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DIE NACHRICHTEN DER SCHRIFTSTELLER 17

„Lysippos allein, wie es scheint, wusste den Charakter (tö ^9o?)
Alexanders in Erz auszuprägen und die äussere Wohlgestalt mit dem
Ausdruck seiner Tatkraft (xft ;j-opcp7j -rijv Äpervjv) zu vereinen. Die
Anderen aber, indem sie die Wendung ßtito«rpoi|rf,v) des Halses, sowie
den Schmelz (Staxucnv) und die Feuchtigkeit der Augen nachbilden
wollten, bewahrten nicht (genug) das Mannhafte (äßteveHctfv) und
Löwenähnliche (XsovTwSe;) seiner Erscheinung.

Was Plutarch unter der Sti^uct; und by^ävifi versteht, ist schwer
zu sagen. Jedenfalls kann nicht der schmachtende Blick der Aphro-
dite gemeint sein, denn diesen hätte auch Lysippos nicht mit dem
Löwenhaften in Eins zu verschmelzen vermocht. Plutarch scheint
im Gegenteil sagen zu wollen, dass Lysipp den feuchten Blick
seines Helden niemals ins Schmachtende oder Unmännliche herab-
sinken Hess, wie manche der anderen Künstler. Der Charakter des
Blickes hing wohl mit der Gewohnheit Alexanders zusammen, den
Kopf etwas nach oben gerichtet zu halten (Auatmwu <te to irpfflrov
'AXi^ÄVöpov 7&dc<j«vroc «v<ö [äXinovT« tu r:pocu>—w —po; tov oüpavöv,
(üc7:ep auTÖ: zuii'<)z: jAS-iivW^scxv^so: y^'-i'/'f, -xosxlivoiv tov Tpay^ov).1

Diese Richtung mochte demselben etwas Schwärmerisches geben,
was dann bei den Schriftstellern in Ermanglung eines zutreffenderen
Ausdrucks als Steuert; und &yp<ta]{ bezeichnet wurde. Die Er-
klärung Visconti's,2 bypäTVfi bedeute so viel als Glanz und Leucht-
kraft, ist mehr eine Zerhauung des Knotens, als eine Lösung, und
wird durch die Berufung auf die laeti ocali des Solin3 nicht hin-
reichend gerechtfertigt.

Auch das XsqvtcüÄs; wird verschieden gedeutet. Genau ge-
nommen ist es nur ein synonymer Ausdruck von äppsvwTu^, die
löwenhaften Eigenschaften von Mut und Kühnheit, verbunden mit
Majestät der Erscheinung, bezeichnend. Gewöhnlich giebt man ihm
aber noch eine weitere Bedeutung, indem man es auf das mähnen-
artige Haupthaar Alexanders bezieht, das uns die beglaubigten
Bildnisse kennen lehren. Für die Ikonographie ist es gleichgiltig,
ob die Löwenmähne Alexanders aus den Denkmälern oder aus der
Stelle des Plutarch abgeleitet wird. Aber richtig ist nur das Erstere.
Die Vereinigung der Löwenmähne mit dem feuchten Blick konnte
nicht wohl eine besondere Schwierigkeit für die Künstler bilden.
Dagegen bedurfte es des Genius eines Lysipp, um die dem Alexan-

1 Plut. De Alex. fort, seil virt. II. 2. * Icon. gr. II. p. 63 Anm. 3.

3 Sol. Coli, rer memor. IX. 20.

ßcrnoulli, Die i'ilulicnm D;ii-sU-llutij;rii Ali-xumicrs d. Or. 3
 
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