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Vorwort

Der vorliegende Bestandskatalog umfaßt alle 2750
mittelalterlichen Brakteaten im Kestner-Museum
Hannover.
Brakteaten sind einseitige Pfennigmünzen aus dün-
nem Silberblech. Die Blüte der Brakteatenkunst fällt
in die Glanzzeit des deutschen Mittelalters. Bedingt
durch die breiten Prägeflächen boten Brakteaten der
bildnerischen Ausgestaltung und damit den künstle-
rischen Möglichkeiten mehr Raum. Die eigenartige
Schönheit der Brakteatenbilder liegt in der glückli-
chen Verbindung von Gestalt und Ornament des
Bildes einerseits wie auch im dekorativen Reichtum
und der Wohlausgewogenheit ihrer Komposition.
Die Prägung von Brakteaten begann in den 30er Jah-
ren des 12. Jahrhunderts. Sie erreichte unter Fried-
rich I. Barbarossa (1152-1190) ihren Höhepunkt
künstlerischer Entfaltung und setzte sich im 13.
Jahrhundert in minderer Qualität fort. Wie alle
Münzen sind die Brakteaten zu ihrer Zeit Zahlungs-
mittel gewesen, kleine Gegenstände des Alltagsle-
bens, die wirtschaftlichen Zwecken gedient haben.
Zudem sind sie von dokumentarischer Bedeutung
als Quellen der Geschichtswissenschaft und der
Kunstgeschichte des Mittelalters.
Eine Museumssammlung dieses Umfangs ist bislang
noch nie publiziert worden. Sie wird nun durch den
Katalog und die begleitende Sonderausstellung der
Öffentlichkeit vorgestellt. Dem Autor des Katalogs
und Leiter des Münzkabinetts im Kestner-Museum,
Herrn Frank Berger, sage ich besonderen Dank für
diese Arbeit.

Das Kestner-Museum setzt hiermit seine erfolgrei-
che Reihe von Münzpublikationen fort, um die
Bestände des Münzkabinetts wissenschaftlich fun-
diert zu erschließen. Publiziert sind die Siegelstem-
pel (1985), die byzantinischen Münzen (1987), die
Münzen der Römischen Republik (1989), die anti-
ken Goldmünzen (1991) und die antiken Tesseren
(1991). Daneben erschien eine Einführung zu grie-
chischen Münzen im Kestner-Museum (1988).
Diese eindrucksvolle Reihe von Bestandskatalogen
hat dem Kestner-Museum weithin große Beachtung
zukommen lassen; das vorliegende Werk führt diese
Serie nun angemessen fort. Der Sammler möge in
diesem Katalog eine Fülle von Anregungen finden;
der numismatischen und kunsthistorischen For-
schung werden gewiß neue Impulse gegeben.
Für das Kestner-Museum ist die Publikation dieses
wertvollen Sammlungsteils Mahnung und Ver-
pflichtung, auch alle anderen Bestände aus ihrer
gedrängten Enge im Verborgenen zu befreien und
sie in vergrößerten Schauräumen den Bürgern
Hannovers und auswärtigen Besuchern bekannt-
zumachen.
Ulrich Gehrig

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