
Herzen sprechen: der Herr hars gegeben, der Herr
hars genommen, der Nähme des Herrn sey ge-
lobe ! Erleuchte sie mit deinem Geiste, daß sie bey der
neuen Sorge für das Irdische beständig ihre unsterbliche
Seele und ihr ewiges Wohl vor Augen haben ! Stärke
ihre Herzen, daß sie der grossen Lehre: seyd vollkom-
men, wie euer Varer im Himmel vollkommen ist,
nach dem Exempel Jesu auch unter diesen schweren Lei-
den, bis in den Tod getreu verbleiben! Amen!
 
Annotationen