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Becker, Wilhelm Gottlieb [Hrsg.]
Neue Garten- und Landschafts-Gebäude — Leipzig, 1798-1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.2224#0008
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herabgehen. Auf der liintern Seile führt eine Freitreppe auf dem Altan hinauf, welche mit ihren ohern
Stufen in den Raum, den die Hohlkehle des Saals übrig läfst, eingreift.

Die Pavillons, welche die Flügel des Gebiiudes ausmachen, könnten auch einzeln, ohne Verbin-
dung mit einem andern Gebäude gebraucht werden, und würden ein gefalliges Ansehn haben.

Sechste Platte

a und b.

Ein Tempel des Bacchus.

a. Der Aufrifs dieses Gebäudes ist in seinen Massen sehr einfach und bekömmt dadurch ein
edles Ansehn; nur sollten die Säulen schlechterdings keinen Stab haben, den ihnen blos der Kupferätzer
gegeben. So wie man die antike Treppe erstiegen hat, stöfst man auf die Thüre des Saals. Zu beiden
Seiten befindet sich ein Postament mit einer Vase. Im obern Aufsatz sind Halbzirkel - Fenster, die mit
arabesken Fenster- Rahmen geziert sind. Durch diese erhält der obere Theil des Saals das erforderliche
Licht. Am Schlufsstein über den Fenstern ist ein Bachantenkopf angebracht. Die Behänge sind von
leichten Weinranken, und über jeder Säule hängt eine belaubte Traube herab.

b. Das Innere des Gebäudes enthält einen Saal und an den Ecken vier Cabinetter. Die Mitte
des Saals geht durch die ganze Höhe des Gebäudes durch und erhält, wie schon bemerkt ist, durch vier
halbrunde Fenster ihre Beleuchtung. Auf beiden Seiten befinden sich Säulen, welche den obern Aufsatz
tragen, und den Saal, der jenseits der Säulen noch fortgeht, aber natürlicherweise niedriger fallt, blos
unterbrechen. Diese beiden Nebenseiten des Saals erhalten ihr meistes Licht auf jeder Seite durch zwei
Glasthüren. Der Saal selbst hat hinten auch einen Ausgang.

Dieser Tempel pafst in eine freie offene Lage und auf eine nicht,allzusteile Anhöhe; er kann
recht schicklich mit Weinstöcken umpflanzt werden. Er braucht nicht schlechterdings Tempel zu heifsen
und kann in Gärten, so wie auf Weinbergen stehen. Man betrachte ihn, wenn man jene Benennun0-
nicht will, als ein Gebäude, das dem geselligen Weinbergs-Vergnügen gewidmet ist. Zu allen solchen
Gebäuden ist eine besondere Küche nöthig, die hintei Gebüsche versteckt wird.

Siebente Platte.

Z iv e i Brücken im edlen Styl.

Die obere Brücke ist ganz von Stein. Ihr eckichter Bogen ist in sieben Seiten getheilt, deren
jede einen Wölbstein ausmacht, welcher mit einer Rosette geziert ist. Das Punktirte, was man in den
Feldern, welche der Bogen übrig läfst, so wie in dem Felde der Brüstung bemerkt, wird durch das
Spitzeisen hervorgebracht. — Je gröfser diese Form in der Natur ausgeführt würde, je gröfsere Würkunf
würde sie thun.

Die untere Brücke hat zwischen den Postamenten ein eisernes Geländer in arabeskem Styl. Statt der
vorgezeichneten Vasen können auch sogenannte Hetrurische mit interessanten Gewächsen aufgestellt werden.

Achte Platte.

Zwei Denkmäler im antiken Styl.

Das obere dieser Denkmäler ist ein freistellendes von drei oder vier Seiten, mit einer flachen
gedrückten Vase. Im obern Theile lassen sich ein Thränengef.ifs und zwei Opfersehaalen anbringen.
Wird es dreieckicht, so bekömmt es folglich auch drei Flügel, die sich in einen Löwenfufs enden. Auf
allen drei Seiten können Inschriften stellen.

Das untere Monument kann als ein Familiendenkmal betrachtet werden und in einer Gruft oder
auch im FYeien, doch immer an einer Mauer stehen. Der Triangel-förmige Bedeckungsstein ist der Deckel
des Gruftlochs und mufs vom Bildhauer in der Form eines Tuchs bearbeitet werden. Auf dem Kupfer-
blatte sollte die Vorlage der Umkränzung der Gruftöffnung nebst ihrem Deckel etwas leichter gehalten
seyn, damit diese mehr hervorstünde und das Denkmal besser zurückwiche.
 
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