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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0118
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MANTEL- UND PANZERFIGUREN 115

scheinen der schmucklose kurze Panzer, dessen Lappen grade nur
bis zu den Geschlechtsteilen reichen, sowie die nackten Füsse der
Würde eines Königs wenig zu entsprechen. Immerhin mag ein ver-
dorbener etruskischer Alexandertypus zu Grunde liegen.'

Auch bei der in Britannien gefundenen barhäuptigen Bronze-
statuette im brit. Museum, die den linken Fuss auf eine Erhöhung
setzt (abgeb. Six Rom. Mitt. 18.1903. p. 208 -), wird man nach der breiten
Kopfbinde vielmehr an einen griechischen König als an einen römi-
schen Kaiser denken müssen. Das aufgesträubte Haar und die leichte
Richtung des Kopfes nach oben sowie das entschiedene Herrscher-
motiv, die mit der Lanze erhobene Rechte und das Aufstützen des
Fusses, geben der Deutung Alexander eine gewisse Wahrscheinlich-
keit. Bedenken erregt nur die verhältnismässige Kürze des Haares,
wenn nicht auch der Fundort (Barking Hall in Suffolk).8

Eine ebenfalls unbehelmte Marmorstatuette in Berlin No.304
(der Kopf abgeb. Schreiber Stud. p. 22)' mit Mantel über dem Rücken
wird der symmetrischen <ivaGTo}.7) des Stirnhaars und der Binde wegen
Alexander genannt. Die Binde ist aber offenbar kein Diadem und
der neutrale Knabentypus des Gesichts bietet keine besonderen Be-
rührungspunkte mit seinem Bildnis.

Über die ägyptische Bronzefigur mit dem Strahlenkranz im
Louvre (abgeb. Schreiber Taf. VIII. 6), welche der Herausgeber als
Alexander-Helios fasst, ist bereits bei Anlass der Heliosbesprechung
des capitolinischen Kopfes (p. 69) das Nötige gesagt worden. Die
Aufrechterhaltung der bezüglichen Deutung hängt davon ab, inwieweit
es mit den angeblichen Darstellungen des Alexander als Helios über-
haupt seine Richtigkeit hat.

d. Sitzende Alexanderdarstellungen.

Thronende Bronzefigur von Rheims in der Bibliotheque
nationale zu Paris, Sammlung Janze (abgeb. Fig. 39),5 unterwärts mit

' Vgl. Schreiber p. 92.

* Wo auf Murray The Portfolio n. 36 (April 1898) verwiesen wird, welche Zeit-
schrift mir nicht zugänglich ist. Nach der Aufschrift soll die Bronze schon in den
Vetasta monum. IV. Taf. 11—15 abgebildet sein (Studniczka); eine Umrisszeichnung
giebt auch Clarac pl. 972. 2509 A. Vgl. m. Rom. Ikonographie II. 1. p. 398 unten.
11 Ihre Höhe beträgt c. 2', nicht 6, wie bei Clarac angegeben wird.
1 Skizze der ganzen Figur im Skulptiirenkatalog.
r' Babelon et Blanche! Cat. des bronzes p. 356 No. 824; Ujfalvy pl. V.; Schreiber
 
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