Über Brakteaten
Brakteaten sind die eigenartigste und interessanteste
Erscheinung im Münzwesen des deutschen Mittelal-
ters.1 Von den Karolingern bis ins hohe Mittelalter
gab es in Deutschland nur eine maßgebliche Münz-
sorte, den silbernen Pfennig.2 Dem Nominal nach
waren Brakteaten solche silberne Pfennige und wur-
den auch so genannt. Während die herkömmlichen
Pfennige aber zwei geprägte Seiten hatten, waren die
Brakteaten nur einseitig; das Bild der Vorderseite
hatte ein erhabenes Relief, das auf der Rückseite ver-
tieft erscheint. Der Name „Brakteat“, ein gelehrter
Fachausdruck des 17. Jahrhunderts (Lat. bractea -
dünnes Blech), bezieht sich auf diese hohlen Silber-
pfennige.
Die Prägung der Brakteaten begann um 1130 in der
Mark Meißen. Von dort dehnte sie sich in westlicher
Richtung aus und ist einige Jahre später in Erfurt,
Magdeburg, Quedlinburg und Hersfeld nachweis-
bar. Thüringen und das Harzvorland bildeten dann
das Zentrum der frühen Brakteatenprägung. Diese
Münzform verbreitete sich dann rasch aus über ganz
Deutschland nördlich des Mains und östlich der
Weser. Ausläufer erstreckten sich bis Skandinavien
und Böhmen. Die Ausbreitung geschah unter gleich-
zeitiger Aufgabe der (zweiseitigen) Denarprägung
in diesen Gebieten. Beide Münzformen kommen
nur im Grenzbereich von Denar- und Brakteaten-
landschaften vor, wobei der Denar eher für Fernhan-
del und der Brakteat eher zum lokalen Umlauf
bestimmt war. Ein gesondertes Brakteatengebiet
entstand ca. 50 Jahre später im schwäbisch-aleman-
nischen Raum. Es waren aber keineswegs alle deut-
schen Landschaften an der Herstellung einseitiger
Pfennige beteiligt. In den wirtschaftlich hoch ent-
wickelten Gebieten, wie Rheinland, Westfalen und
Bayern, wo die Bevölkerung den Handel mit der
Münze gewöhnt war, wurde die traditionelle Tech-
nik beibehalten.
Brakteaten sind hingegen in Gebieten anzutreffen,
deren wirtschaftliche Erschließung gerade im 12.
Jahrhundert zu beobachten ist. In Zusammenhang
mit dem Landesausbau, der Städtegründungswelle
und einer neuen Konstellation von Naturalsteuer -
Geldzins - Markt - Stadt - Münze entstand der
Bedarf nach einem lokalen Zahlungsmittel besonde-
rer Form. Dem schien offenbar der Brakteat ent-
sprochen zu haben.
Die Schrötlinge, d.h. die Metallplättchen, die durch
Prägung zu Münzen werden sollten, wurden aus
flach gehämmertem Silberblech herausgeschnitten.
Da das Silber unvermischt und somit recht weich
war, konnte es im kalten Zustand geprägt werden.
Die Mehrzahl der Brakteaten wurde in Stanztechnik
auf einem Unterstempel hergestellt. In diesen Unter-
stempel waren die Bilder seitenverkehrt eingeschnit-
ten, manchmal auch eingepunzt. Alle Stücke wurden
einzeln geprägt. Nicht selten dienten auch ältere
flachgeschlagene Brakteaten als Schrötlinge. Da man
nur einem Stempel brauchte und die Schrötlinge so
einfach zu gewinnen waren, dürfte die Prägung
schnell und kostensparend vor sich gegangen sein.
Halbe Stücke konnten durch Zerbrechen hergestellt
werden.
Die fragile Form der Brakteaten trägt auch ihrer kur-
zen Lebensdauer Rechnung, denn der Umlauf der
Münzen war nicht nur räumlich, sondern auch zeit-
lich begrenzt. Es war für den Münzherrn ein
Gewinn, wenn er möglichst oft und viel prägen ließ.
Deshalb verbreitete sich im Brakteatengebiet der
14
Brakteaten sind die eigenartigste und interessanteste
Erscheinung im Münzwesen des deutschen Mittelal-
ters.1 Von den Karolingern bis ins hohe Mittelalter
gab es in Deutschland nur eine maßgebliche Münz-
sorte, den silbernen Pfennig.2 Dem Nominal nach
waren Brakteaten solche silberne Pfennige und wur-
den auch so genannt. Während die herkömmlichen
Pfennige aber zwei geprägte Seiten hatten, waren die
Brakteaten nur einseitig; das Bild der Vorderseite
hatte ein erhabenes Relief, das auf der Rückseite ver-
tieft erscheint. Der Name „Brakteat“, ein gelehrter
Fachausdruck des 17. Jahrhunderts (Lat. bractea -
dünnes Blech), bezieht sich auf diese hohlen Silber-
pfennige.
Die Prägung der Brakteaten begann um 1130 in der
Mark Meißen. Von dort dehnte sie sich in westlicher
Richtung aus und ist einige Jahre später in Erfurt,
Magdeburg, Quedlinburg und Hersfeld nachweis-
bar. Thüringen und das Harzvorland bildeten dann
das Zentrum der frühen Brakteatenprägung. Diese
Münzform verbreitete sich dann rasch aus über ganz
Deutschland nördlich des Mains und östlich der
Weser. Ausläufer erstreckten sich bis Skandinavien
und Böhmen. Die Ausbreitung geschah unter gleich-
zeitiger Aufgabe der (zweiseitigen) Denarprägung
in diesen Gebieten. Beide Münzformen kommen
nur im Grenzbereich von Denar- und Brakteaten-
landschaften vor, wobei der Denar eher für Fernhan-
del und der Brakteat eher zum lokalen Umlauf
bestimmt war. Ein gesondertes Brakteatengebiet
entstand ca. 50 Jahre später im schwäbisch-aleman-
nischen Raum. Es waren aber keineswegs alle deut-
schen Landschaften an der Herstellung einseitiger
Pfennige beteiligt. In den wirtschaftlich hoch ent-
wickelten Gebieten, wie Rheinland, Westfalen und
Bayern, wo die Bevölkerung den Handel mit der
Münze gewöhnt war, wurde die traditionelle Tech-
nik beibehalten.
Brakteaten sind hingegen in Gebieten anzutreffen,
deren wirtschaftliche Erschließung gerade im 12.
Jahrhundert zu beobachten ist. In Zusammenhang
mit dem Landesausbau, der Städtegründungswelle
und einer neuen Konstellation von Naturalsteuer -
Geldzins - Markt - Stadt - Münze entstand der
Bedarf nach einem lokalen Zahlungsmittel besonde-
rer Form. Dem schien offenbar der Brakteat ent-
sprochen zu haben.
Die Schrötlinge, d.h. die Metallplättchen, die durch
Prägung zu Münzen werden sollten, wurden aus
flach gehämmertem Silberblech herausgeschnitten.
Da das Silber unvermischt und somit recht weich
war, konnte es im kalten Zustand geprägt werden.
Die Mehrzahl der Brakteaten wurde in Stanztechnik
auf einem Unterstempel hergestellt. In diesen Unter-
stempel waren die Bilder seitenverkehrt eingeschnit-
ten, manchmal auch eingepunzt. Alle Stücke wurden
einzeln geprägt. Nicht selten dienten auch ältere
flachgeschlagene Brakteaten als Schrötlinge. Da man
nur einem Stempel brauchte und die Schrötlinge so
einfach zu gewinnen waren, dürfte die Prägung
schnell und kostensparend vor sich gegangen sein.
Halbe Stücke konnten durch Zerbrechen hergestellt
werden.
Die fragile Form der Brakteaten trägt auch ihrer kur-
zen Lebensdauer Rechnung, denn der Umlauf der
Münzen war nicht nur räumlich, sondern auch zeit-
lich begrenzt. Es war für den Münzherrn ein
Gewinn, wenn er möglichst oft und viel prägen ließ.
Deshalb verbreitete sich im Brakteatengebiet der
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