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Berger, Albrecht; Leontius <Sancti Sabae>
Leontios Presbyteros von Rom, Das Leben des heiligen Gregorios von Agrigent: kritische Ausgabe — Berlin, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.25273#0276
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274

Übersetzung

Dieser Selige wurde in einem Dorf namens Praitorion in der Nähe der Stadt
Agrigent geboren; sein Vater hieß Chariton, seine Mutter aber, die aus einem Ort
namens Tyra stammte, Theodote. Diese lebten in großem Wohlstand und führten
ein gottesfürchtiges Leben, denn sie waren gastfreundlich und spendenfreudig,
barmherzig in allen Dingen, sie nahmen sich, wie es geschrieben steht, der Nöte der
Heiligen an und hatten noch einige andere Tugenden und Verdienste, die ich einst-
weilen übergehen will. Sie nun waren die Eltern des Seligen. Es hob ihn aber aus
der heiligen und heilbringenden Taufe der allerheiligste Bischof Potamion der
überaus heiligen Kirche von Agrigent. Danach, als er acht Jahre alt wurde, führten
ihn seine Eltern in die Stadt, um ihn in die Schule zu bringen, damit er in den
heiligen Schriften unterwiesen würde. Und sie brachten ihn zum allerheiligsten Bi-
schof Potamion, seinem geistlichen Vater, überbrachten dem Bischof durch seine
Hand würdige und viele Geschenke, warfen das Kind zu seinen Füßen und sagten:
»Bete für ihn, ehrwürdigster Vater, damit auch ihn erleuchte der Sohn Gottes,
unser Herr Jesus Christus, der jeden Menschen erleuchtet, der auf die Welt kommt.«
Der Bischof aber rief einen frommen Mann namens Damianos zu sich, von dem
die Reichen wie die Armen der Stadt bezeugten, daß er tüchtig und geschickt im
Unterricht war, und der allerheiligste Bischof Potamion sagte zu ihm: »Herr Da-
mianos, diesen Knaben übergebe ich dir vor Gott und der ganzen Kirche als Zeu-
gen. Kümmere dich um ihn und lehre ihn die göttlichen Schriften, die durch die
Gnade des heiligen Geistes den Sinn aller Menschen zur Buße wenden können.«
Damianos aber fiel dem Bischof zu Füßen und sagte: »Des Herren Wille geschehe
an uns, heiliger und ehrwürdigster Vater.« Der aber legte dem Kind die Hände auf
und sagte: »Die Gnade Gottes und des Vaters des eingeborenen Sohnes und der
eingeborene Sohn selbst, der im Schoße des Vaters wohnt, wahrer Gott vom wahren
Gott, und die Kraft des allerheiligsten und lebensspendenden Geistes sei ohne
Unterlaß bei dir, Kind, damit du den üblen und vielen Anschlägen des Feindes ent-
gehen kannst.« Und nachdem alle das »Amen« gesprochen hatten, empfing ihn Da-
mianos aus den Händen des Bischofs. Und nachdem alle für ihn gebetet hatten,
kehrten seine Eltern in ihr Haus zurück, rühmten Gott für alles und beteten für
ihn. Danach, nachdem Damianos ihn empfangen hatte, kümmerte er sich sehr um
ihn. Das Kind wurde aber sehr tüchtig im Unterricht, so daß sich alle wunderten,
die es sahen. Nachdem nun darauf zwei Jahre vergangen waren, vollendete er seine
Studien, verstand völlig das Rechnen und die Jahreszyklen und lernte auch die
Astronomie und den Psalter. Er war auch bereitwillig und fleißig bei den täglichen
Hymnen der Kirche, den morgendlichen und nächtlichen Lobgesängen, so daß er
von allen bewundert wurde, denn er übertraf auch seinen Lehrer beim Lesen und
im Wissen, viel mehr noch aber die gleichaltrigen und älteren Knaben.

Als er aber zwölf Jahre alt wurde, kamen seine Eltern in die Stadt. Sie umarmten
ihr Kind, brachten es vor den allerheiligsten Bischof Potamion und baten ihn, den
 
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