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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0100
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KÖPFE IN KOPENHAGEN UND ATHEN 97

Suppl. zu IV. pl. 1, damals im Cabinet des Marechal d'Estrees, der
kleine Jünglingskopf in Ny-Carlsberg zu Kopenhagen (abgeb.
Arndt Coli. Ny-Car!sberg pl. 78) u. and.

Ein jetzt ebenfalls nach Kopenhagen gekommener behelmter
Kopf von Velletri (abgeb. Arndt-Brucktn. 575,576)1 wird nicht sowohl
seines allgemeinen Feldherrncharakters wegen für Alexander ge-
nommen, als deswegen, weil der Helm vorn in eine Löwenschnauze
ausgeht. Der Löwenhelm, meint Arndt, empfehle die Deutung. Aber
dann müsste es wenigstens die von den makedonischen Münzen her
bekannte Kopfbedeckung des Herakles, die Kopfhaut eines Löwen
sein, nicht ein mit Löwenschnauze verzierter korinthischer Helm, der
natürlich aus Metall zu denken ist. Auch Formen und Ausdruck
sprechen gegen Alexander.L'

Einen wirklichen Löwenhelm im Sinn der Alexandermünzen
trägt der 1873 beim Dipylon gefundene Kopf im Nationalmuseum
zu Athen (abgeb. Arndt-Bruckm. Portr. 485,486):l, der von Graf für
Herakles genommen, von Arndt wieder frageweise auf Alexander
gedeutet wird. Ich muss dem Letzteren insofern Recht geben, als er
bestimmt Porträtzüge darin ausgedrückt findet, die zu einem Heros
nicht passen. Aber dass der Kopf auch nur entfernt an Alexander
erinnere, wird man nicht sagen können. Er zeigt ein ausgesprochen
senkrechtes Profil, an dem nur die Oberstirn um eine Stufe zurück
tritt, einen vorstehenden Mund mit hängender Unterlippe, scharf be-
grenzte Kinnbacken und kurzgelocktes, nur an den Schläfen sicht-
bares Haar. Die Nase ist abgeschlagen, der Hinterkopf fehlt. Diesem
Mangel an allen physiognomischen Aiexandermerkmalen gegen-
über kann der Löwenhelm, der ja ohnedies ein sehr zweifelhaftes
Abzeichen des Königs ist, unmöglich etwas beweisen. — Benndorf
scheint in dem Kopf die gleiche Person zu erkennen wie in dem
athenischen Exemplar des Erbacher Typus, und bezeichnet ihn;
mir etwas unverständlich, als kranken Alexander. Aber wer sollte

assimilierte man ihn hiebei sicher nicht dem griechischen Hermes oder Herakles,
sondern höchstens dem Zeus. Schreiber glaubt in einer mit Widderhörnern ge-
schmückten kleinen ägyptischen Bronzebüste der Sammlung Sieglin in Stuttgart
(abgeb. Stud. p. 150) einen Alexander-Ammon nachweisen zu können: langgelockt
wie der Londoner Kopf von Alexandria, mit hoher Oötterkrone und in persischer(?)
Königs! rächt.

1 Chaumeix Melanges d'arch. et d'hist. de l'ec. franc. de Rome XIX. 1899 pl. 1.
'- Vgl. Schreiber Stud. p. 282.
:' Oräf Rom. Mitt. IV. 1889. p. 199.

Bernonlli, Die erhaltenen Darstellungen Alexanders d. Gr. 7
 
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