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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0098
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KÖPFE MIT KURZEM HAAR 95

zukommend oder für ihn bezeichnend erwiesen sind, weshalb ge-
wöhnlich auch noch die Gesichtszüge auf das Prokrustesbett gelegt
werden, um die Namengebung begründeter erscheinen zu lassen.

So hat Papayannakis ein jugendliches Köpfchen im Besitz des
Herrn Couris zu Odessa, aus der Umgebung von Smyrna, in der
Gaz. arch. II. 1876 pl. VII. No. 21 als Alexander publiciert: ein
lysippischer Athletentypus, dessen kurzes, leicht gelocktes Haar von
einem schleifenlosen Band umgeben ist; der Kopf etwas nach rechts
geneigt. Papayannakis meint, es seien allerdings quelques legeres
dtfferences vom gewöhnlichen Alexandertypus vorhanden; aber der
Vergleich mit der Azaraherme und den Münzen setze die Bedeutung
ausser Zweifel. An der Jugendlichkeit des bediademten Königs
brauche man sich nicht zu stossen, da Alexander schon im 16. Jahre
zur Teilnahme an der Regierung berufen wurde. Welche Umschweife,
um etwas zu beweisen, wofür im Grunde gar nichts spricht. Im
Berliner Skulpturen katalog wird das Köpfchen als Replik des
dortigen Athietenkopfs No. 484 bezeichnet.

Ebenso willkürlich wird eine kleine Bronzeherme von Pompeji
aus der ehmaligen Sammlung Basilewsky, jetzt in der Eremitage von
Petersburg (abgeb. Fröhner Cat. des bronzes de la coli. Greau,
pl. 29 No. 959), Alexander genannt. Sie hat gescheiteltes und stufen-
weise gelocktes, aber ziemlich kurzes, die Ohren ganz frei lassendes
Haar, mit einem umwundenen Reif geschmückt, von dem die Binden-
enden lang auf die Schultern herabfallen.

Geraume Zeit figurierte unter dem Namen Alexander der
jugendliche, leicht aufwärts blickende Hermenkopf mit den keimenden
Stierhömchen in Neapel (abgeb. Arndt-Bruckm. 353,354)l, der nach
dem eingeritzten Wangenbart allerdings wohl ein Porträt sein mag,
nach dem kurz gebüschelten Haar aber gewiss kein Alexander, wie
noch de Petra meinte. Wenn er jetzt der Hörnchen und der Binde
wegen für einen Diadochen genommen wird, so dürfte das noch
weiterer Untersuchung empfohlen sein, denn die schmale Binde ist
nicht das Abzeichen der Könige.

Ein wirkliches Diadem trägt der ähnlich gehörnte kurzgelockte
Kopf im Lateran No. 236 (abgeb. Arndt-Bruckm. 351, 352), den
Six wegen angeblicher Übereinstimmung mit dem Alexander (?) der
Löwenjagd auf dem Sarkophag von Sidon (abgeb. Jahrb. d. Inst. 1894,

1 Comp, e de Petra Villa Ercol. XX. 3; Rom. Mitth. IV. p. 35.
 
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