XI. Sonstige Aphroditedarstellungen der hohem Auffassung. 177
XI. CAPITEL.
Sonstige Aphroditedarstellungen der höhern Auffassung.
Der Typus der melischen Statue verdient seiner Entstehungszeit
wie seiner künstlerischen Bedeutung nach unter sämmtlichen halbbe-
kleideten Aphroditebildern vorangestellt zu werden. Nachdem wir sei-
nen Modificationen und Umgestaltungen sowie seinem Einfluss auf
andere Bildungen, wie es eben die erhaltenen Denkmäler erlauben,
versucht haben nachzugehen, reihen wir ihm jetzt noch diejenigen Dar-
stellungen an, die, ohne eine künstlerische Abhängigkeit zu zeigen,
dennoch ihrem ganzen Charakter und ihrer Auffassung nach mit ihm
verwandt sind. Zwar sind uns zur Beurtheilung der letzteren meist nur
unzureichende Kriterien an die Hand gegeben, wirklich entscheidende
bei Rundwerken, so zu sagen, nirgends. Wir haben uns in Ermanglung
besserer Auskunftsmittel durch den Umstand leiten lassen, dass bei den
Aphroditebildern von nachweislich höherer Auffassung fast überall das
Gewandmotiv des ungeknoteten, entweder über das Knie geschlagenen
oder vom linken Arm gehaltenen Mantels getroffen wird, und haben
daher die Statuen, die im Gegensatz zur späteren Schürzung durch die-
sen Umwurf charakterisiert sind, wenn nicht ganz positive Gründe
dagegen sprachen, hiehergezogen. Sie stimmen äusserlich mit der me-
lischen bloss noch darin überein , dass auch bei ihnen der Oberkörper
entblösst und der Mantel in der angegebenen Weise um die Hüften ge-
schlagen ist. In den meisten übrigen Beziehungen, in der speciellen
Anordnung der Gewandpartieen,' in der Stellung, in der Richtung und
Erhebung der Arme sind sie verschieden. Auch lassen sie sich nicht
wohl in bestimmte Gruppen ordnen, da die Körper- und die Gewand-
motive sich kreuzen, so dass sie je nach dem Gesichtspunkt bald in diese
bald in jene Gruppe zu stellen wären. Doch wollen wir die freistehenden
und die an einen Pfeiler gelehnten, und unter den ersteren wieder die
mit rechtem und die mit linkem Standbein auseinanderhalten.
a. Freistehende Figuren.
In der Composition steht der Aphrodite von Melos am nächsten
i° eine Statue im Tibersaal des Louvre (Kat. v. Clarac No. 872.
Fröhner No. 154; abg. Clar. pl. 341. 1362). aus Schloss Richelieu,
Ucmoulli, Aphrodite. 12
XI. CAPITEL.
Sonstige Aphroditedarstellungen der höhern Auffassung.
Der Typus der melischen Statue verdient seiner Entstehungszeit
wie seiner künstlerischen Bedeutung nach unter sämmtlichen halbbe-
kleideten Aphroditebildern vorangestellt zu werden. Nachdem wir sei-
nen Modificationen und Umgestaltungen sowie seinem Einfluss auf
andere Bildungen, wie es eben die erhaltenen Denkmäler erlauben,
versucht haben nachzugehen, reihen wir ihm jetzt noch diejenigen Dar-
stellungen an, die, ohne eine künstlerische Abhängigkeit zu zeigen,
dennoch ihrem ganzen Charakter und ihrer Auffassung nach mit ihm
verwandt sind. Zwar sind uns zur Beurtheilung der letzteren meist nur
unzureichende Kriterien an die Hand gegeben, wirklich entscheidende
bei Rundwerken, so zu sagen, nirgends. Wir haben uns in Ermanglung
besserer Auskunftsmittel durch den Umstand leiten lassen, dass bei den
Aphroditebildern von nachweislich höherer Auffassung fast überall das
Gewandmotiv des ungeknoteten, entweder über das Knie geschlagenen
oder vom linken Arm gehaltenen Mantels getroffen wird, und haben
daher die Statuen, die im Gegensatz zur späteren Schürzung durch die-
sen Umwurf charakterisiert sind, wenn nicht ganz positive Gründe
dagegen sprachen, hiehergezogen. Sie stimmen äusserlich mit der me-
lischen bloss noch darin überein , dass auch bei ihnen der Oberkörper
entblösst und der Mantel in der angegebenen Weise um die Hüften ge-
schlagen ist. In den meisten übrigen Beziehungen, in der speciellen
Anordnung der Gewandpartieen,' in der Stellung, in der Richtung und
Erhebung der Arme sind sie verschieden. Auch lassen sie sich nicht
wohl in bestimmte Gruppen ordnen, da die Körper- und die Gewand-
motive sich kreuzen, so dass sie je nach dem Gesichtspunkt bald in diese
bald in jene Gruppe zu stellen wären. Doch wollen wir die freistehenden
und die an einen Pfeiler gelehnten, und unter den ersteren wieder die
mit rechtem und die mit linkem Standbein auseinanderhalten.
a. Freistehende Figuren.
In der Composition steht der Aphrodite von Melos am nächsten
i° eine Statue im Tibersaal des Louvre (Kat. v. Clarac No. 872.
Fröhner No. 154; abg. Clar. pl. 341. 1362). aus Schloss Richelieu,
Ucmoulli, Aphrodite. 12