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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0005
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2 VORWORT

Doctorwärde, München 1903. Jeder von diesen Gelehrten stellt seine
besondere, von der der Andern meist weit verschiedene Serie von
Alexanderbildnissen auf, und jeder mit Berufung auf dieselben oder
nahezu dieselben Quellen. Man fragt, wie ist es möglich, auf dem
gleichen Wege zu so widersprechenden Resultaten zu gelangen?

An dem grösseren oder kleineren Umfang des zur Verfügung
stehenden Materials kann es nicht liegen. Denn die neuen alexan-
drinischen Bildwerke und die kleinen Bronzen, die z. B. Schreiber
herbeigezogen, sind wohl eine wesentliche Bereicherung desselben
und können im einzelnen Fall fruchtbringend für die Deutungen
verwendet werden; aber sie stossen das nicht um, was bereits Kopp
in den Grundzügen entworfen hat. Und ebensowenig liegt es an
der befolgten Methode. Denn Alle verfahren ziemlich nach dem
gleichen einfachen und richtigen Prinzip, auf Grund der überlieferten
Schriftzeugnisse und der erhaltenen äusserlich beglaubigten Dar-
stellungen die Denkmäler zu bestimmen, welche als Bildnisse Alexan-
ders betrachtet werden dürfen. Es liegt nicht an der Methode, sondern
an der Anwendung derselben, an der verschiedenen Abschätzung
des Ähnlichkeitsgrades bei Vergleichungen und der Subjektivität der
Schlüsse, die daraus gezogen werden. Und dann allerdings auch an
dem Gegenstand selbst, sowohl an den ikonographischen Quellen,
dem unklaren Sinn der Schriftzeugnisse und dem mangelhaften Zu-
stand und Kunstwert der monumentalen Vorbilder, als an dem
Charakter der zu vergleichenden Denkmäler, welche fast alle zwischen
Porträt und Idealbild schwanken. Mit unsicheren Mitteln lassen sich
keine sicheren und übereinstimmenden Resultate erzielen. — Auch der
Verfasser dieses Nachtrags ist weit entfernt, solche in Aussicht stellen
zu können. Was er giebt, ist stofflich das Alte, nur in teilweise
anderer Beleuchtung oder mit anderen Augen betrachtet und, wie
er glaubt, mit bestimmterer Unterscheidung des Wahrscheinlichen
und des Möglichen, da doch von absoluter Sicherheit auch nicht
ein einziges Mal die Rede sein kann. Man wird vielleicht finden,
wenn er nicht mehr zu bieten hatte, so wäre es nicht nötig gewesen,
ein neues Buch zu schreiben; er hätte es mit einer blossen Kritik des
Bisherigen bewenden lassen können. Das Letztere war nach dem
Erscheinen der Schreiber'schen Monographie auch wirklich seine
Absicht. Aber die überall sich ergebende Nötigung auf Quellen-
fragen zurückzugehen oder andere, selbst unbedeutende und falsch
benannte Denkmäler zur Vergleichung herbeizuziehen, gaben schliess-
lich den Ausschlag dafür, die Form der ikonographischen Gesammt-
 
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